Nach Rassismusvorwürfen: Lok Leipzig schlägt zurück
Der Berliner AK wirft Fußball-Regionalliga-Konkurrent Lok Leipzig rassistische Übergriffe vor. Die Sachsen reagieren – mit einer Strafanzeige wegen Verleumdung.
LEIPZIG dpa | Fußball-Regionalligist 1. FC Lok Leipzig entgegnet den Rassismusvorwürfen des Ligakontrahenten Berliner AK mit einer Strafanzeige wegen Verleumdung. Die Sachsen erstatteten am Donnerstag Anzeige, weil die Hauptstädter in einer Pressemitteilung und auf der Homepage erklärt hatten, dass Anhänger des Clubs beim Auswärtsspiel im Bruno-Plache-Stadion tätlich angegriffen und rassistisch beleidigt worden sein sollen.
Zudem beantragten die Leipziger eine einstweilige Verfügung, dass der entsprechende Beitrag von der Internetseite der Berliner genommen werden muss und die genannten Anschuldigungen zu unterlassen sind.
„In den letzten Wochen haben wir als Verein klare Kante gegen Gewalt und Extremismus gezeigt. Nach den Vorfällen in Babelsberg war das auch notwendig. Aber die von Vertretern des Berliner AK getätigten Unterstellungen können wir nicht auf uns sitzen lassen – einfach, weil sie nicht der Wahrheit entsprechen“, erklärte Lok-Präsident Heiko Spauke. „Deswegen haben wir uns dazu entschieden, den Ruf unseres Vereins auch mit rechtlichen Schritten zu schützen.“
Lok hat aber immer wieder Probleme mit Teilen der Fans. Es kommt des öfteren zu Ausschreitungen, auch die Rassismusvorwürfe sind nicht neu.
BAK bleibt gelassen
Beim BAK reagierten die Verantwortlichen besonnen auf die Lok-Ankündigungen. „Wir sehen der Sache sehr gelassen entgegen und werden vorerst keine weiteren Aussagen tätigen“, sagte Berlins Präsident Mehmet Ali Han. „Wir vertrauen auf den NOFV und die Sportsgerichtsbarkeit.“
Am Montag wollen die Vereinschefs nach Auswertung weiterer Zeugenaussagen noch einmal über das weitere Vorgehen beraten. „Eins ist aber schon vorher klar: Wir wünschen dem 1. FC Lok Leipzig weiterhin viel Erfolg im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit“, meinte der geschäftlich in der Türkei weilende Han.
Die Aussagen der Leipziger, dass es keine rassistischen Übergriffe gegeben haben soll, bezeugte derweil der Bundestagsabgeordnete Thomas Feist. Er hatte mit seiner Frau im VIP-Bereich das Duell verfolgt. „In meinem Gespräch nach dem Spiel mit dem Präsidenten und dem Geschäftsführer des BAK war von Vorwürfen, tätlich angegriffen und rassistisch beleidigt worden zu sein, überhaupt keine Rede. Leider haben diese Aussagen schlimme Folgen für den Ruf des 1. FC Lok“, sagte der CDU-Politiker.
Nach Schilderungen von Vertretern des Berliner AK seien zum Teil türkischstämmige Anhänger des Clubs „rassistisch beleidigt, mitunter brutal angerempelt und mit Bier überschüttet worden“. Laut BAK hätten Präsidiums-Mitglieder und Familien-Angehörige der Spieler sogar aus dem VIP-Bereich des Bruno-Plache-Stadions fliehen müssen, weil sie bedroht worden seien.
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