Nach Attacke auf Schriftsteller: Rushdie ist wieder ansprechbar
Salman Rusdie wird nicht mehr beatmet. Der britische Premier-Kandidat Sunak fordert Sanktionen gegen den Iran. Der PEN ernennt Rushdie zum Ehrenmitglied.
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Der mutmaßliche Angreifer, ein 24-Jähriger aus dem US-Staat New Jersey, wies vor Gericht den Vorwurf zurück, er habe am Freitag im US-Staat New York versucht, Rushdie zu töten. Das Gericht ordnete an, dass der Beschuldigte Hadi M. in Untersuchungshaft bleibt. Eine Freilassung gegen Kaution wurde ausgeschlossen.
Staatsanwalt Jason Schmidt sagte, M. habe den Angriff auf den Schriftsteller geplant. Er habe sich ein Ticket für die Veranstaltung besorgt, auf der Rushdie sprechen wollte, und sei einen Tag zuvor mit einem gefälschten Ausweis angereist. „Dies war ein gezielter, unprovozierter, im Voraus geplanter Angriff auf Herrn Rushdie“, sagte Schmidt. Es wurde noch ermittelt, ob es nur einen Verdächtigen gibt.
Todesdrohungen seit 30 Jahren
Gegen Rushdie gibt es seit mehr als 30 Jahren Todesdrohungen wegen seines Romans „Die satanischen Verse“. Der frühere iranische Revolutionsführer Ajatollah Chomeini hatte mit einer Fatwa zur Tötung des Autors aufgerufen. Viele Muslime halten es für blasphemisch. Durch den Angriff auf Rushdie stieg das Interesse an dem Buch. Bei Amazon.com lag es am Samstagnachmittag auf Platz 13 der Bestseller-Liste.
US-Präsident Joe Biden teilte am Samstag mit, er und seine Frau Jill seien über den Angriff auf Rushdie schockiert. „Salman Rushdie – mit seinen Einblicken in die Menschlichkeit, seinem einzigartigen Gespür für die Erzählung, mit seiner Weigerung, sich einschüchtern oder zum Schweigen bringen zu lassen – steht für essenzielle, universelle Ideale“, gab Biden an. „Wahrheit. Mut. Widerstandskraft. Die Fähigkeit, ohne Angst Ideen zu teilen. Das sind die Bausteine jeder freien und offenen Gesellschaft.“
Forderung nach Sanktionen und Solidarität
Der britische Premier-Kandidat Rishi Sunak hat Sanktionen gegen den Iran gefordert. Sunak sagte dem Telegraph (Sonntag), der Angriff müsse ein „Weckruf für den Westen“ sein und spreche dafür, die iranische Revolutionsgarde als Terrororganisation einzustufen. Man müsse sich außerdem fragen, ob eine potentielle Einigung mit Iran im Atomstreit „möglicherweise in einer Sackgasse angekommen“ sei.
Auch der Schriftstellerverband PEN in Deutschland hat erneut seine Solidarität mit dem angegriffenen Autor Salman Rushdie bekundet. „Als Zeichen unserer Solidarität mit diesem mutigen Kämpfer für die Freiheit des Wortes ernennt das Präsidium des PEN-Zentrums Deutschland Salman Rushdie zum Ehrenmitglied“, sagte Claudia Guderian, Generalsekretärin des PEN Deutschland, laut Mitteilung vom Sonntag.
Auch der 73-jährige Moderator der Veranstaltung mit Rushdie, Henry Reese, wurde bei dem Angriff verletzt. Er erlitt nach Polizeiangaben eine Verletzung im Gesicht und wurde nach einer Behandlung aus dem Krankenhaus entlassen.
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