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Nachgefragt„Kein Klamauk“

■ Jüdische Gemeinde kritisiert Gedenknacht

Die Jüdische Gemeinde hat jetzt mit vorsichtiger Kritik auf die im Rathaus geplante „Nacht der Jugend“ zum Gedenken an die Reichspogromnacht reagiert. Die rund 1.000 Mitglieder wurden von Bürgermeister Henning Scherf deshalb persönlich zu der Veranstaltung am 10. November mit u.a. Hip-Hop-Musik der türkischen Frauenband „Mutlu“ eingeladen. Wir sprachen mit der Gemeindevorsitzenden Elvira Noa über die Vorbehalte.

taz: Bei den Bremer Festorganisatoren ist der Eindruck entstanden, Ihrer Gemeinde sei der Party-Charakter suspekt?

Elvira Noa: Ich befürworte natürlich, daß man versuchen will, gerade Jugendliche zum Nachdenken zu bringen. Aber man muß sehr vorsichtig sein, daß da kein Klamauk draus wird – und das kann bei Jugendlichen durchaus passieren.

Darf man denn nur ernst und sühnevoll an die Nacht der Täter erinnern?

Sühnevoll hat sowieso keinen Sinn, denn die Jugendlichen sind ja nicht die Täter gewesen. Man muß aber die Menschen – ob jung oder alt – in die Lage versetzen, sich vorstellen zu können, was damals geschehen ist. Gewisse Inhalte, mit denen man sich an diesen Tagen beschäftigt, passen eben nicht mit Klamauk zusammen. Es gibt für sehr verschiedene Anlässe verschiedene Verhaltensweisen.

Also stört Sie das gesamte jugendlich orientierte Konzept?

Das nicht. Aber wir sollten zum Beispiel für ein Café auf der Veranstaltung ausschließlich koschere Speisen aus der jüdischen Küche vorbereiten. Das kam mir so vor, als ob man die Juden in einem Programm vorführen will. Außerdem habe ich die Sorge, daß sich viele Erwachsene von diesem Programm nicht angesprochen fühlen. Sie kommen aus einem Land, in dem sie als Juden ein sehr schweres Leben hatten. Gerade die Älteren haben sehr viel durchgemacht, ihre Familien sind erschossen worden.

Aber im Programm gibt es durchaus ernsthafte Elemente. Wolf Biermann wird einen zweistündigen Sprechgesang vortragen.

Ja, das wird viele sicher auch ansprechen. Aber generell ist es ja so, daß sich das Programm eigentlich gar nicht an uns richtet. Der Wunsch der Organisatoren war zwar, daß wir alle mitmachen. Aber den kann ich nicht erfüllen, und das finde ich auch nicht nötig, weil man das trennen muß: Sie sollen weinen über sich und ihre Geschichte und wir weinen über uns und unser Leiden. Fragen: Katja Ubben

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