Nabu ruft zur Insektenzählung auf: „Wir brauchen Daten zum Bestand“

BürgerInnen sollen helfen, bundesweit Insekten zu zählen. Daniela Franzisi vom Nabu erklärt, was das bringt und worauf man achten sollte.

Eine schwarz-rote Streifenwanze sitzt auf einer Blüte

Vielleicht am Wegrand zu entdecken: Die rot-weiße Streifenwanze Foto: NABU/Helge May

taz: Frau Franzisi, am heutigen Freitag startet der NABU die Mitmachaktion „Insektensommer“. Warum sollten wir Insekten zählen?

Daniela Franzisi: Es ist wichtig, dass wir Daten zum Insektenbestand bekommen. Bisher gibt es dazu keine bundesweite Erhebung. Insekten haben eine enorme Bedeutung für das Ökosystem – sei es bei der Bestäubung von Pflanzen oder als Teil der Nahrungskette. Eine Aktion wie die Laienzählung sensibilisiert BürgerInnen für die kleinen Krabbler und das Problem des Insektensterbens – und schafft eine Wissensbasis, die auch Druck auf die Politik ausüben kann.

Wie zählt man Insekten?

Gezählt werden darf alles, was man erkennen und genauer bestimmen kann. Wir haben Parameter für die Zählung festgelegt: BürgerInnen sollten einen Radius von 10 Metern um sich herum über einen Zeitraum von bis zu einer Stunde beobachten. Das können Sie zum Beispiel auf einer Wiese oder im Wald tun, aber auch mitten in der Stadt im Garten oder auf dem Balkon. Wir haben die App „Insektenwelt“ entwickelt, über die Beobachtungen direkt gemeldet werden können. Die App hilft durch eine Fotoerkennung bei der Bestimmung von 122 gängigen Insektenarten. Außerdem können BürgerInnen Daten über ein Onlineformular melden, das bis zum 19. August unter insektensommer.de freigeschaltet ist.

Worauf muss man sonst beim Zählen achten?

Wichtig ist, Doppelzählungen zu vermeiden. Wenn zum Beispiel eine Biene immer wieder zu der gleichen Blüte fliegt, dann sollte man nur diese eine melden und nicht acht. Manchmal lohnt es sich auch, eine Becherlupe zur Hand zu nehmen, um die Tiere genauer zu bestimmen. Danach sollten die Insekten aber wieder dort freigelassen werden, wo man sie gefunden hat.

Ist es nicht zu heiß, um Insekten zu beobachten?

Eigentlich ist dieses trockene, windstille Wetter super für die Insektenzählung. Erst bei dauerhaft 40 Grad wird es auch für die Tiere gefährlich. Insekten haben unterschiedliche Tricks mit der Hitze umzugehen, Hummeln pumpen zum Beispiel heiße Luft in ihren Hinterleib um einen kühlen Kopf zu bewahren. Was man aber anbieten kann, sind Insektentränken. Einfach ein flaches Gefäß mit Wasser und Steinen oder Murmeln füllen, damit die Insekten nicht ertrinken. An der Tränke kann man die Tiere auch gut beobachten.

Daniela Franzisi ist Projektleiterin der Aktion Insektensommer beim Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)

Ist so eine Citizen Science Aktion überhaupt wissenschaftlich valide?

Auf jeden Fall. Natürlich sind wir bei einer Massenzählung aber darauf angewiesen, dass möglichst viele Menschen mitmachen und viele Daten erheben. Toll ist aber, dass die Leute dabei etwas lernen: Was lebt eigentlich an kleinen Tierchen im Garten, oder auf dem eigenen Balkon? Solche Beobachtungen sind Basis jeder wissenschaftlichen Studie. Massenerhebungen mithilfe der BürgerInnen werden laut Studien meist von Jahr zu Jahr präziser. Für uns fällt mit dem diesjährigen Insektensommer der Startschuss – für die kommenden Jahre haben wir dann hoffentlich tolle Vergleichsdaten und können unsere Methode weiterentwickeln.

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