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Archiv-Artikel

Muysic statt Muzak

SYNTHIE-POP Das finnische Synthie-Trio „Aavikko“ entwirft die Zukunft eigenwillig retrospektiv

Von MATT

Hierzulande ist das Synthie-Trio „Aavikko“ noch nicht wirklich bekannt. In ihrer verschneiten Heimat waren die Schulfreunde aus der ostfinnischen Kleinstadt Siilinjärvi schon vor fünf Jahren ganze drei Monate lang auf Nummer eins der Hitparade – ganz finnisch, der GSM-Klingelton-Hitparade natürlich. Gegründet wurde die Band 1995 von Tomi Leppänen, Tomi Kosonen und Antti Koivumäki, der vier Jahre später dann von Paul „Graf“ Staufenbiel am Synthesizer ersetzt wurde.

Was die drei mit Schlagzeug und Elektronik fabrizieren, hört sich dabei zunächst so an, als hätte jemand billige Casio-Keyboards mit schlecht vorprogrammierten Sequenzen an schäbige Gitarrenverstärker angeschlossen und mit kaputten Tonbandgeräten aufgenommen. Tatsächlich aber stecken jede Menge Planung und Komposition in den, nun ja, bisweilen eher experimentell klingenden Stücken. Und ein eigenwilliger Zukunftsentwurf: Als würde die Kontur des Zukünftigen nur in alten Ostblock-Trickfilmen auf alten PAL-Fernsehgeräten zu erkennen sein. Die man sich übrigens ansieht, während man kilometerlangen Autobahnen durchs einsame Lappland folgt – mit Kohlen in den Hosenbeinen. Nicht umsonst ist einer ihrer größten Hits, „Viitostie“, „Kraftwerk“ zu Ehren nach einer finnischen Schnellstraße benannt.

Dabei gelingt es „Aavikko“ auch noch, ihre Bombastkrautrockambientpop-„Muy-sic“ im Ohrwurmformat und unbedingt tanzbar anzubieten. Im aktuellen Fall auf dem letzten Longplayer „Novo Atlantis“, der im Frühjahr erschienen ist und U-Boot und Raumschiff zum selben Gefährt erklärt. MATT

■ Di, 6. 10., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66