Nach Äußerungen zu Öko und Ehec-Toten: EU-Bioverband gegen Agrarkommissar
Die europäische Biobranche kritisiert Phil Hogans Aussagen über Ehec und Ökolebensmittel. Allerdings tut sie das zahmer als die Deutschen.
Hogan hatte in einem taz-Interview den umstrittenen Entwurf der EU-Kommission für eine Reform der Ökoverordnung mit dem Ausbruch des Ehec-Keims in Biolebensmitteln begründet. Es gehe darum, die Glaubwürdigkeit der Branche zu retten.
Diese Aussagen könnten das „Vertrauen in die EU-Institutionen schwächen“, konterte Cuoco nun. Ifoam EU vertraue darauf, dass die Kommission für die Entwicklung der Biolandwirtschaft ist. Und dass sich „ab jetzt“ alle nur noch darauf konzentrierten, „wie der Vorschlag verbessert werden kann“. Derzeit hält der Biolobbyist ihn nicht für einen „bedeutenden“ Fortschritt im Vergleich zur aktuellen Rechtslage.
Eigener Pestizid-Grenzwert für Bio?
Die Reform der Ökoverordnung dürfe nicht der Biobranche die Last aufbürden, Probleme der intensiven Landwirtschaft zu lösen, so der Direktor weiter. Ifoam EU lehnt den Vorschlag der Kommission ab, einen eigenen, besonders niedrigen Pestizidgrenzwert für Biolebensmittel einzuführen.
Die Stellungnahme ist deutlich zahmer als die des deutschen Biodachverbands BÖLW. Dessen Vorsitzender Felix Prinz zu Löwenstein hatte Hogans Äußerung sogar eine „Ungeheuerlichkeit“ genannt und ihm vorgeworfen, Verbraucher „brutal“ in die Irre zu führen. Hogan wolle den Biolandbau zurück in die Nische drängen. Anders als nun Ifoam EU verlangte Löwenstein, dass Hogans „untauglicher Versuch“ einer Reform abgebrochen wird.
Bei dem Ehec-Ausbruch waren 53 Menschen ums Leben gekommen. Der Keim gelangte den Behörden zufolge in Biosamen für Bockshornklee-Sprossen aus Ägypten nach Deutschland und Frankreich. Allerdings haben die zuständigen Ämter nie behauptet, dass die Ökolandbaumethode das Risiko erhöht hätte. Der Eintrag solcher Keime soll durch Hygienevorschriften verhindert werden, die in anderen Gesetzen als der Ökoverordnung enthalten sind. Sie gelten gleichermaßen für konventionelle wie für Biobetriebe.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss