piwik no script img
taz logo

NBA-Titanen Houston RocketsComputeranalyse und Dünnbier

22 NBA-Spiele haben die Houston Rockets in Serie gewonnen - mit Teamarbeit und ohne ihren chinesischen Basketball-Riesen.

Das vielarmige Monster: Houston Rockets. Bild: ap

Shane Battier fand, er habe sich nun "ein oder auch zwei Budweiser verdient". Schließlich hatte der Flügelspieler der Houston Rockets den weltbesten Basketballspieler zur Verzweiflung gebracht und mit seiner unermüdlichen Verteidigungsarbeit gegen Kony Bryant zum 104:92-Sieg gegen die Los Angeles Lakers beigetragen. Es war bereits der 22. Sieg in Folge für die Rockets, den Battier mit amerikanischem Dünnbier zu begießen gedachte, die zweitlängste Siegesserie in der Geschichte der NBA.

Noch halten die Lakers den Rekord: 33 Mal in Folge blieb das legendäre Team um Wilt Chamberlain und Jerry West vom 9. November 1971 bis zum 9. Januar 1972 ungeschlagen und holte später auch den Titel. Davon sind die Rockets noch weit entfernt. Die meisten Experten glauben noch immer, die Mannschaft spiele über ihre Verhältnisse und werde spätestens in den Play-offs auf den Boden zurückgeholt. Aber die Strähne ist schon jetzt "eine unglaubliche Leistung", findet einer der Verantwortlichen, Rockets-Coach Rick Adelman.

Dabei war dieser Siegeszug beileibe nicht zu erwarten. Die Rockets starteten eher enttäuschend in die Saison, hatten nach zwei Monaten mehr Niederlagen auf dem Konto als Erfolge und drohten die Play-off-Qualifikation zu verpassen. Und selbst als bei Yao Ming, dem alles überragenden chinesischen Center, Ende Februar ein Ermüdungsbruch im linken Fuß diagnostiziert wurde, wollte die erstaunliche Serie nicht enden. Die letzten zehn Erfolge kamen ohne den 2,29-Riesen zustande, der für den Rest der NBA-Saison auf jeden Fall ausfällt, aber hofft wenigstens für seine Nationalmannschaft in Peking auflaufen zu können.

In seiner Abwesenheit glänzt Houston mit ausgeglichenen Mannschaftsleistungen, aus denen meist nur Tracy MacGrady heraussticht. Doch auch der einzige verbliebene Starspieler der Rockets fügt sich duldsam in ein Team, das als eines der wenigen in der NBA sowohl offensiv als auch defensiv zu glänzen versteht. Der ehemalige Trainer Jeff van Gundy, ein in der Liga gefürchteter Disziplin-Fanatiker, hatte die Rockets jahrelang auf Verteidigung getrimmt. Der erst im vergangenen Mai gekommene Adelman, der zuvor in Sacramento einige der unterhaltsamsten Mannschaften der NBA-Geschichte betreute, gab den geplagten Rockets nun den Spaß am Angriffs-Basketball zurück. Das aktuelle Erfolgsgeheimnis der Rockets besteht darin, die Philosophien des neuen und des alten Trainers miteinander versöhnt zu haben.

Der Architekt des überraschenden Erfolgs neben Adelman ist Daryl Morey. Der erst 35-jährige Manager der Rockets ist erst seit letzten Sommer im Amt und hat niemals in der NBA gespielt oder trainiert. In eine Liga, die - dem deutschen Fußball nicht unähnlich - immer wieder dieselben altbekannten Gesichter aus dem eigenen Dunstkreis wiederverwertet und weitgehend resistent ist gegen Modernisierungen, brachte Morey kein engmaschiges Netz an Beziehungen mit, sondern nur eine in der NBA neue Herangehensweise. Morey ist ein Vertreter einer Generation von College-Absolventen, die oft Sport-Management studiert hat, sich wenig in miefigen Turnhallen herumtreibt und stattdessen lieber ausgiebig Statistiken analysiert.

Im traditionell noch zahlenverliebteren Baseball haben diese Computer-Nerds längst die sportliche Leitung vieler Klubs übernommen, im Basketball aber gibt es noch Nachholbedarf. So konnte Morley heimlich, still und leise eine Mannschaft aus unterschätzten Ergänzungsspielern zusammenstellen. Solide, aber nicht spektakuläre Akteure ohne Allüren wie Battier, Bobby Jackson oder Rafer Alston funktionieren zusammen nun offensichtlich wesentlich effektiver als die mit Stars gespickte Konkurrenz aus Los Angeles, Phoenix, San Antonio, Denver oder Dallas.

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • HW
    Horst W

    "KONY" Bryant?

    Welcher Praktikant hat denn diesen Artikel geschrieben?

    Ist es denn so schwer einen Artikel nachdem man ihn geschrieben hat noch einmal durchzulesen?

taz zahl ich illustration
taz zahl ich

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – ohne Paywall. Das geht nur, weil sich viele Leser:innen freiwillig an der Finanzierung beteiligen und unseren kritischen Journalismus unterstützen. Sind Sie schon dabei? Unterstützen Sie jetzt die taz.