Nach der Wahl in Indonesien: 272 Helfer sterben an Überarbeitung
Weil sie tagelang bis spät in die Nacht Stimmzettel auszählen mussten, sind 272 Wahlhelfer in Indonesien an Stress und Übermüdung gestorben.
Aber Supriyanto ist kein Einzelfall. Arief Priyo Susanto, Sprecher der Wahlkommission, bestätigte am Samstag Berichte, wonach seit der Wahl im ganzen Land schon 272 Wahlhelfer durch Stress, Druck, Schlafmangel und Erschöpfung gestorben sind. Weitere 1.878 seien erkrankt.
Der Urnengang war eine Megawahl. Erstmalig wurden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen gleichzeitig abgehalten. Zudem fanden Provinz- und Kommunalwahlen statt. 190 Millionen Indonesier waren wahlberechtigt, und 82 Prozent machten von diesem Recht Gebrauch. Auch die anderen Zahlen sind überwältigend: 800.000 Wahllokale, fünf Millionen Wahlhelfer plus 400.000 Polizisten und Soldaten zur Gewährleistung der Sicherheit.
Vor allem die Präsidentschaftswahl war eine Richtungsentscheidung zwischen Amtsinhaber Joko Widodo und Herausforderer Prabowo Subianato. Nach inoffiziellen Zählungen liegt Präsident Widodo mit 54 Prozent der Stimmen gut zehn Prozent vor seinem Herausforderer. Prabowo weigert sich jedoch standhaft, seine Niederlage einzugestehen.
Keine Toleranz für „Minifehler“
Entsprechend groß ist der Druck auf die Wahlhelfer, die Millionen von Stimmzettel der Präsidentschaftswahl, der Parlamentswahl, der Senatswahl, der Provinz- und Kommunalwahlen auszählen, die Ergebnisse dokumentieren, kopieren, signieren müssen. „Die arbeiten jeden Tag bis tief in die Nacht“, sagt Andreas Harsono telefonisch gegenüber der taz. Das gehe an die Substanz und besonders gefährdet seien Menschen mit Vorerkrankungen wie Kreislaufprobleme oder Herzfehler.
„Hinzu kommt aber auch der politische Druck“, weiß der Autor des Buches über „Ethnische und religiöse Gewalt im Post-Suharto Indonesien“. Das Lager von Prabowo wittere hinter jedem „Minifehler“ bei der Auszählung oder bei schwer leserlich ausgefüllten Wahlzetteln Manipulation und Betrug.
Wahlen in Indonesien waren offenbar schon immer ein Risiko für das seelische Wohlbefinden der Kandidaten. Für deprimierte Wahlverlierer haben Krankenhäuser auch in diesem Jahr wieder Sondereinheiten zur psychischen Therapie von postwahltraumatischen Belastungsstörungen eingerichtet.
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