: N O C O M M E N T Nullsummen–Export
Die Weltwirtschaft ist kein Nullsummenspiel. Es gilt nicht, daß ein Land nur auf Kosten eines anderen gewinnen kann“ - so Otto Graf Lambsdorff kürzlich in der Weltwoche. Lambsdorff will damit verteidigen, was mehr und mehr auf die Anklagebank des Welthandels kommt: den bundesdeutschen Ausfuhrüberschuß. Gefahr für den Export durch ökologische Politik? Interessanter ist die Gefahr, die vom bundesdeutschen Exportüberschuß ausgeht, der in der Tat „auf Kosten“ anderer lebt. Wenn die Welt im vergangenen Jahr für 120 Mrd. DM mehr in der BRD eingekauft hat, als sie hierher geliefert hat, so muß sie diese Differenz bezahlen, und zwar auf ihre „Kosten“ und so, daß im Saldo die Summe „Null“ steht. Auch wenn die BRD gegenüber den Entwicklungsländern eine negative Handelsbilanz aufweist, so trägt der insgesamt bestehende Überschuß der Industrieländer doch dazu bei, daß die Dritte Welt immer tiefer in die Verschuldung gestoßen wird. Soll die Dritte Welt ihre Schulden zurückzahlen, so wird auch die Bundesrepublik ihren Exportüberschuß nicht nur auf die Summe Null zurückbringen, sondern ein gewaltiges Defizit hinnehmen müssen - und zwar über viele Jahre hinweg. Oder wir denken uns eine andere Schulden–Begleichung aus. Dann dürfen wir auch wieder ein bißchen mehr exportieren, Herr Lambsdorff. Ulli Kulke McCASH FLOWS ORAKEL
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen