Nachgefragt: Flexibler Strommarkt! Energiewende kaputt?
■ Greenpeace will nicht, daß die Bremer Stadtwerke Strom-Kapazitäten abbauen
Am 18. Dezember berät der Aufsichtsrat der Bremer Stadtwerke über die Schließung von fünf Stromerzeugungs-Werken in Bremen. Falls die Blöcke geschlossen werden, müßte Bremen von der „Preussen Elektra“ Energie für Bremen dazu kaufen. Gudrun Bleeker von der Greenpeace-Gruppe Bremen kritisiert die Pläne: So werde die Wende hin zu ökologischer Stromwirtschaft nicht geschafft.
taz: Was ist aus ökologischer Sicht das Problem beim Abschalten von fünf Werken der Stadtwerke?
Gudrun Bleeker von der Greenpeace-Gruppe Bremen: In Zukunft sollen in Bremen 40 Prozent Strom zugekauft werden, bisher waren es 10 Prozent. Das wird überwiegend Atomstrom sein.
Was für Alternativen gäbe es zu der Schließung?
Bleeker: Die Stadtwerke argumentieren rein Betriebswirtschaftlich und nicht ökologisch. Dabei gibt es von uns Berechnungen, die zeigen, daß sich Energieversorgung auf ökologischer Basis durchaus rechnet. Es gibt Ansätze in diese Richtung, auch in Bremen. Es gab zum Beispiel einmal die Idee, am Weser-Wehr Wasserkraft zu gewinnen. Außerhalb von Bremen besitzen die Stadtwerke zudem Windkraftanlagen.
Wie ökologisch arbeiten die fünf abzuschaltenden Werke in Bremen?
Bleeker: „Hastedt 15“ ist immerhin ein modernes Kraft-Wärme-gekoppeltes Werk, da wird also nicht nur der Strom, sondern auch die Abwärme genutzt. „Hastedt 14“ wird mit Gas betrieben, „Mittelsbühren 1“ und „2“ werden mit dem Gichtgas aus dem Stahlwerken, eigentlich ein Abfallprodukt, betrieben. Das ist auch eine sinnvolle Sache. „Hafen 5“ wird mit Kohle betrieben.
Was für Bemühungen für eine Energiewende gab es in der Vergangenheit in Bremen?
Bleeker: Unter dem Eindruck von Tschernobyl hat der Bremer Energiebeirat von 1986 bis 1989 Szenarien entwickelt, wie Bremen auch ohne Atomstrom seine Energieversorgung organisieren kann. Die Vorschläge aus dem Abschlußbericht sind heute aktueller denn je. Die Stadtwerke sehen sich selbst als ökologischen Energiedienstleister und haben auch durchaus gute Ansätze: das Kundenzentrum in der Sögestraße, Energieeinsparprogramme, Fernwärmeausbau. Dieser Weg muß weiter beschritten werden. Mit der Schließung insbesondere von Hastedt 15 würde die Chancen dafür vertan.
Was passiert, wenn die Blöcke doch stillgelegt werden?
Bleeker: Dann bleiben drei Kraftwerk in Bremen und es wird Strom von außerhalb dazugekauft. Die Stadtwerke selbst haben in einem Arbeitspapier geschrieben, daß es durchaus auch skandinavischer Strom aus Wasserkraft sein könnte, aber im Endeffekt wird es wohl eher Atomstrom werden. Fragen: cd
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