piwik no script img

Nach Kommunalwahlen in NordmazedonienRegierungschef tritt zurück

Nordmazedoniens Ministerpräsident Zoran Zaev verliert die Mehrheit in der Hauptstadt Skopje und anderen Städten. Nun kündigt er seinen Rücktritt an.

Zoran Zaev tritt zürück: Nordmazedonien steht vor dem Machtwechsel Foto: Ognen Teofilovski/reuters

Skopje afp | Nordmazedoniens Ministerpräsident Zoran Zaev hat überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Er übernehme die Verantwortung für das schlechte Abschneiden seiner Partei bei den Kommunalwahlen am Wochenende, sagte Zaev am Sonntag vor Journalisten. „Ich trete als Ministerpräsident zurück.“

Zaev, der seit 2017 Ministerpräsident Nordmazedoniens ist, hatte in den vergangenen Monaten stark an Zustimmung verloren. Er hatte sich um einen wirtschaftlichen Wiederaufschwung nach der Coronapandemie und ohne großen Erfolg um den Start von EU-Beitrittsgesprächen bemüht.

Bei der zweiten Runde der Kommunalwahlen am Sonntag verlor seine linksgerichtete Partei SDSM die Hauptstadt Skopje und die meisten anderen großen Städte des Landes auf dem westlichen Balkan. Zaev sagte, er habe zu „Freiheit und Demokratie“ beigetragen. Mit Blick auf das schlechte Wahlergebnis seiner Partei fügte er hinzu: „Und Demokratie bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.“ Er trat zugleich auch als Parteichef zurück.

Zaev hatte 2017 die rechtsgerichtete Regierung von Nikola Gruevski abgelöst, die von einem Skandal um illegale Abhöraktionen offenbar im Zusammenhang mit Korruption erschüttert wurde. Die Rechtspartei VMRO-DPMNE unter ihrem Chef Hristijan Mickoski sprach nun der Regierung die Legitimität für ein Weiterregieren ab. „Die beste Lösung wären vorgezogene Neuwahlen“, sagte er. Zaev ist gegen Neuwahlen, er will für seine Partei und ihre Verbündeten eine Mehrheit im Parlament sichern, damit sie weiterregieren kann.

Zaev hatte sich 2018 in schwierigen Verhandlungen mit dem damaligen griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras auf den neuen Landesnamen Republik Nordmazedonien geeinigt. Er zog damit einen Schlussstrich unter einen seit 1991 andauernden Namensstreit mit Griechenland.

Aus Sicht Griechenlands war der frühere Name Mazedonien, den sich die ehemalige jugoslawische Teilrepublik nach ihrer Unabhängigkeit gegeben hatte, Teil des griechischen Nationalerbes und markierte zudem einen Anspruch auf die nordgriechische Provinz Makedonien.

Die Beilegung des Streits ebnete Nordmazedonien den Weg zur Nato-Mitgliedschaft und zu einer Annäherung an die EU. Bei den angestrebten EU-Beitrittsgesprächen kam Zaev zuletzt aber nicht voran, vor allem Frankreich und Bulgarien blockierten dies.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!