Nach Angriff auf iranischen General: Dutzende Tote bei Trauerzug
In Kerman, der Geburtsstadt des getöteten Generals Qasim Soleimani, gab es beim Trauermarsch eine Massenpanik. Wie es dazu kam, ist noch unklar
Die Trauerkundgebungen für Soleimani erreichten ein für einen iranischen Militär nie dagewesenes Maß. Wie es dabei zu der Panik in Kerman kam, war zunächst unklar. Ins Internet gestellte Videos zeigten leblose Körper und Menschen, die schrien und ihnen zu helfen versuchten. Die Beisetzung wurde wegen Sicherheitsbedenken verschoben, wie Isna meldete.
Anwesend beim Trauerzug war auch der Chef der iranischen Revolutionsgarden, Hossein Salami. Er schwor den USA und ihren Verbündeten Rache, was die Menge mit dem Ruf: „Tod für Israel“ beantwortete. Die USA warnten vor Angriffen auf Schiffe in der Region.
Die gezielte Tötung Soleimanis, des Chefs der Al-Kuds-Brigaden, durch die USA am vergangenen Freitag hat die Spannungen zwischen dem Iran und den USA drastisch verschärft. Das iranische Parlament erklärte das Militärkommando im US-Verteidigungsministerium zu „Terroristen“.
Iran soll 13 Pläne für Vergeltung ausgearbeitet haben
Salami sagte, zu Soleimanis Verdiensten gehöre seine Hilfe für palästinensische Gruppen. Als „Märtyrer“ sei er eine noch größere Gefahr für die Feinde Irans. Der Iran werde jene Orte „in Brand stecken“, die von den USA unterstützt würden.
Die iranische Führung hat laut einem Bericht der halbamtlichen Agentur Tasnim 13 Pläne für Vergeltung ausgearbeitet. Der Chef des iranischen Sicherheitsrats, Ali Schamchani, wurde mit den Worten zitiert, selbst die schwächste davon wäre ein „historischer Alptraum“ für die USA. „Wenn die US-Truppen unsere Region nicht freiwillig und senkrecht verlassen, werden wir etwas tun, um ihre Leichen waagerecht hinauszubefördern“, wurde Schamchani zitiert. Beobachter rechnen mit Vergeltungsaktionen vor allem gegen US-Ziele im Irak. Aber auch Israel sieht sich durch die iranisch unterstützte Schiiten-Miliz Hisbollah einer erhöhten Gefahr ausgesetzt.
Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und Italiens reisten am Dienstag zu kurzfristig angesetzten Sondertreffen in Brüssel. Dabei sollte es auch um die Ankündigung des Iran gehen, weitere Schritte zum Rückzug aus dem Atomabkommen zu unternehmen sowie um die dramatische Lage im Bürgerkriegsland Libyen.
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