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Nach den Erdbeben in SyrienNicht mal mehr Zelte zu kaufen

Durch das Nachbeben gibt es weitere Verletzte und Tote. Viele sind traumatisiert, die psychische Belastung der Menschen nimmt zu.

Zeltstadt in der Provinz Idlib, eine Folge des Erdbebens Foto: Ghaith Alsayed/ap

Idlib taz | Ein weiteres Erdbeben hat die Türkei und Syrien am Montagabend erschüttert. In Nordwestsyrien arbeiteten die Krankenhäuser die ganze Nacht durch, um die Opfer des Bebens der Stärke 6,4 auf der Richterskala zu versorgen. Die Sirenen der Krankenwagen sind in der ganzen Region zu hören.

Nach dem verheerenden Erdbeben vom 6. Februar kehrten viele Menschen in ihre Häuser zurück – auch wenn diese infolge des Bebens, der grundsätzlichen schlechten Infrastruktur und der durch den anhaltenden Konflikt in Syrien bedingten hohen Preise für Reparaturen eigentlich nicht mehr bewohnbar waren.

Als sich das Erdbeben gegen 20 Uhr Ortszeit am Montag ereignete, rannten die Menschen in Nordwestsyrien erneut ins Freie. Viele Zelte, die nun auf öffentlichen Flächen aufgeschlagen wurden, sind heillos überfüllt. Die Menschen fürchten sich nun erst recht davor, in ihre Häuser zurückzukehren.

In der Region um Idlib, die vor allem von der dschihadistischen Miliz Hai’at Tahrir asch-Scham kontrolliert wird, sind mittlerweile keine Zelte mehr erhältlich. Es mangelt an winterfesten Unterkünften, manche schlafen in ihren Autos – die, die sich eines leisten können. Die eisigen Witterungsbedingungen verschlimmern die Situation.

Lieber runterspringen, als begraben zu werden

Raed Saleh, der Leiter der nordwestsyrischen Hilfsgruppe Weißhelme, gab an, dass viele Gebäude in den Dörfern westlich von Idlib weiter eingestürzt seien. Bei dem Nachbeben wurden insgesamt mehr als hundert Menschen verletzt, so die Weißhelme. Sie erwarten einen weiteren Anstieg der Zahlen.

Auch im vom syrischen Regime von Baschar al-Assad kontrollierten und ebenfalls betroffenen Aleppo starben nach Angaben des katarischen Medienhauses al Jazeera sechs Menschen. In der Osttürkei wurden laut der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad mindestens 294 Menschen verletzt.

Amer Saraqibi, der im Katastrophenschutz in Nordidlib tätig ist, sagte: „Häuser, die während des ersten Bebens zum Teil zerstört wurden, sind nun ganz eingestürzt. Die psychische Belastung der Menschen nimmt zu, Frauen kommen mit Nervenzusammenbruch in die Kliniken, die Krankenschwestern versuchen vergeblich, sie zu beruhigen.“

Saraqibi fügte an: „Weil sie solche Angst vor dem Einsturz ihrer Wohngebäude hatten, sind manche Menschen aus den oberen Stockwerken der Häuser gesprungen und wurden mit gebrochenen Knochen ins Krankenhaus eingeliefert. In zwei lokalen Krankenhäusern wurden vier solcher Fälle verzeichnet“.

Übersetzung: Lisa Schneider

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