NGO-Razzien in Russland fortgesetzt: „Ausländische Agenten“ gesucht
Die Kampagne gegen NGOs in Russland geht weiter. Am Mittwoch wurden die Räumlichkeiten von Human Rights Watch und Transparency International durchsucht.
MOSKAU ap/dpa | Russland setzt seine umstrittenen Razzien bei Nichtregierungsorganisationen (NGO) fort. Mitarbeiter der Generalstaatsanwaltschaft und der Steuerbehörde durchsuchten am Mittwoch die Moskauer Büros der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) und der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International. Das teilten die örtlichen Büroleiter der beiden NGOs mit.
„Es läuft eine große Kontrollwelle, in die nun auch wir hineingeraten sind“, sagte Rachel Denber von HRW am Mittwoch. Die Durchsuchungen sind Teil einer groß angelegten Kampagne der Regierung. Im vergangenen Monat haben die russischen Behörden rund 2000 Organisationen unter die Lupe genommen.
Am Dienstag waren auch die Büros der deutschen parteinahen Friedrich-Ebert-Stiftung und der Konrad-Adenauer-Stiftung betroffen. Die Durchsuchungen in Moskau hatten in Deutschland parteiübergreifend Kritik ausgelöst. Die Bundesregierung protestierte scharf. „Mit dieser Kontrollwelle wird Druck auf die Zivilgesellschaft in Russland ausgeübt“, sagte Denber der Agentur Interfax zufolge.
Die russische Staatsführung geht seit einigen Monaten verstärkt gegen NGOs vor, die finanzielle Hilfe aus dem Ausland erhalten. Nach Wladimir Putins Rückkehr in den Kreml im vergangenen Jahr verabschiedete das Parlament unter anderem ein Gesetz, das mit fremdem Geld finanzierte Organisationen verpflichtet, sich als „ausländische Agenten“ zu registrieren. Das Gesetz wird als Versuch gewertet, die Mitarbeiter solcher NGOs als Spione zu stigmatisieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Kretschmer als MP von Linkes Gnaden
Neuwahlen hätten der Demokratie weniger geschadet