NBA-Saisonstart: Alle Augen auf den Alien
Die neue NBA-Saison bringt neue Regeln mit sich. Es gibt einen neuen Pokal zu gewinnen und ein wahres Wunderkind aus Frankreich zu bestaunen.
N ach einem historischen Sommer ist Deutschland Basketball-Weltmeister. Doch es gibt noch ein weiteres Team, das sich World Champions nennt. Die Denver Nuggets sind amtierende Champions der NBA und eröffnen in der Nacht auf Mittwoch gegen die Los Angeles Lakers die neue Saison der besten Basketballliga der Welt.
Die Nuggets, um ihren unvergleichlichen serbischen Superstar Nikola Jokić und den kanadischen Aufbauspieler Jamal Murray, sind zweifellos der aktuelle Goldstandard im Basketball. Nach einigen Saisons des ausgeglichenen Wettbewerbs sehen viele in dieser jungen Mannschaft das Potenzial, die Liga über mehrere Jahre zu dominieren – aus einem Titel eine Dynastie zu machen.
Auf eine schwache Konkurrenz kann sich Denver hierbei nicht verlassen, denn konstante Kräfteverhältnisse gehören in der NBA der Vergangenheit an. In einer Zeit, in der die größten Stars der Liga vermehrt Wechsel einfordern, werden die Karten jeden Sommer neu gemischt.
Dieses Jahr konnten sich besonders die Teams der Milwaukee Bucks und der Phoenix Suns auf spektakuläre Weise verstärken. Milwaukee sorgte im Sommer für Schlagzeilen, als sie den stark umworbenen Damien Lillard verpflichteten. Lillard ist einer der besten Werfer aller Zeiten auf der Point Guard Position und die perfekte Ergänzung zu Giannis Antetokounmpo, dem Gesicht der Franchise, der dank seiner Athletik in Korbnähe unaufhaltsam ist. Sie werden im Osten vor allem mit den Boston Celtics um den Finaleinzug konkurrieren.
Ehrgeizige Altmeister
Die Phoenix Suns stellen mit Devin Booker, der in der vergangenen Saison verpflichteten NBA-Legende Kevin Durant und Bradley Beal das talentierteste Offensiv-Trio der Liga und gehören ebenfalls zum engen Favoritenkreis. Auch die beiden prägendsten Spieler der letzten NBA-Jahrzehnte, LeBron James und Stephen Curry, habe in diesem Jahr wieder Titelambitionen. Doch Currys Warriors hatten im vergangenen Jahr Schwierigkeiten, mit der Konkurrenz mitzuhalten, und LeBron ist mittlerweile der älteste Spieler der NBA. Ihre Dominanz verblasst und sie nähern sich feierlich den letzten Jahren ihrer Karrieren.
Der Blick der Fans richtet sich derweil auf die Zukunft – auf Victor Wembanyama. Der 19-jährige 2,27 Meter große Franzose, der mit einer schier unbegreiflichen Beweglichkeit Basketball spielt, gibt dieses Jahr sein Debüt bei den San Antonio Spurs. Seine Highlight-Clips aus der Vorbereitung überfluteten in den Wochen vor Saisonstart die sozialen Netzwerke. Sie nennen ihn den Alien. Der Grund dafür ist einfach: Was Wembanyama auf dem Feld macht, hat noch niemand vorher jemals gesehen.
Viele sagen, in der NBA spielen aktuell so viele talentierte Spieler wie nie zuvor. Trotzdem sorgt die Belastung der 82 Spiele langen Saison jährlich dafür, dass die Intensität der einzelnen Spiele leidet. Viele Teams scheinen die reguläre Saison hauptsächlich überstehen zu wollen oder die Belastung zu managen, um für die wichtigen Playoff-Spiele im Sommer bereit zu sein.
Die Liga versucht der schwindenden Wertschätzung der regulären Saison seit Längerem entgegenzuwirken. Weniger Spiele wird es aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht geben, auch wenn das noch so oft angemahnt wird. Die NBA geht kreativere Wege, um das Interesse an der regulären Saison hochzuhalten.
So sollen Teams in Zukunft daran gehindert werden, ihre besten Spieler in vermeintlich unwichtigen Spielen zu schonen. Außerdem wird es zum ersten Mal in der NBA-Geschichte neben dem Ligabetrieb einen Pokalwettbewerb während der Saison geben. Wie der neue Wettbewerb den NBA-Kalender verändern wird und wie wichtig den Spielern diese neue Trophäe ohne Geschichte sein wird, werden die nächsten Monate zeigen. Immerhin: Der Gewinner des in-season tournament kann seine Platzierung für die Playoffs verbessern.
Mit der erneuten Anpassung des Modus bleibt die NBA sich in ihrer Wandelbarkeit und Innovationslust treu. Auch diese Saison wird wieder von Wechseldramen und anderen Überraschungen leben. Daran wird auch eine möglicherweise zähe reguläre Saison oder die basketballerische Dominanz der Denver Nuggets nichts ändern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Donald Trump wählt seine Mannschaft
Das Kabinett des Grauens
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels