Nach Messerangriff in Grafing: Zweifel an der Schuldfähigkeit
Ein Mann stirbt, drei weitere werden verletzt, als am Dienstagmorgen ein 27-Jähriger plötzlich auf sie einsticht. Jetzt kommt der Täter vor den Haftrichter.
dpa | Nach der Messerattacke eines Mannes am Bahnhof von Grafing bei München soll der 27-Jährige an diesem Mittwoch dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann aus Hessen Mord sowie in drei Fällen versuchten Mord vor. Allerdings hatte die Anklagebehörde am Dienstag Zweifel an der Schuldfähigkeit des Mannes geäußert, dessen Aussagen bei den ersten Vernehmungen „verwirrend“ gewesen seien. Somit ist neben der Untersuchungshaft auch die Einweisung in eine psychiatrische Klinik möglich.
Der 27-Jährige hatte am frühen Dienstagmorgen am Bahnhof in Grafing einen 56 Jahre alten Fahrgast erstochen und anschließend noch drei weitere Männer durch Messerstiche verletzt. Polizisten konnten den Mann kurz nach der Messerattacke widerstandslos festnehmen. Das Motiv für die Bluttat blieb zunächst unklar.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach von einer „abscheulichen, feigen Messerattacke“. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, der Mann, der seit zwei Jahren arbeitslos war, habe offenbar psychische Probleme und Probleme mit Drogen gehabt.
Eine zunächst vermutete politische Radikalisierung liege bei dem 27-Jährigen nach den ersten Ermittlungen nicht vor, teilte Kriminaldirektor Lothar Köhler vom Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) mit. Weder aus dem Staatsschutz noch von Nachrichtendiensten gebe es Hinweise darauf, dass der Mann „in irgendeiner Form“ Bezüge zu islamistischen Gruppierungen oder Personen gehabt habe.
Dennoch wollen die Ermittler einen möglichen Glaubenswechsel des Täters zum Islam prüfen. Der Mann habe Angaben in diese Richtung gemacht, sagte Köhler. Die Polizei durchsuchte noch am Dienstag die Wohnung des Verdächtigen im hessischen Grünberg.
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