piwik no script img

NPD-Direktkandidat HasselbachFür Zweifel ist es zu spät

Mit 13 ruft Philipp Hasselbach aus Neugier bei der NPD an, mit 21 ist er Direktkandiat in München-Land. Von seiner "nationalen Gesinnung" spricht er, wie andere über "Umweltbewusstsein".

Hasselbach spricht druckreif, kein "äh", kein "irgendwie", kein "vielleicht. Bild: juri gottschall

Nur der Schnauzbart fehlt. Die Haare knapp über den Ohren kurz geschoren, der Seitenscheitel wie mit dem Lineal gezogen, das Hemd in der Hose. Der Gang aufrecht, die Gesten der rechten Hand sitzen, während die linke immer den richtigen Abstand zwischen Mikrofon und Mund wahrt.

Anfangs konnte er fünf Minuten lang frei sprechen, mittlerweile sind es 45 Minuten, ohne auch nur einmal auf das Blatt zu blicken, alles stimmt in Philipp Hasselbachs Welt: Wer ist schuld an der Krise? Die Bankenbonzen, die Profitgier, der Kapitalismus, die Globalisierung. Warum sterben deutsche Soldaten am Hindukusch? Weil die Bundeswehr Handlanger fremder Mächte ist, um Kriege für Öl zu führen. Warum gibt es in Wirklichkeit nicht drei, sondern sechs Millionen Arbeitslose in diesem Land? Weil Unternehmen lieber billig im Ausland produzieren, anstatt Deutsche gerecht zu entlohnen. Warum wählt niemand die NPD? Weil die Partei dämonisiert wird und nationale Positionen im fremdbestimmten Deutschland nicht salonfähig sind. "Außerdem fordern wir die Todesstrafe für Kinderschänder!"

Der Hass schwappt über den Kirchplatz Starnbergs, knallt gegen die gegenüberliegende Wand und zerbröckelt dort. Kaum ein menschliches Ohr, das Hasselbachs Worte registriert - außer einer Handvoll Polizisten, die die Wahlkampfveranstaltung schützen. "So etwas muss eine Demokratie aushalten", sagt einer der Beamten.

Hasselbach muss die Demokratie aushalten. Irgendwann, bald hoffentlich, wird der Parlamentarismus überwunden werden und das Volk wieder herrschen, das deutsche Volk, das beste, schönste und stärkste aller Völker. Dafür kämpft er, und Kämpfen bedeutet auch Aushalten, Ertragen, Standhalten. Er ist Anfeindungen gewöhnt. Besonders schlimm war es, als er verdächtigt wurde, den Mordanschlag auf den niederbayerischen Polizisten Alois Mannichl verübt zu haben. Eine Nacht verbrachte er in einer Zelle in Passau und wurde verhört, dann ließen sie ihn wieder frei. "Lächerliche Anschuldigungen", sagt er. "Sinnloser Hass, bloß aufgrund meiner nationalen Gesinnung". Er nennt dies seine "revolutionäre Bewährungsprobe". Kurz vor Weihnachten war das, und beide Großeltern, väterlicher- und mütterlicherseits, luden ihn von der Familienfeier wieder aus. Nazi ja, Mörder nein. Aber so leicht kommt man ihm nicht bei - weder der Staat noch seine Familie.

Wenn Hasselbach über das spricht, was er "nationale Gesinnung" nennt, dann so, als sei es eben eine politische Einstellung wie "Linkssein" oder "Umweltbewusstsein". Als sei es eine Einstellung wie jede andere auch, die eben zum politischen Spektrum einer Gesellschaft dazugehöre. "Wenn wir das, was wir wollen, vernünftig ausdrücken, haben wir 50 Prozent der Deutschen auf unserer Seite", sagt er, und: "Von den Türken können wir uns einiges abschauen. Die Türken haben einen Zusammenhalt, der uns Deutschen fehlt. Die Familie gilt bei ihnen noch etwas. Sie stehen sich gegenseitig bei."

Seine Sätze spricht er druckreif, kein "äh", kein "irgendwie", kein "vielleicht". Sie beginnen sachte und heben dann langsam an, sie werden schneller, pointierter und schärfer, bis sie sich dann kurz in einer Maschinengewehrfeuer aus "Überfremdung", "Nation" und "Ausländer" steigern. Dann ruhen die Muskeln seines runden Gesichts wieder.

"Ich will nicht jede italienische Eisdiele schließen", sagt er, "aber eines Tages möchte ich mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking fahren und ich möchte dann nicht nur Gleiches sehen. Die Unterschiede der Völker müssen erhalten bleiben." Er glaubt, das Spiel spielen zu können. Das Spiel namens Demokratie, das Spiel namens "Medien", das Spiel namens "Diskurs". Denn, wenn er eines Tages gewonnen haben wird, wird er es umschmeißen und neue Regeln aufstellen. Dann werden die anderen nach seinen Regeln spielen müssen. Aber bis es so weit ist, wird er mitspielen, so gut er kann. Dafür hat ihn die NPD als parteilosen Direktkandidaten für den Wahlkreis München-Land aufgestellt. Einen 21-Jährigen ohne Ausbildung, ohne Erfahrung, denn die Personaldecke der NPD ist dünn.

Im Kindergarten sei ihm aufgefallen, dass es immer die ausländischen Kinder waren, die deutschen das Spielzeug wegnahmen, die streng rochen und sich prügelten. Hasselbach wächst in einer Altbauwohnung in Essen zusammen mit seiner Mutter, seinem Vater und seinem Bruder auf. Eine heile Welt, sagt er, bis auf das Asylantenheim am Rand der Siedlung. Ob er neben Abscheu vielleicht auch Mitleid oder Verständnis gefühlt habe? "Ich kann mich nicht um jedes einzelne Schicksal kümmern", wiegelt er ab. "Fakt ist: Es gibt in Deutschland 15 Millionen Ausländer - und das sind zu viele." Seine Finger ballen sich zur Faust. Als Hasselbach zwölf Jahre alt ist, zieht die Familie um, in eine Neubausiedlung im Nordteil der Stadt. Kein schlechtes Viertel, sagt er, aber voller Ausländer, die dem kleinen, etwas dicklichen Jungen angeblich Ärger machen. Hasselbachs Welt gerät ins Wanken. Ein Junge sucht nach Stabilität, wo sich alles verändert.

Im Fernsehen sieht er zufällig den Film "Nach Hitler - Radikale Rechte rüsten auf", in dem auch von der NPD die Rede ist. Die ARD-Dokumentation, die auf die Gefahren des Rechtsextremismus hinweist, wird zu seinem "Schlüsselerlebnis", wie er es selbst nennt. Er nimmt eine Telefonbuch-CD und tippt die drei Buchstaben NPD in die Suchmaske ein. Der 13-Jährige wählt die Nummer. "Die Leute waren sofort sehr freundlich." Sie laden ihn zu einer Veranstaltung ein, es ist der Beginn seiner politischen Aktivität. Vergeblich versucht sein Vater, ihn zu überreden, doch in die Junge Union einzutreten. Hasselbach überwirft sich mit den Eltern, zieht mit 14 Jahren von zuhause aus und in eine betreute Wohngemeinschaft. In dieser Zeit immer für ihn da: die Partei.

Mit 15 wird er Anführer einer neonazistischen Kameradschaft. Anfang 2005 geht Hasselbach nach München und gründet die Kameradschaft "Autonome Nationalisten München". Die Gruppen sind lose Vereinigungen meist junger Rechter. Ihre Forderungen sind radikaler als die der NPD, ihr Auftreten oft gewalttätig. Später verliert Hasselbach seinen Job bei Audi, weil er angeblich rechtsradikale Parolen verbreitet.

Patrick Gensing ist Journalist und Betreiber von npd-blog.info, wo er die "menschenfeindlichen Einstellungen der NPD" dokumentiert. Er sagt: "Philipp Hasselbach gehört ideologisch zu den verbohrtesten Anhängern und ist Teil des radikalen Flügels der NPD. Leute wie Hasselbach befürworten den Einsatz strategischer Gewalt. Auf Gewalt verzichten sie höchstens temporär, wenn es für ihre Ziele gerade sinnvoll ist."

Im Frühjahr dieses Jahres verurteilt ein Gericht Hasselbach zu einer dreijährigen Haftstrafe - ohne Bewährung -, weil er auf einer Beerdigung das Objektiv eines Fotografen zertrat, der währenddessen von anderen Rechten zusammengeschlagen wurde. "Über die Haftstrafe mache ich mir überhaupt keine Sorgen", sagt Hasselbach. "Ich habe einen guten Anwalt."

Längst kennt der 21-Jährige nur noch Rechtsradikale. Es gibt Beruflisten mit "national gesinnten" Personen; wenn Hasselbach einen Maler braucht, weißelt ihm ein rechtsradikaler Maler seine Wohnung. Wenn er einen Anwalt braucht, vertritt ihn ein rechtsradikaler Rechtsanwalt vor Gericht. Zwischen Zweiflern und Feinden gibt es keine Unterschiede mehr. Seine Freunde sind Rechte, und auch seine Freundin Jessi, die Mutter seiner gerade geborenen Tochter, ist eine "Nationale". Es gibt niemanden mehr, der ihn zum Zweifeln bringen könnte.

Jessi, 21, sitzt am Rande der Wahlkampfveranstaltung in Starnberg und wartet. Er weiß, was er will, sagt das zierliche Mädchen über Hasselbach, er zweifelt nicht. Ihre Tochter liegt in ihrer Trage und schläft. Am 8. August kam das Kind auf die Welt, drei Wochen zu früh. Gezeugt wurde es in ihrer ersten gemeinsamen Nacht im Dezember.

Im Wahlkampf ist es nicht leicht, dann muss Jessi sich alleine um die Einkäufe, den Haushalt und ihre andere Tochter kümmern. Jessi möchte bald wieder ihre Ausbildung zur Krankenpflegerin fortsetzen und arbeiten. Aber: Eine nationale Frau soll nicht arbeiten, sie soll liebende Mutter und kümmernde Hausfrau sein und nichts anderes als das. "Das momentane System zwingt Frauen ökonomisch zur Arbeit", sagt Hasselbach. Jessi schweigt. Dann sagt er: "Sollte meine Tochter irgendwann einen Schwarzen anschleppen, müsste ich Konsequenzen ziehen." Für einen Moment wird sein gemütliches Gesicht hart: "Ich würde den Kontakt zu ihr abbrechen."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

38 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • M
    mary

    @von spin: das was du gesagt hast finde ich gut,es ist scheinbar wirklich unpopulär das zu sagen,aba ich finde du hast recht!

  • M
    mary

    @Jaque Spareau: genau so ist es!!!

  • M
    mary

    @egal: ja da gebe ich dir vollkommen recht,ich finds auch total krass sein kind aufzugeben nur weil man nazis ist u der frau vorzuschreiben was sie machen sollen bzw am herd bleiben soll!

  • M
    mary

    @Blogger82: ich gebe dir recht,ich sehe das auch so das die taz kritisch über denn nazi berichtet,keinenfalls zustimmend,aba eben nicht populistisch,es ist objektiv geschrieben,klärt aba über die gewaltbereiten nazis auf!

  • M
    mary

    @stefan jahn: ich gebe dir vollkommen recht!

  • G
    GreenSpam

    Und nur mal auf Freiheitsgedanken im radikal-linken Lager:

     

    "Es gilt unsere Freiheit zu verteidigen! Freiheit war immer unsere Tradition. Der Mehrheit des Volkes ist das ganz gleichgültig. Die würden ihre Freiheit für ein geruhsames Leben verkaufen. Desshalb müssen sie geführt werden; wenn es sein muß mit Gewalt!" Frank Alexander in 'Uhrwerk Orange'

  • WA
    W. Affenlobbyist/in

    tazbashing in ehren, weil dass hatten wir ja noch nicht....

     

    -g.wallraff zeigt auf, dass es gesellschaftlich erhebliche überschneidungen gibt. aber nur keine eile deswegen, weil darum kümmert sich erfolgreich das vereinswesen und die öffentlich rechtlichen , allen vorran die ARD.

    ....es eilt ja nicht

  • A
    aso

    "...Wenn Hasselbach über das spricht, was er "nationale Gesinnung" nennt, dann so, als sei es eben eine politische Einstellung wie "Linkssein" oder "Umweltbewusstsein". Als sei es eine Einstellung wie jede andere auch, die eben zum politischen Spektrum einer Gesellschaft dazugehöre...":

     

    Dieser Spruch suggeriert, als gäbe es nur ein politisches Spektrum von Links bis Mitte:

    alles was Rechts von der Mitte ist, wird als pathologisch hingestellt.

     

    Scheinbar hat D sich noch lang nicht von der braunen Vergangenheit emanzipiert.

    Denn wenn man sich im Ausland umsieht, gehört eine „nationale Gesinnung“ zum guten Ton, z.B. in Frankreich, USA, Türkei, etc., die Liste ließe sich endlos fortsetzen..

     

    Global gesehen hat also D im Vergleich zu anderen Völkern ein erhebliches Pathologisches Problem mit seiner eigenen „nationalen Gesinnung“: Scham statt Stolz.

     

    Die von einigen Kommentatoren angesprochenen Gemeinsamkeiten beschränken sich nicht nur auf das Endziel einer Diktatur.

    Auch in der Ausführung gibt es etliche Parallelen, z.B.: Füherprinzip, Militarismus, Zentralismus, Kollektivismus, Indoktrination (nach Sloterdijk ):

    http://de.wikipedia.org/wiki/Linksfaschismus

     

    Es finden paradoxe Vermischungen statt, wenn z.B. auf Demos für Palis, oder gegen Pro Köln gemeinsam mit den Rechtsfaschos der Grauen Wölfe marschiert wird, nach dem Motto der Feind des Feindes ist Freund.

    Fazit:

    Dieser junge Mann ist Gefangener einer Ideologie, wie es Linksextreme auch sind (sehen wir da auch mal ein Psychogramm?).

    Was soll man mir solchen Leuten machen? Hirnwäsche? Umerziehungslager?

     

    Und nun zu etwas ziemlich ähnlichem: warum ist die PVV von Geert Wilders (gegründet erst 06) in Holland laut Umfragen bereits stärkste Partei?

  • IN
    Ihr Name Rudy el Jote Platzer

    Hasselbach - Zitat:

    Meine Frage: Soll die Todesstrafe zum Beispiel auch für Nazis, Rassisten, Volksverhetzer und Volks-Verführer usw. gefordert werden?

    Ich betone, dass ich die Todesstrafe grundsätzlich für alle Menschen ablehne!

    Typisches Beispiel aus den USA: Mumi Abu Jamal, ein Schwarzer, sitz seit nunmehr 28 Jahren in der Todeszelle. Beweise seiner Unschuld wurden und werden n i c h t anerkannt! Und Obama, sein schwarzer Bruder? Er spricht sich im Grundsatz für die Todesstrafe aus.

    Noch Fragen? -RQuerdenker-

  • MN
    Mr. Nice

    @Peter S.

     

    Ich glaube das Problem ist, dass es bei den vergleichen rechter und linker Ideologie, in den Kommentaren, fast nurmehr um die öffentliche Polemik handelt.

     

    Zu Zeiten der Wahl und des "Wahl-O-Maten" hatten Die Linken und die NPD in ihren polemischen Aussagen (weil Wahlkampfaussagen) in der Tat sehr große Schnittmengen aufzuweisen. Aber ich betone, dass die Gründe dafür, bzw. die Taten um diese Ziele zu erreichen andere sind oder sein würden.

     

    Und in diesen Gründen und Taten ließe sich auch sehr leicht der Unterschied zwischen links und rechts aufzeigen.

     

    Das waren meine 2 Cents...

  • IE
    IMeister Eder

    Interessanter Artikel. Die gängige Terminologie sollte allerdings gerade in der TAZ auch genaue Anwendung finden - "rechtsradikal" ist nicht gleich "rechrsextrem" bzw. "neonazistisch"...

  • G
    glglgl

    @A-M:

    du teilst ein grundproblem vieler linken: sie halten sich für intelligenter als eigentlich alle anderen. rechte gedanken sind schlecht weil sie unwissenschaftlich sind? hallo, was ist das denn für ein unsinn?

  • PL
    Peter L.

    Und sollte nicht auch dem unaufmerksamsten Zeitgenossen mittlerweile der Verdacht gekommen sein, dass die äußere und inhaltliche Angleichung der Rechten an die Linke eine mehr als offensichtliche Strategie ist?

  • PS
    Peter S.

    Bei dieser bedenkenlosen Gleichstellung von rechtem und linkem Gedankengut fehlt mir bei sämtlichen betreffenden Kommentaren die inhaltliche Begründung. Nach welcher Logik funktioniert ein rechtes und nach welcher ein linkes Weltbild? Gibt es hier nicht eklatante Unterschiede? Was sind denn tatsächlich die angeblichen Gemeinsamkeiten von Linken und Rechten? Bitte mal konkret liebe Kommentatoren!

  • S
    Spin

    "Wer sich die Argumente dieses jungen Rechtsradikalen anhört und ehrlich ist, dem

    sollte klar sein, dass es keinen Unterschied

    zwischen den Rechten und den linksradikalen

    Autonomen aus Friedrichshain-Kreuzberg gibt.

    Die Aktionen der Antifa laufen nach dem Muster

    Faschos."

     

    DAs zu sagen wird - auch hier - scheinbar immer populärer, ist aber völlig falsch. Die Gemeinsamkeit erschöpft sich in wechselseitiger Feindschaft, die auch mal körperlich ausgetragen werden kann. Rassistisch ist nur die rechte Seite (wo linke das sind, siind sie nicht links und das wird ihnen auch klar gesagt). Rechte haben seit 1990 nachweislich mehr als 150 Morde an Ausländern, "Falsch-Häutigen", Linken, Behinderten und Obdachlosen begangen, während nur zwei Rechte, Kaindl und Sonntag, von Linken ermordet wurden (was in der radikalen Linken von den meisten abgelehnt wurde, von gemäßigteren ganz zu schweigen). Der Nationalismus soll das Privileg einer Gruppe verteidigen, die Linke ist nur Links, wenn sie mindestens Privilegien, die sich an Geburt und vermeintlich natürliche Kriterien heften, bekämpft. Die Antifa ist überdies eine legitime und notwendige Reaktion auf die gewaltförmige ideologie und Realität dieses Nationalismus und Rassismus.

    Im übrigen geht gerade aus den "Argumenten dieses jungen Rechtsradikalen" rein gar nichts hervor, was diese irrsinnige Gleichsetzung rechtfertigt.

  • S
    Spin

    @AntiFa: "die Taz ...bringt eine Homestory über den netten Nazi von nebenan."

    Das hast du meines Erachtens falsch verstanden. Man muss sich nicht durch Skandalrhetorik abgrenzen, und bei der Real-Life-Atifa stört mich oft, dass man den Gegner nur verteufelt, statt ihn begreifbar zu machen und strategisch, nicht moralisch zu bekämpfen.

    Faschismus mag ein Verbrechen sein, es ist aber, im Gegensatz zur Diktion der Antifa, auch eine Meinung, ein Set leider verbreiteter Geisteshaltungen und Glaubenssätze, mit denen Menschen einen schwieriger werdenden Alltag in einer komplexer werdenden Welt falsch erklären. Dies hilft, Ressentiments und Aggressionen auf einfache Ziele zu lenken, und für viele Aktivisten ist es auch eine billige Rebellion, mit der sie sich ein Ego konstruieren.

    Das wird, wie ich finde, in diesem Text nachvollziehbar. Davon könnte die Antifa was lernen, will sie nicht zur Gesinnungs-Kuschelgruppe regredieren.

  • G
    grifter

    Wer sich die Argumente dieses jungen Rechtsradikalen anhört und ehrlich ist, dem

    sollte klar sein, dass es keinen Unterschied

    zwischen den Rechten und den linksradikalen

    Autonomen aus Friedrichshain-Kreuzberg gibt.

    Die Aktionen der Antifa laufen nach dem Muster

    Faschos.

  • J
    JosFritz

    Ein gutes Porträt.

     

    Ich verstehe die Kommentatoren nicht, denen "kritische Untertöne" fehlen:

     

    Sind Sie selbst nicht in der Lage oder trauen Sie anderen Lesern nicht zu, sich eine eigene Meinung über dieses Bürschchen zu bilden?

  • M
    Martin

    @Mehment: Ah... deutlicher als hiermit: "Selbst Diktatoren können mal die Wahrheit sagen (z.B. der letzte Auftritt von Gadaffi vor der UNO)" könnten Sie nicht klarer machen, wo die Schnittmenge der extremen Linken und Rechten liegt.

     

    In der völligen Idiotie halt.

  • K
    Korrektor

    Haftstrafe 3 Monate nicht 3 Jahre.

    Da war wohl der Wunsch der vater des Gedanken?

  • C
    Carsten

    "Wenn Hasselbach über das spricht, was er "nationale Gesinnung" nennt, dann so, als sei es eben eine politische Einstellung wie "Linkssein"...

     

    Dieser Satz entlarvt euer ganzes ideologisches Dilemma. So einen Artikel möchte ich hier gerne mal über Linksfaschisten wie Petra Pau lesen.

     

    Die ist mir nämlich genauso unsympathisch wie der nationale Sozialist Hasselbach

  • M
    Martin

    @Mehmet: Lieber Mehmet... die Aussagen bewerte ich nicht von wem sie stammen, sondern ich bewerte diejenigen nach ihren Aussagen.

    Und das die extreme Linke und die extreme Rechte gleich tumbe Aussagen und Einstellungen hat, insbesondere in bezug auf Kollektivismus, anti-Induvidualismus und Totalitarismus, ist nicht wirklich überraschend.

     

    Oder nochmal: Es ist nicht so, das ich die Aussagen dumm finde, WEIL sie von der extremen Linken und Rechten gemacht werden. Sondern die extreme Linke und Rechte sind mir ziemlich gleich zuwieder, weil sie sehr ähnlich brunzdumme Aussagen machen. Und da gesellt sich halt blöd und blöd doch schön zusammen.

  • E
    erda

    @ Martin

    die aussagen über kapitalismus, globalisierung etc sind und bleiben richtig.. und wir haben emhr als 6 millionen arbeitslose. das sind keine meinungen oder rechte/ linke ansichten. das sind fakten!

     

    ich finde es ja schon fragwürdig das manche aussagen hier so positioniert wurden dass man sie mit rechter gesinnung assoziieren müsste.

     

    im grunde kann ich "Mr. Nice" nur voll und ganz beipflichten.

    es kommt darauf an was man aus diesen erkenntnissen macht...machen will!

  • O
    Otto

    @ AntiFa

     

    Interessant, dass jemand, der sich "AntiFa" nennt, das Psychogramm eines Psychopathen für eine "nette Homestory" hält. Vielleicht, weil sich der Antifant im Nazi wiedererkennt? Weil ihm der Nazi so ähnlich ist, dass ein Unbeteiligter keinen Unterschied zwischen beiden erkennen kann? Antifa unterscheidet sich von Nazis genau so wie Schalke-Hooligans sich von Dortmund-Hooligans unterscheiden.

  • A
    A-M

    @Martin:

    Es ist die Eigenart von nationalsozialistischem Gedankengut Kapitalismuskritik zu üben, war es schon immer. Der Unterschied darin liegt, dass "linke" Kritik auf dem Fundament wissenschaftlicher Analyse steht, während die Auswürfe rechtsradikaler Parolen platte Phrasen sind, mit keinerlei Quellenarbeit, keinerlei wissenschaftlicher Seriösität geschweige denn überhaupt einem Anflug von so etwas wie Sachkenntnis. Der gute Martin lässt nämlich auch weg, dass "rechte" Kapitalismuskritik häufig auch das "jüdische Finanzkapital" für die Lage verantwortlich macht und hinter allem eine jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung vermutet.

    Kritiker aus dem linken Lager verzichten auf solchen Schwachsinn wie Rassenlehre etc. und konzentrieren sich auf die Analyse von Gesellschaftsprozessen, Abläufen oder der Ursache von Krisen.

    Dies alles scheint in der Mitte der Martin-Gesellschaft noch nicht angekommen zu sein und zum Kraftausdruck in der Passage :

    "Blöd und blöd gesellt sich halt gern und die Einheitzfront der Arschlöcher ist wohl nicht mehr so weit."

    mag man nur noch sagen: Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen!

  • AD
    Axel Dörken

    Eine gesunde Gesellschaft hält so etwas, wie das zugrunde liegende Gedankengut aus. Sehr gut sogar.

     

    Allein: Unsere Gesellschaft ist sehr ungesund! Da jedoch die Krankheit als Weg erkannt werden kann, kann auch die Gersellschaft sich gesunden. Und sie ist dabei, so, wie ich es erlebe.

     

    Liebe Grüße

    Axel

  • DW
    Daniel W.

    Wer ein bisschen beim Lesen nachdenkt und auch des Lesens zwischen den Zeilen mächtig ist, der sollte hier eigentlich problemlos auf den kritischen Unterton stoßen... Die Homestory vom netten Nazi nebenan sieht anders aus.

  • M
    Mário

    Ein Nazi der neuen Schule,

     

    mit einem zum grossteil politisch korrektem Diskurs, wo auch vom nazi Gedankengut abgelenkt werden soll, aber wenns darauf ankommt ist er auch nur ein Ausländer-hasser.

  • JS
    Jaque Spareau

    Der Unterschied zwischen der "Kapitalismuskritik" der NPD und der Kapitalismuskritik der Linken ist der, dass die Linke Beispiele aufzeigt und anhand von Argumenten darlegt, was schlecht am Kapitalismus ist. Die NPD kritisiert nicht. Sie greift das Thema nur auf, um Wähler zu mobilisieren, die ja gerade eh gegen alles sind, solange es was mit Finanzmakt zu tun hat. Das ist ein himmelweiter Unterschied!

  • E
    Egal

    Der Kerl ist leidergottes ein völliger Idiot und total verblendet .... Wie kann man aus Idiologischer sicht ggf. seine Kinder aufgeben ? Könnte ich niemals ! Genauso wie meiner Frau vorschreiben am Herd zu bleiben ....

  • MN
    Mr. Nice

    Im Grunde wird im Artikel ein wichtiges Problem nicht genannt. Während links wie rechts und auch gelegtlich in der Mitte oberflächlich ähnliche Schlüsse gezogen werden, zu Themen wie Finanzkrise u.ä. kommt es doch darauf an wie mit derartigen Erkenntnissen umgegangen wird.

     

    Und hier verrät sich doch die Schlange. In einer von ständigen und schnellem Wandel beherrschten Welt, funktioniert das stehenbleiben einfach nicht, sich abschotten und sein eigenes Süppchen kochen. Ja, die Welt ist für manchen Menschen zu schnell und voralledingen zu uübersichtlich. Da sind einfache und stringente Kozepte genau der beste Attraktor um solche Menschen anzuziehen.

    Komplexe Ansichten kann man der NPD ja nun nicht gerade nachsagen.

    Und so finde ich ist der Artikel ein gutes Psychogramm.

  • ME
    Mehmet Erdem

    @Martin

     

    Natürlich haben Linke und Rechte eine gemeinsame Schnittmenge bei ihren Themen und Zielen. Die Welt ist halt nicht so einfach wie sie viele gerne hätten. Ich kann mich immer wieder darüber aufregen wenn Aussagen inhaltlich danach gewertet werden von wem Sie stammen. Selbst Diktatoren können mal die Wahrheit sagen (z.B. der letzte Auftritt von Gadaffi vor der UNO) und ein aufgeklärter Geist sollte eigentlich zwischen den Dingen unterscheiden können. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Aussagen werden natürlich immer unterschiedliche Ziele verfolgt und die gilt es dann auch zu analysieren und zu bewerten. Aber Aussagen einfach nur danach zu bewerten von wem sie stammen ist allerunterste Schublade.

  • B
    blogger82

    Sehr guter Artikel, Herr Mattheis.

     

    So objektiv wie möglich wurde dargelegt, was die Strippenzieher zu Nazis macht. Wie eigentlich intelligente Menschen durch frühe politische Sozialisation zu unbeirrbaren Verirrten werden.

     

    bei dem Kommentator AntiFa scheint das nicht so wirklich angekommen zu sein. Hier wird keineswegs von einem netten Nazi von nebenan, sondern von einem sehr gefährlichen, strategischen, politisch isolierten, chauvinistischen und gewaltbereiten Nazi berichtet. Nur eben nicht in populistischer, sondern realistisch-objektiver Berichterstattung.

     

    Weiter so...solche Artikel dienen der nötigen Aufklärung...

     

    P.S.: gutes Beispiel für linke Berichterstattung, gegen die CDU/FDP nicht wettern können...von wegen extremistisch ;)

  • T
    Tom

    Hab gerade überlegt ob ich das falsche Probeabo bestellt habe... Nehme mir gleich mal das Telefonbuch und schlage unter "Kritischer Unterton?" nach -eventuell steht da ja noch was zwischen den Zeilen.

  • SJ
    Stefan Jahn

    "Sollte eigentlich auch so sein, wie Hasselbach sagt (...)".

     

    Seit wann sind rechtsextreme Einstellungen wie z.B. "Ausländer raus", "Ruhm und Ehre der dt. Wehrmacht" oder eben die Holocaustleugnung Einstellungen wie jede andere auch?

    Hier finde ich die Parole "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen sehr passend".

  • A
    AntiFa

    Die Grünen sind nach allen Seiten koalitionsfähig, die Taz geht noch einen Schritt weiter und bringt eine Homestory über den netten Nazi von nebenan. Überrascht inzwischen aber auch nicht mehr.

  • M
    Martin

    Tja, eine rechte "Bilderbuch-Karriere" halt. Aber wirklich bedenklich eigentlich, das es zwischen der extremen Linken und der extremen Rechten in so vielen Fällen so große Gleichheit gibt.

     

    Der Absatz "Wer ist schuld an der Krise? Die Bankenbonzen, die Profitgier, der Kapitalismus, die Globalisierung. Warum sterben deutsche Soldaten am Hindukusch? Weil die Bundeswehr Handlanger fremder Mächte ist, um Kriege für Öl zu führen. Warum gibt es in Wirklichkeit nicht drei, sondern sechs Millionen Arbeitslose in diesem Land? Weil Unternehmen lieber billig im Ausland produzieren, anstatt Deutsche gerecht zu entlohnen."

     

     

    hätte 1:1 auch direkt von der "Linken" übernommen sein können.

     

    Blöd und blöd gesellt sich halt gern und die Einheitzfront der Arschlöcher ist wohl nicht mehr so weit.

  • K
    koljacht1

    "Wenn Hasselbach über das spricht, was er "nationale Gesinnung" nennt, dann so, als sei es eben eine politische Einstellung wie "Linkssein" oder "Umweltbewusstsein". Als sei es eine Einstellung wie jede andere auch, die eben zum politischen Spektrum einer Gesellschaft dazugehöre."

     

    Sollte eigentlich auch so sein, wie Hasselbach sagt - auch wenn die NPD für mich schon deshalb unwählbar ist, weil sie zum Großteil aus Vollpfosten besteht. Sogar Udo Voigt macht Rechtschreibfehler, die einem leicht überdurchschnittlichen Schüler der Mittelstufe eines Gymnasiums nicht mehr passieren würden.

     

    Und die Todesstrafe für Kinderschänder ist auch erbärmlicher Blödsinn.

     

    Aber die Sache mit den Banken, das läuft wohl nur unter korrekter Kapitalismuskritik, wenn es von der Linkspartei kommt, liebe taz?