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NFL-Meister vor Besuch bei Donald TrumpNur anonyme Bekenntnisse

Werden sich die Football-Profis der Philadelphia Eagles im Weißen Haus von Donald Trump ehren lassen? Die Hinweise sind recht widersprüchlich.

Philadelphia Eagles-Quarterback Jalen Hurts schaut bei der Meisterfeier zu, wie Cheftrainer Nick Sirianni die Trophäe hochreckt Foto: imago

W er will mit wem aufs Foto oder eben doch lieber nicht? Es ist wieder so weit. Die Meister der amerikanischen Ligen stehen wie schon in der ersten Amtszeit von Donald Trump vor der großen Frage, ob sie nach Titelgewinn der traditionellen Einladung zur Ehrung ins Weiße Haus Folge leisten werden oder nicht.

Den Anfang machen die Philadelphia Eagles, die gerade den Super Bowl überraschend deutlich gegen die Kansas City Chiefs gewonnen haben. Und es herrscht nun reichlich Verwirrung, wie sich die Eagles entscheiden werden. Die U. S. Sun hatte bereits vor dem großen Finale der National Football League Anfang Februar berichtet, das Team habe sich für den Fall des Falles gegen eine Stippvisite nach Washington ausgesprochen.

Am Montag jedoch berichteten einige Medien wie USA Today das genaue Gegenteil. Die Philadelphia Eagles würden kommen, sollten sie vom Präsidenten eingeladen werden. Als Quelle wurde eine Person im Umfeld des Vereins genannt, die anonym bleiben wolle.

Unter dem Schutz der Anonymität hatten sich auch die Kronzeugen für eine Absage geäußert. So berief sich die U. S. Sun auf einen Informanten aus dem Umfeld der Franchise und einen Spieler, der namentlich nicht genannt werden wollte und den Entschluss wie folgt erklärte: „Wir werden die Geschehnisse und die Kritik, die wir erhalten haben, weil wir gegen Rassismus Stellung bezogen haben, nicht vergessen, und wir werden nicht von unseren Werten wie Respekt, Integrität und Gleichberechtigung abrücken.“

Boykott im Jahr 2018

Die Philadelphia Eagles hatten während der ersten Amtsperiode von Trump im Jahr 2018 bereits den Super Bowl gewonnen, mehrere Spieler wie Malcolm Jenkins, Torrey Smith und Chris Long kündigten daraufhin ihren Boykott der Ehrung im Weißen Haus an, worauf Trump das ganze Team wieder auslud. Der US-Präsident hatte zu der Zeit von Klubbesitzern die Entlassung von NFL-Spielern gefordert, die aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt beim Abspielen der US-Nationalhymne nicht aufstanden und dem Beispiel von Quarterback Colin Kaepernick folgten.

Die Basketball-Champions aus der NBA mieden zwischen 2017 und 2021 die Begegnung mit Trump im Weißen Haus und machten keinen Hehl aus ihren Antipathien. Superstar LeBron James warnte etwa: „Wir dürfen uns nicht durch ihn spalten lassen.“ Und die Ausnahmefußballerin Megan Rapinoe erklärte nach dem WM-Titelgewinn der USA 2019: „Ich werde nicht in das beschissene Weiße Haus gehen.“

Auffällig ist an der aktuellen unklaren Debatte um die Philadelphia Eagles, dass bislang niemand sein Gesicht zeigen will. Nach dem ersten auf anonymen Quellen gestützten Bericht, der eine Absage der Eag­les nahelegte, gab es bereits einen Shitstorm gegen den Verein. Megyn Kelly, einst Aushängeschild des konservativen US-Senders Fox News und Unterstützerin von Trump im Wahlkampf, postete über die Plattform X: „GO F YOUR­SELVES EAGLES“.

Vor wenigen Tagen wurde der ehemalige NFL-Profi Chris Kluwe nach Angaben von CBS News für vier Stunden in der kalifornischen Stadt Huntington Beach in Haft genommen, weil er auf einer Ratssitzung die Trump-Regierung als Nazi-Bewegung bezeichnete und friedlichen zivilen Ungehorsam ankündigte.

Das derzeitige politische Klima in den USA deutet daraufhin, dass Boykotte des Weißen Hauses durch Sportteams von nun an deutlich massiver als unzulässiger Affront gebrandmarkt werden.

Bemerkenswert sportlich ging es im Weißen Haus dieser Tage schon zu. Es gab ein Golf-Gipfeltreffen unter der Moderation von Golfplatzbesitzer Donald Trump. Vertreter der konkurrierenden US-amerikanischen PGA Tour sowie der von Saudi-Arabien finanzierten LIV Tour kamen zusammen, um über eine mögliche Vereinigung der Organisationen zu sprechen. Trump hatte in seine Regierungsräume eingeladen. Und es sind natürlich alle gekommen.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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