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NRA-Forderung nach mehr WaffenWaffenlobby am Pranger

Knarren an Schulen: Diese Forderung der US-Waffenlobby NRA nach dem Massaker in Newtown löst im Land der Waffennarren Empörung aus.

Sowas hört die NRA gar nicht gern – schon gar nicht auf der eigenen Pressekonferenz. Bild: reuters

WASHINGTON afp/dpa | Die US-Waffenlobby ist mit ihrer Forderung nach mehr Waffen an Schulen als Reaktion auf das Blutbad von Newtown auf scharfe Kritik gestoßen. Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg warf dem Lobbyverband NRA eine „paranoide Vision eines noch gewalttätigeren Amerikas“ vor. Senator Frank Lautenberg aus New Jersey sagte, der Verband liege weit von dem entfernt, was die US-Öffentlichkeit wolle.

Die New York Times bezeichnete die Äußerungen des NRA-Vizepräsidenten Wayne LaPierre am Samstag als „verlogen, wahnhaft“ und eine „fast verwirrte Hasstirade“.

LaPierre war am Freitag eine Woche nach dem Schulmassaker von Newtown vor die Presse getreten. Er hatte sich dabei für den Einsatz bewaffneter Polizisten an jeder Schule ausgesprochen. „Das einzige, was einen bösen Menschen mit einer Waffe aufhält, ist ein guter Mensch mit einer Waffe“, sagte er in Washington.

Bei dem Amoklauf in der Sandy-Hook-Grundschule in Newtown hatte ein 20-Jähriger am Freitag vor einer Woche 20 Kinder sowie sechs Erwachsene erschossen. Zuvor hatte der Attentäter zuhause auch seine Mutter getötet. Nach der Bluttat erschoss er sich selbst. Das Verbrechen hatte die Debatte um Waffenbesitz in den USA neu entfacht.

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Der große Bundesstaat Ohio lockerte unterdessen seine Vorschriften zum Tragen von Schusswaffen. So werden Waffenbesitzer dort künftig nur noch beim Erwerb einer Lizenz geprüft, nicht mehr bei deren Verlängerung. Außerdem dürfen Waffen verdeckt an mehr Plätzen getragen werden – selbst in der Garage des regionalen Parlaments in der Hauptstadt Columbus. Die Gesetzesänderung war lange vor dem Amoklauf in Gang gesetzt worden.

Am Freitag veröffentlichten zahlreiche Hollywood-Stars, darunter Gwyneth Paltrow, Julianne Moore und Jamie Foxx, ein Video, in dem sie sich unter anderem für ein Verbot von automatischen Schnellfeuergewehren sowie eine schärfere Überprüfung von Waffenkäufern aussprechen. „Columbine. Virginia Tech. Tucson. Aurora. Fort Hood. Oak Creek. Newtown. Newtown. Newtown,“ zählen die Schauspieler den letzten und vorangegangene Amokläufe in dem Video auf. „Wie viele mehr?“

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9 Kommentare

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  • A
    Arne

    Wahnsinn!

    Und zwar ist Wahnsinn, dass im Februar letzten Jahres in der Schweiz mit absoluter Mehrheit die Volksinitiative "Für den Schutz vor Waffengewalt" mit absoluter Mehrheit von den Schweizern abgelehnt wurde und dort nach wie vor jeder Schweizer über 18, nicht entmündigt und keine Eintragungen im Strafregister hat, sich einen Waffenerwerbsschein zulegen kann. ( Vorderlader und Repetiergewehre können auch Entmüdigte, unter 18jährige und Straftäter dort erwerben.)

    Ich hebe leider meine gedruckten Taz nicht so lange auf. Eine Recherche durch das online Archiv hier ergab keine Ergebnisse für den Eintrag "Für den Schutz vor Waffengewalt". Ebensowenig findet man bei Google irgendwie viele Ergebnisse, die auf Berichterstattungen in deutschen Medien hindeuten, dass die Schweiz jedwede Verschärfung ihrer Waffengesetze per Volksabstimmung ablehnte.

     

    Frage:

    Wer ist hier eigentlich so irrational? In einem Nachbarland, mit dem die BRD eine ziemlich offene Grenze hat, gibt es ein Waffenrecht, dass kaum Vorschriften kennt, was den Erwerb von Waffen anbelangt. Sorgen, Angst und Empörung ruft das Waffenrecht einzelner US-Bundesstaaten hervor, die weit von uns entfernt liegen.

    Schön aber, dass hier eine Vereinigung von Sportschützen auch mal "Lobby" genannt werden darf, wenn sie in den USA sitzt. Wie wäre es mit der Bezeichnung "Fußballlobby" zukünftig grundsätzlich für den DFB?

     

    Danke in dem Zusammenhang an den TAZ-Artikel von Ambros Waibel vom 18.12. diesen Jahres "Der reflexhafte Ruf. Afaik sogar in der online-Ausgabe hier nachlesbar.

  • P
    PeterWolf

    Mal abgesehen vom prinzipiellen Irrsinn der Forderung: Das würde ja auch nur funktionieren, wenn der "gute" schneller und besser schießt, als der "böse".

    Das gibt's aber nur im Film, in der Realität nicht.

    Aber in der Wirklichkeit scheinen die Waffenfanatiker nicht zu leben.

  • P
    Peter

    Die NRA, Militär und Waffenlobby verfolgt wohl das Ziel der Vereinzelung amerikanischer Bürger. Keine Orte an denen mehrere Menschen zusammen kommen und sich vielleicht positiv austauschen, feststellen das jeder nur ein Mensch ist und an gemeinsamen Zielen besser arbeiten kann. Die Stigmatisierung einer Gesellschaft von >300millionen Menschen.

    Somit gibt es eine reale Waffe mit Munition aber auch eine subjektive, nicht fassbare psychologische Waffe die gegen alle Menschen gerichtet ist.

     

    Demonstrationsrechte aber auch Versammlungen werden weltweit beschnitten. In den USA ganz besonders, siehe Gewerkschaften.

    Demokratie scheint für das Militär, NRA ein Grundübel zu sein.

     

    Sie pochen auf die Ganzheit der Demokratie, und schließen die Randgruppen aus.

    Sie loben den Schutz der Minderheiten, und berufen sich auf eine angebliche schweigende Mehrheit.

    Sie werfen uns »Zerstörung des politischen Friedens« vor, und meinen Polizeieinsatz gegen Andersdenkende.

     

    Sie geben sich demokratisch, und verbieten die Teilnahme an Demonstrationen.

    Sie geben vor, den Rechtsstaat schützen zu müssen, und verhaften unsere Nachkommen gleich massenhaft.

     

    Sie behaupten, sie wollten das Volk schützen, und provozieren seine Vernichtung.

    Sie behaupten, sie wollten den Frieden - und bereiten den Krieg vor.

     

    Sie behaupten, sie müßten den Krieg vorbereiten, um den Frieden zu schützen, und verschweigen, daß diese Formel noch immer zu Krieg geführt hat.

     

    Sie behaupten, uns vor totalitären Staaten schützen zu müssen, und arbeiten mit faschistischen Regimes zusammen.

  • S
    susi

    "... in dem sie sich unter anderem für ein Verbot von automatischen Schnellfeuergewehren ... aussprechen." Die waren schon immer verboten. Bei allem hiesigen Unverständnis für die Mentalität vieler Amerikaner sollte trotzdem ein Minimum an sachlicher Korrektheit gewahrt bleiben, sonst droht die Gefahr eines bloßen Gesinnungsjournalismus.

  • B
    Blödsinn

    National Firearms Act

     

    Der Handel, Besitz, und die Herstellung vollautomatischer Waffen (Maschinengewehre)

     

    sowie Schalldämpfer und sogenannter "destruktiver Geräte" wie Granaten und Sprengstoffmunition werden durch den National Firearms Act (NFA) von 1934 eng geregelt. Schrotflinten mit einer Lauflänge von weniger als 18 Zoll (45,72 cm) und Gewehre mit einer Lauflänge weniger als 16 Zoll (40,64 cm) werden gemäß diesem Gesetz als eine Sonderklasse von Waffen mit kurzem Lauf betrachtet. Um Erlaubnis zum Privatbesitz solcher Waffen zu erhalten, muss man unter anderen Voraussetzungen eine Untersuchung durch das FBI bestehen, die Unterschrift des "Hauptverantwortlichen des Exekutivorgans" im Kreis seines Wohnsitzes erhalten, eine jährliche Steuer von anfangs 200 $, und eine 200 $-"Übertragungsgebühr" bezahlen. Die entsprechenden Waffen werden beim Bundesamt ATF eingetragen

  • G
    Gernot

    Am besten, die pazifistischen US-Bürger entwaffnen auch noch die Polzisten und die unzähligen Spezialeinheiten der Regierung. Dann kann nichts mehr passieren. Denn auch unter ihnen wird es Leute mit psychichen Störungen geben. Und die Forderung nach Verbot von automatischen Schnellfeuergewehren, die hier gerne mit dem Nazi-Wort "Sturmgewehr" bezeichnet werden, ist m. M. nach Quatsch, da der Kauf und Handel im Privatbereich solcher Gewehre bereits seit vielen Jahren in den USA bereits verboten ist. Ich fände es richtig, wenn die USA eine Volksabstimmung durchführen lassen würde. Wenn eine 7o Prozent Mehrheit sich dann zur Änderung der Verfassung entscheidet ist es ja gut. Dabei können dann die Waffengegner auch gleich direkt ihr Waffen, falls sie noch welche haben, abgeben. Sie bekommen sie aber nicht wieder wenn die Verfassungsänderung nicht durchgeht. Ich weiß gar nicht wo immer das Problem liegt. Volksabstimmungen sind immer ein guter Weg solche Dinge demokratisch zu regeln. Nur zur Änderung der Verfassung muss schon mindestens eine 70 % Mehrheit dafür sein.

  • N
    Neo

    Das fatale ist, das diese Intressenvertetung uberzeugt von Ihrer Sicherheitsphilosophei ist. Auf ein Attentat wird die Reaktion immer zu spät sein. Ich habe noch keinen Attentäter erlebt der mit Datum, Uhrzeit und Ortsangabe seine Tat angekündigt!!!!

     

    Neo, die unbestechlichen

  • S
    Sontag

    Derartige Schwarzweiß-Malerei wie die NRA kann man nur vertreten, wenn man Fakten ignoriert: Der Attentäter gehörte sicherlich bis zu dem Moment, in dem er die Waffe auf sich und andere richtete, zu den Good Guys. Und seine Mutter als Waffenbesitzerin auch.

     

    Schon mal jemand mit dem Gedanken gespielt, dass ein überforderter Lehrer sich zu einem Bad Guy entwickeln könnte?

  • M
    magy

    der Waffenlobby in den USA und sonst auf der Welt ist es doch egal wer mit den Waffen ermordet wird, wie viel Leid damit erschaffen wird, wenn nur der Umsatz stimmt.