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Nach der AbwrackprämieFolgen Jobverluste auf die Auto-Orgie?

Die Abwrackprämie ist aufgebraucht. Wie geht es jetzt weiter? Jobverluste könnten die Folge sein, sagen Autoexperten. Und ebenso könnten Rabatte auf Rekordniveau steigen.

Zu spät: Die Party ist vorbei. Bild: dpa

BERLIN taz | Ab sofort muss die deutsche Autoindustrie ohne die staatliche Wundermaßnahme klarkommen. Einen Ersatz oder eine Verlängerung der sogenannten Umweltprämie, heißt es aus der Bundesregierung, soll es nicht geben. Was nun?

Bislang fallen die Prognosen der Experten düster aus. Bis zu 90.000 Personen könnten ihre Arbeit in der Automobilindustrie verlieren, sagte gestern Wolfgang Meinig vom Forschungsinstitut Automobilwirtschaft im ARD-Morgenmagazin.

Ralf Landmann von der Unternehmensberatung Roland Berger differenziert: Bis zum Jahr 2011 könne so zwar das Worst-Case-Szenario aussehen, dies sei aber nicht als direkte Folge der Abwrackprämie zu verstehen. Der Stellenabbau sei lediglich verzögert worden.

Stefan Reindl, der stellvertretende Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft, gibt sich vorsichtiger: Es sei zwar zu befürchten, dass Arbeitsplätze verloren gingen, bis zum nächsten Jahr könne aber keine klare Aussage getroffen werden. "Die Abwrackprämie hat Schlimmeres verhindert und wird auch noch bis Jahresende wirken, da viele der bestellten Fahrzeuge noch nicht ausgeliefert wurden." Danach allerdings werde sich die Branche viel einfallen lassen müssen.

Allzu viele Möglichkeiten, sich etwas einfallen zu lassen, wird der deutsche Automobilmarkt auf absehbare Zeit allerdings nicht bieten. Am ehesten noch geeignet: die Preispolitik.

So belegt eine Studie des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen, dass dem Abwracken eine regelrechte Rabattflut folgen könnte: "Der Abwrackspuk hat im deutschen Automarkt die Preisstruktur nachhaltig geschädigt." Deutschen Autokäufern werde es künftig schwer zu vermitteln sein, dass "ein neuer Golf ,nur' mit 30 Prozent Rabatt oder gar 20 Prozent Rabatt gekauft werden kann".

Preisnachlässe auf Rekordniveau seien nämlich bereits zu Zeiten der Umweltprämie für den Autokäufer kein Novum gewesen: Ein VW Golf Trendline beispielsweise konnte mit 40,6 Prozent auf den Listenpreis erstanden werden, ein Opel Corsa Selection mit 46,2 Prozent Preisnachlass. "An solche Preise gewöhnt sich der Kunde natürlich", sagt Landmann - und der Trend werde zunächst auch anhalten. "Selbst wenn mit der Abwrackprämie auf dem Automarkt nicht plötzlich alle Lichter ausgehen: Dem Handel steht ein schwieriges Jahr bevor." Für den Verbraucher sei diese Entwicklung eher positiv.

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3 Kommentare

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  • JK
    Juergen K.

    Das haette wohl niemend gedacht, nicht einmal unter 3 Pro Mille geträumt:

     

    Die Bundesregierung investiert 5 Milliarden, um 100 Tausende beschleunigt in das Soziale Ruhekissen Hartz4 zu verfrachten.

     

    Fast so, wie die 46 jährigen Postbeamten.

     

    Da ist doch noch Zukunft ! Die Zukunft der künftigen CO2 Einsparung.

     

    Die werden nie wieder richtig konsummieren.

     

    Arcandor und Hertie nehmen diese Antizipation in die Planungen auf.

     

    Wer da noch überbleibt sitzt auf dem Stuhl des Mittelstandes.

     

    Gut, die Postbeamten kucken aus selbigem noch oben heraus.

     

    Die anderen werden ihre Verkaufsanzüge wohl in den Bewerbungstraining auftragen.

     

    Das wars dann aber auch.

     

    Ob die dann noch um 7 aufstehen und wissen was sie tun sollen ?!

     

    Können sich ja an die OPTIMISTISCHTE Volksverdummung festhalten: 2020 gehts uns wieder gut.

     

    Super das, besser als gar nichts.

     

    Bis dahin legen wir uns in die Kühltruhe, solange Merkel uns den Strom bezahlt und stellen uns einfach tot.

     

    90 % des Bundestages teilen uns noch nicht einmal mit, ob wir uns tot stellen sollen !

     

    Oder ob wir weiterhin Abfälle in den Tafeln fressen sollen.

     

    Ist wohl die Eigenverantwortung ?

     

    Eigenverantwortung in Frieden, Freude und Ackermmanns und Eicks Eierkuchen.

     

    Was sollen wir bis 2020 machen ?

    Einfach nur Arm sein ? Und dann ?

    Bis 2030 Arm bleiben ? Und dann ?

  • L
    Lachgummi

    Ja und? Die Arbeitslosigkeit kommt doch erst NACH nach den Wahlen. Wem kümmert es dann noch. Ja, gut. Den Arbeitslosen. Die werden sich sicher nicht freuen. Aber den Parteien, die die Wahl gewonnen haben ist das doch schnurzegal. Arbeitslose gehören zu den Sozialschmarotzern und zählen als Menschen zweiter Klasse. Nur die Steuerzahlenden guten Bürger sind interessant. Mal sehen wer nach den Wahlen noch alles dazughört. Hi, hi, hi, hi....

  • RK
    Roland Klose, Unter der Suntelt 5, 57392 Bad Fredeburg/Hochsauerland

    Was wird nach Auslaufen der Abwrackprämie mit der Auto- und Zulieferindustrie in der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit 1929? Die Insolvenzen bei den Autohändlern werden rasant ansteigen und die Kurzarbeit bzw. die Arbeitslosigkeit wird dramatisch zunehmen. Können wir da noch gegensteuern? Natürlich, indem wir den Mehrwertsteuersatz generell für die Dauer der Krise auf max. 7% für alle Wirtschaftsgüter beschränken. Das schafft Nachfrage im Inland auf breiter Front, Aufträge für die Wirtschaft, mehr Wachstum und damit zusätzliche Arbeitsplätze. Kann diese steuerpolitische Maßnahme auch in der E U durchgesetzt werden, so nützt das auch unserem Export. Können wir uns diese radikale MWSt.-Senkung denn überhaupt leisten? Ja, denn bei einer "Krisenschlussverkaufsstimmung" wird es mit Sicherheit nicht weniger Steuereinnahmen geben, weil es dabei die Masse der getätigten Umsätze ausmacht. Die MWSt.-Senkung auf 7% für die Dauer der Krise wäre somit ein sinnvolles und probates Mittel anstelle einer weiteren Verlängerung der Abwrackprämie. Schließlich haben wir das sog. Wirtschaftswunder auch ohne eine Mehrwertsteuer, die es erst seit 1968 gibt, geschafft. Und was tut die Politik? Sie macht Wahlkampf und streitet sich um machtpolitische Konstellationen wie Schwarz-Gelb, Jamaika, Ampel und Rot-Rot-Grün. Wann sieht die Politik endlich ein, dass es in Wirklichkeit um Menschen geht, die von ihr in vermeidbare Schicksale wie Armut, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit gestürzt werden?