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Nabu über Plastiktüten im Supermarkt„Müll vermeiden, nicht ersetzen“

Kostenlose Plastiktüten soll es bald nicht mehr geben. Das ist einem Vereinbarungsentwurf des Handelsverbands Deutschland zu entnehmen.

Alles wird immer teurer – auch Plastiktüten. Foto: dpa
Eva Oer
Interview von Eva Oer

Laut dem Handelsverbands Deutschland (HDE) sollen Einzelhänder selbst einen „angemessenen Betrag“ für Plastiktüten festlegen. Wie hoch müsste der Preis sein, um etwas zu ändern?

Katharina Istel: Erst einmal ist es gut, wenn die Tüten nicht mehr kostenlos abgegeben werden. Ob 20 Cent oder 50 Cent das Verhalten der Kunden ändern, das steht wahrscheinlich im Verhältnis zur Höhe des Einkaufs. Aber der Preis ist nicht genug: Die Gewinne aus den Tüten sollten nicht beim Handel bleiben – es müsste eine staatliche Abgabe geben. Die Gelder daraus sollten in Projekte gegen Plastikmüll fließen.

Aber steigen Kunden wirklich auf umweltfreundlichere Alternativen wie den Jutebeutel um, wenn die Plastiktüte etwas kostet?

Es geht einfach um eine eigene Tasche, die man selbstverständlich immer dabeihat. Es bringt gar nichts, wenn man jedes Mal aus schlechtem Gewissen einen Stoffbeutel statt einer Plastiktüte kauft. Wir müssen Müll vermeiden, nicht ersetzen. Deswegen muss der Preis etwa auch für Papiertüten gelten.

Wie viel bringt der Verzicht wirklich für die Umwelt?

Wir können nicht bei der Tüte stehen bleiben. Das sind letztlich nur drei Prozent der Plastikverpackungen.

Im Interview: Katharina Istel

37, ist Expertin für nachhaltigen Konsum beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Deutschland hat doch ein Teilziel der EU für 2019 längst erreicht: Statt der geforderten 90 Tüten pro Person pro Jahr nutzen die Deutschen sogar nur 71. Ist eine Abgabe so dringend?

Das stimmt. Aber bis 2025 müssen wir auf 40 Stück pro Person reduzieren. Also muss auch Deutschland weiter runterkommen.

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3 Kommentare

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  • Sehr gute Idee - die Verwendung der Plastiktüte als Mülltüte – überhaupt, warum die Einkäufe nicht gleich in Mülltüten packen... kompostierbar, versteht sich.

  • Ist denn die Konditionenabsprache der Einzelhändler kartellrechtlich zulässig?

  • Der reine Schwachsinn -- im Gesamtkontext gesehen.

     

    Um es gleich einzugestehen, ja ich bin Nutzer von den hier kritisierten Plastiktüten.

     

    Warum, weil es gut in meinen oft schlecht planbaren Tagesablauf passt spontan Teile des Wocheneinkaufs auf dem Weg Rückweg von der S-Bahn-Haltestelle zu erledigen.

     

    Und aus drei guten Gründen halte ich die Plastiktüte an der Kasse für einen sehr kleinen Teil des Verpackungs-Problems.

     

    1.) Ist die Tüte einer der wenigen Teile der Verpackung der mir als Kunde direkt nützt sind -- große Teile der Verpackungen sind nur ein Ärgernis, beim Auspacken, wenn sie die Mülltone verstopfen und wenn man über die sinnlosen Müllberge nachdenkt.

     

    2.) Weil Sie zumindest bei mir im Haushalt mindestens zu Hälfte als Mülltüte eine Nach-Verwendung bekommt und somit großenteils kein "extra" -Müll ist.

     

    3.) Weil Sie gemessen am Gesamt-Verpackungs-Müll Volumen eine sehr kleinen Anteil hat. Mit einer Zalando-Bestellung kommt in der Regel so viel Verpackung ins Haus wie man im ganzen Jahr an Tüten holt.

     

    Das "Platiktütenverbot" ist wie die Energiesparlampe im Bad neben dem 22kW Warm-Wasser-Durchlauferhitzer -- Von jeder Problemlösung losgelöstes DaDaIstisches Theater. Das ist keine Umweltschutz sondern ein Umweltschutz-Placebo.