piwik no script img

NachgefragtMehr Möglichkeiten?

■ Grüne: Neue Hochschul-Abschlüsse sind im Interesse der Studierenden

Die Grünen plädieren für eine flächendeckende Einführung von Bachelor- und Master-Studienabschlüssen in Bremen. „Wir freuen uns, dass inzwischen auch die Bremer Grünen aufgewacht sind“, kommentierte gestern Gerlinde Berk, wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD, und behauptet, das neue Hochschulgesetz von CDU und SPD sehe eine solche flächendeckende Einführung vor. Ist die Forderung der Grünen der Abgesang auf die bisherigen Abschlüsse Magister und Diplom, fragte die taz den wissenschaftpolitischen Sprecher der Grünen, Hermann Kuhn.

taz: Wird es in zehn Jahren Diplom und Magister noch geben, Herr Kuhn?

Hermann Kuhn: Ja. Wenn es gut geht, werden daneben dann Bachelor und Master-Abschlüsse möglich sein. Nach einer Probephase wird man sich überlegen müssen, wie es weitergeht.

Läutet man jetzt das Ende der alten Abschlüsse ein?

Es gibt keinen Grund, defensiv über die bisherigen Abschlüsse zu sprechen. Wenn sich die Gründe für die Beibehaltung dieser Abschlüsse international als stichhaltig erweisen, werden alle Abschlussarten eine Existenzberechtigung haben.

Welcher Abschluss sich auf dem Arbeitsmarkt durchsetzt – bestimmt das die Politik oder die Wirtschaft?

Der Arbeitsmarkt hat immer starken Einfluss auf die Art der Abschlüsse ausgeübt. Die öffentliche Verwaltung hat als Arbeitgeber auch keinen geringen Einfluss darauf. Was die Wirtschaft betrifft: Dort ist man keineswegs eindeutig für Bachelor und Master. Was richtig ist: Fachhochschülern wird in der Berufswelt eine praxisnähere Ausbildung unterstellt. Deshalb gehen ja auch Universitäten schon in deren Richtung.

Vor wenigen Jahren gab es bei den Grünen noch sehr viel größere Berührungsängste gegenüber neuen Abschlüssen, weil man Schmalspurstudien befürchtete.

Die Wirklichkeit zeigt: Die Kette „länger studieren – besser qualifiziert – besser bezahlt“ stimmt so längst nicht mehr. Die Bachelor/Master-Debatte hat einen enormen Schub durch den Internationalisierungszwang bekommen. Aber die neuen Abschlüsse bieten auch anderes: Sie kommen den inzwischen sehr ausdifferenzierten Wünschen der Studierenden entgegen. Studierende sollen nicht in ein Schema gepresst werden, sondern die Wahl haben.

Unbestritten: Der Wunsch nach einem verschulteren und schnelleren Studium existiert unter vielen Studierenden. Aber wird so langfristig der Bedarf nach wissenschaftlicheren Studien nicht still verdrängt?

Es wird auch in Zukunft nicht weniger junge Menschen geben, die eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen. Am Doktorgrad wird ja nicht gerüttelt. Meine Erwartung an die neuen Abschlüsse ist, dass es sogar einen Zuwachs von erfolgreichen Absolventen gibt, weil weniger Studierende vorher aufgeben. Diejenigen, die schneller oder verschulter studieren wollen, müssen es auch können. Es gibt viele Probleme an den Hochschulen, die nichts mit der finanziellen Ausstattung zu tun haben.

Fragen: cd

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen