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Nach Übergriff in Prenzlauer BergRassisten auf der Flucht

Opfer liegt weiter im Krankenhaus. Am Freitag wollen linke Gruppen auf der Schönhauser Allee demonstrieren

Könnte als Motto für die Demo am Freitag problemlos durchgehen Bild: dapd

Hamid A. geht es weiter nicht gut. Zwar ist der 23-jährige Marokkaner inzwischen außer Lebensgefahr, er befindet sich aber weiter im Krankenhaus. Am vergangenen Freitag hatten ihn drei Unbekannte im Prenzlauer Berg zusammengeschlagen - mutmaßlich aus rassistischen Motiven. Am heutigen Freitag wollen Linke mit einer Demo auf den Angriff reagieren.

Laut Polizei hatte Hamid A. am frühen Freitagmorgen an der Kreuzung Eberswalder Straße Schönhauser Allee eine Frau angesprochen und auf einen Kaffee eingeladen. Drei Männer kommentierten das mit fremdenfeindlichen Sprüchen. Darauf soll der 23-Jährige auf das Trio losgegangen sein. Einer der Männer antwortete mit einem Faustschlag in A.s Gesicht, ein zweiter trat den zu Boden Gestürzten gezielt gegen den Kopf. Der 23-Jährige erlitt einen Nasenknochenbruch sowie einen lebensbedrohlichen Halswirbelriss, eine Vorstufe eines Genickbruch.

Die Polizei wertete die Tat anfangs als gefährliche Körperverletzung, inzwischen ermittelt der Staatsschutz wegen versuchten Mordes. Die Täter seien weiter unbekannt, sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstag. Bisher hätten sich kaum Zeugen gemeldet. "Wir gehen vorerst weiter von einem fremdenfeindlichen Motiv aus." Zeugen hatten die Täter als kurzhaarig, dunkelgekleidet und zwischen 20 bis 25 Jahre alt beschrieben. Sie sollen Hamid A. als "Kanake" und mit "Geh nach Haus, wo du hergekommen bist", beschimpft haben. Nach der Tat flüchteten sie in die Kastanienallee.

Hamid A. lebt seit einem halbem Jahr als Asylbewerber in einem Berliner Flüchtlingsheim. "Vor rassistischen Übergriffe sind Menschen nicht-weißer Hautfarbe in keinem Berliner Bezirk gefeit", sagt Biplab Basu von der Opferberatung ReachOut. In Prenzlauer Berg habe es im letzten Jahr acht rechte Übergriffe gegeben. Damit liege der Stadtteil im Mittelfeld, so Basu.

Die Demonstration von Antifa-Gruppen führt ab 17.30 Uhr vom S-Bahnhof Schönhauser Allee zur Eberswalder Straße. Das Motto: "Wenn Rassisten zuschlagen, sorge dafür, dass sie es nie wieder tun!" Dem Aufruf schloss sich auch der Flüchtingsrat an. Die Veranstalter rechnen mit 400 Teilnehmern. Zudem wurde ein Spendenkonto für Hamid A. eingerichtet.

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8 Kommentare

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  • WB
    Wolfgang Banse

    Für was steht die Bundeshauptstadt Berlin eigentlich?!

    Übergriffe und Überfälle auf Personen anderer Nationalitäten und Hautfarben gehören fast zum Alltag in der Bundeshauptsatdt Berlin.

    Berlin steht nicht für das,wofür es wirbt Toleranz und Weltoffenheit.

  • CW
    City West

    Liegt der gesamte Bezirk Pankow eigentlich auch noch im Mittelfeld in Hinblick auf fremdenfeindliche Übergriffe?

  • D
    Damir

    Spendenkonto:

    Berliner VVN-BdA e.V.

    Postbank Berlin

    BLZ: 100 100 10

    Konto: 315 904 105

    Betreff: Hamid

     

    Quelle: http://www.nea.antifa.de/lokales/13012012_demo.html

  • B
    überrascht

    Eure selektive Berichterstattung ist echt zum kotzen!!!

  • U
    ulf

    ... Darauf soll der 23-Jährige auf das Trio losgegangen sein......

     

    Armes Opfer. Oder doch dusseliger Täter.

  • MK
    Michael Klein

    @zami!

    Wollen Sie jetzt den Spieß umdrehen und das Opfer zum Täter machen??? Laut Aussagen mehrerer Zeugen (es gab nicht nur eine Zeugin)handelt es sich hier eindeutig um einen rassistischen Übergriff aus fremdenfeindlichen Motiven! Da ist nicht mehr dran zu rütteln!

  • Z
    zami

    ich würde hier mal abwarten, was wirklich los war

     

    irgendwie stinkt die geschichte. und wenn die story von anfang an unrund ist, kommt meistens nochwas nach

     

    da gab es schon etliche solcher vorfälle, die sich im nachhinein ganz anders dargestellt haben. und die frau scheint ja als zeugin auch nicht verfügbar zu sein

     

    bevor hier wieder alle pawlowschen reflexe hochkommen: ich toleriere keine gewalt (von keiner seite) und keine pöbeleien gegen niemenden (ausländer, inländer, schwaben, was weiss ich). aber ich fordere sorgfalt von den medien in der berichterstattung.

     

    es kann nicht angehen, dass 10 morde so hingenommen und nicht nachrecherchiert werden und dann so eine geschichte, an der offensichtlich was faul ist, einfach ohne nachzufragen veröffentlicht wird

     

    und jetzt kommt wieder die SA vorbei, die auch keine haben möchte

  • C
    Cartouche

    warum werden die Modalitäten des Spendenkontos nicht erwähnt? Wäre nicht schlecht, wenn das noch nachgeholt werden würde.