Nach Befreiung der "Sirius Star": Piraten mit Lösegeld gleich abgesoffen
Acht der Seeräuber der "Sirius Star" sind mit 300.000 Dollar Lösegeld an Bord gekentert. Den zusammen mit dem Supertanker befreiten Seeleuten geht es gut.
![](https://taz.de/picture/365733/14/sirius2.jpg)
Nairobi taz Die Freude der acht somalischen Piraten, die sich am Freitag als Erste ihren Anteil des Lösegelds auszahlen ließen und danach in einem Schnellboot davonbrausten, währte nur kurz. Mindestens fünf von ihnen ertranken, als ihr Boot in schwerer See kenterte.
"Wind und Wellen waren so heftig, dass das Boot umkippte und sofort sank", sagt Farah Osman, einer der Sprecher der Piraten, die am Freitag den saudischen Supertanker "Sirius Star" freigelassen hatten. Womöglich fuhren die Piraten für das schlechte Wetter zu schnell. "Zwei sind bis zum Ufer geschwommen, einen dritten Mann suchen wir noch."
Außer den fünf Leichen sollen auch Plastiktüten mit Dollarnoten an die Küste zwischen Hobyo und Haradhere angespült worden sein. Angeblich hatten die acht Piraten ein Zehntel der Lösegeldsumme bei sich, die auf 3 Millionen US-Dollar geschätzt wird. Das Lösegeld war an einem Fallschirm befestigt aus einem Flugzeug abgeworfen worden. Danach hatte es zwischen den Piraten offenbar einen heftigen Streit darüber gegeben, wie die Beute aufgeteilt werden soll. Der Reeder der "Sirius Star" teilte unterdessen mit, die 25-köpfige Besatzung, die sich fast zwei Monate in der Gewalt der Entführer befunden hatte, sei wohlauf. "Es war eine schlimme Zeit für die Seeleute und ihre Familien", erklärte der Chef der Reederei Vela International Marine, Saleh Kaki. "Aber alle sind gesund und guter Dinge." An die Familien gewandt kündigte Kaki an, die Seeleute würden bald nach Hause kommen. Zur Höhe des Lösegelds äußerte er sich nicht. "Solche Informationen kann ich nicht kommentieren." Am Sonntag war unklar, wohin die "Sirius Star" unterwegs war.
Die Piraten ließen unterdessen am Freitagabend ein zweites Schiff, den iranischen Frachter "Delight", frei, der seit zwei Monaten festgehalten worden war. Das Schiff mit 36.000 Tonnen Weizen an Bord war von Deutschland aus unterwegs zum iranischen Hafen Bandar Abbas gewesen, als es gekapert wurde. Der staatliche iranische Rundfunk teilte mit, die 25-köpfige Besatzung sei unversehrt. Ob und wie viel Lösegeld bezahlt wurde, war zunächst nicht bekannt.
Die Lage an Land spitzte sich am Wochenende weiter zu. Bei Gefechten zwischen gegenerischen islamistischen Gruppen kamen in der Region Galgadud im Zentrum Somalias mehr als zwanzig Menschen ums Leben. Mindestens fünfzig wurden verletzt, als die radikal-islamische Shabaab-Bewegung mit Milizen der als moderater geltenden Ahlu Sunna Waljamaca um die Kontrolle der Ortschaft Gurael kämpfte. Ein Sprecher der Ahlu Sunna Waljamaca, Sheikh Abdullah Abu Jusuf, sprach von mindestens 30 Opfern aufseiten der Shabaab. Die Ahlu Sunna hat wiederholt angekündigt, die weite Teile Somalias kontrollierende Shabaab aus Somalia vertreiben zu wollen. Die Übergangsregierung, die Ende des Monats einen neuen Präsidenten bestimmen will, ist durch den Abzug der äthiopischen Armee aus Somalia weiter geschwächt worden.
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