Nach der Abwahl von McCarthy: Welcher Republikaner folgt ihm?
Im US-Repräsentantenhauses zeigen die ersten, dass sie McCarthys Platz übernehmen wollen. Wer immer es wird, steht vor denselben Problemen wie er.
Erwartungsgemäß war Fraktionschef Steve Scalise aus Louisiana, die bisherige Nummer zwei hinter dem nunmehr abgewählten McCarthy, der Erste, der seine Ambitionen kundtat. Der 57-Jährige, der sich derzeit einer Blutkrebsbehandlung unterzieht, schrieb in einem Brief an seine Fraktionskolleg*innen, er sei sich der Herausforderungen bewusst, die vor ihm lägen, doch habe er schon in der Vergangenheit Widrigkeiten überwunden und wisse, worauf es beim Kämpfen ankomme. Er sei bereit für die Schlacht.
Scalise hat mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, seit er 2017 bei einem Attentatsversuch angeschossen wurde, was ihn national bekannt machte. Das nutzt er jetzt für seine Bewerbung.
Als er damals 15 Wochen im Krankenhaus gelegen habe, habe ihn die Aussicht, „wieder mit Ihnen allen arbeiten zu dürfen“, motiviert, wieder gesund zu werden, schreibt er in seiner Bewerbung. Er sei oft gefragt worden, warum er zurück in einen Job wolle, der ihn fast das Leben gekostet hätte. „Aber das war nie eine Frage für mich: Ich liebe dieses Land, und ich glaube daran, dass wir hierhergeschickt wurden, um zusammen die großen Herausforderungen zu bewältigen.“
Solche Rhetorik aber verfängt nicht bei allen. Ein Mitglied des Freedom Caucus, der wichtigsten Rechts-außen-Gruppierung innerhalb der Fraktion, kommentierte gegenüber NBC, Scalise sei kein Stück besser als McCarthy.
Gaetz unterstützt Scalise
Aus dem Freedom Caucus stammten auch die meisten derjenigen Rebellen, die im Januar ein ums andere Mal die Wahl Kevin McCarthys verhinderten und so ein mühsames Prozedere aus 15 Wahlgängen erzwangen. Außerdem ist Jim Jordan Teil des Freedom Caucus. Der Abgeordnete aus Ohio, derzeit Vorsitzender des Justizausschusses, scheint ebenfalls Interesse an der McCarthy-Nachfolge anzumelden – allerdings bislang, anders als Scalise, noch nicht mit einer ausformulierten Bewerbung, sondern mit einem schlichten „Ja“ auf entsprechende Reporterfragen.
Wer allerdings auch immer die Führung übernimmt, sieht sich sofort mit den gleichen Fragestellungen konfrontiert wie sein Vorgänger.
McCarthy war auf Antrag des republikanischen Abgeordneten Matt Gaetz mit den Stimmen von acht republikanischen und aller demokratischen Abgeordneten abgesetzt worden. Die Abtrünnigen aus den eigenen Reihen nahmen ihm übel, dass er in der Vorwoche einen Kompromiss zur Weiterfinanzierung der US-Bundesregierung bis zum 17. November ausgehandelt hatte, den er nur mit Unterstützung von Demokrat*innen hatte durchbringen können. Damit war ein Shutdown der Bundesregierung abgewendet worden. Dass Gaetz und seine Mitstreiter*innen für McCarthys Abwahl noch wesentlich mehr demokratische Stimmen brauchten, ficht die Rebellen nicht an.
Matt Gaetz hat bereits Unterstützung von Scalise signalisiert. Wie lange die vorhält, weiß niemand.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen