Mutmaßlicher Mörder gefasst: Im Internet-Café war die Reise vorbei
Der mutmaßliche Mörder von Montréal, Luka Rocco Magnotta, ist in Berlin gefasst worden. Der 29-Jährige wurde mit einem internationalen Haftbefehl gesucht.

BERLIN afp | Der mutmaßliche Mörder von Montréal Luka Rocco Magnotta ist in Berlin gefasst worden. Das bestätigten Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag. Der 29-Jährige, der einen Mann in Kanada grausam ermordet und zerstückelt haben soll, sei in einem Internet-Café in Berlin-Neukölln festgenommen worden.
Magnotta, der laut kanadischer Polizei kurz nach der Tat nach Frankreich geflogen war, soll zeitweise in einem Hotel in Bagnolet in der Nähe des Busbahnhofes abgestiegen sein. Von dem Bahnhof aus werden Ziele in Frankreich, aber auch zahlreiche Städte in Deutschland und in ganz Europa angefahren. Der Angestellte eines Cafés an dem Busbahnhof berichtete, ein Mitarbeiter von Eurolines habe Magnotta am Freitagabend nach Berlin abfahren sehen. Ein anderer Zeuge habe ihn aber auch Richtung Rumänien einsteigen sehen.
Der 29-Jährige steht unter dem dringenden Verdacht, in der Nacht zum 25. Mai in Kanada einen chinesischen Studenten mit einem Eispickel grausam getötet und zerstückelt zu haben. Er soll seine Tat gefilmt und das Video ins Internet gestellt haben. Im kanadischen Ottawa war wenige Tage später ein abgetrennter Fuß in einem Paket bei der konservativen Regierungspartei eingegangen. Ein weiteres Paket mit einer Hand sollte an die liberale Partei gehen, wurde aber in einem Postamt abgefangen. Die Körperteile gehörten zur Leiche des 32-jährigen Studenten, die ohne Kopf in Montréal gefunden worden war.
Magnotta, der auch unter den Namen Eric Clinton Newman und Vladimir Romanov bekannt ist, arbeitete zeitweise als Porno-Darsteller und soll mit seinem Opfer eine sexuelle Beziehung unterhalten haben. Der bisexuelle 29-Jährige, der von der Presse in Frankreich „der Zerstückler“ getauft wurde und in seiner Heimat als „Canadian Psycho“ traurige Berühmtheit erlangte, arbeitete früher auch als Prostituierter unter dem Namen „Angel“. Sein Äußeres änderte er noch häufiger als seinen Namen: Er unterzog sich Schönheitsoperationen, verwendete oft Lippenstift und Make-Up oder färbte sein Haar und trug Perücken.
In Paris gingen bei der Polizei seit dem internationalen Fahndungsaufruf der vergangene Woche tausende Anrufe von Zeugen ein, die Magnotta an verschiedenen Orten gesehen haben wollen. In einem Hotelzimmer in Bagnolet fand die Polizei Porno-Magazine und Spucktüten der Fluggesellschaft, mit der Magnotta offenbar von Kanada nach Frankreich geflogen war.
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