: NRW FILMTIPP DER WOCHE
Ohne großes Budget und nur mit wackeliger Mini-DV-Kamera hat Robert Thalheim in Netto (Deutschland, 2004) die deutsche Realität zwischen Hartz IV und Shareholder Value abgebildet. Das tragikomische Regiedebüt des Babelsberger Filmstudenten erzählt von Hoffnung und Enttäuschung, von falschen Träumen und richtigen Gefühlen, von der ersten Liebe und den scheinbar letzten Möglichkeiten: Marcel Werner (Milan Peschel) hat immer viel zu sagen – ob als arbeitsloser Experte für Sicherheits- und Stilfragen aller Art oder als sympathischer Träumer und Tresenphilosoph mit dem Hang zu realsozialistischer Country-Musik aus der Vor-Wende-Zeit. Er ist Vater eines Sohnes, den er so alleine erzieht, dass dieser bei seiner Mutter lebt. Doch eines Tages steht der Sohn Sebastian (Sebastian Butz) vor seiner Tür. Der Fünfzehnjährige sucht Zuflucht vor familiärer Bevormundung und findet sich selbst plötzlich in der Rolle des Erziehers wieder. Während Sebastian seinen Vater über die neue Rechtschreibung aufklärt und ihn für Vorstellungsgespräche drillt, lamentiert Marcel endlos über richtige Personenschutz-Strategien und kocht dabei Ravioli aus der Dose.
Filmstart heute: Köln (Kino Filmpalette)
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