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Mutmaßliche NS-VerbrecherFahnder entdecken 50 KZ-Aufseher

Offenbar sind Fahnder bisher unbelangten mutmaßlichen NS-Tätern auf die Spur gekommen. Es handelt sich um ehemalige KZ-Aufseher aus Auschwitz-Birkenau.

Bislang unentdeckt: Die Namen von 50 ehemaligen KZ-Aufsehern Bild: rtr

ESSEN afp | Deutsche Fahnder sind einem Medienbericht zufolge einer größeren Zahl bisher unbelangter mutmaßlicher NS-Täter auf die Spur gekommen. Die Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg will nach Informationen der Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Samstagsausgaben) in den nächsten Wochen Vorermittlungen gegen 50 frühere KZ-Aufseher des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau einleiten. Der Vorwurf lautet auf Beihilfe zum Mord, heißt es in den Berichten.

Den Ermittlern lägen die Namen und Angaben zu den Wohnorten der Tatverdächtigen vor, bestätigte der Behördenleiter, der Leitende Oberstaatsanwalt Kurt Schrimm. Sie lebten über ganz Deutschland verteilt. Sie seien um die 90 Jahre alt. Laut Schrimm reicht seit dem Urteil gegen John Demjanjuk, der Wachmann im Lager Sobibor war, „jede Tätigkeit in einem Konzentrationslager aus, um wegen der Beihilfe zum Mord zu verurteilen“. 2011 war Demjanjuk in München wegen Beihilfe zum Mord in 20.000 Fällen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Die Ludwigsburger Zentrale Stelle wird seit 1958 von den Bundesländern unterhalten. Sie hat seither insgesamt 7485 Vorermittlungsverfahren geführt. Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau wurde von 1940 bis 1945 von den deutschen Nationalsozialisten im besetzten Polen betrieben. Mehr als eine Million Menschen wurde dort ermordet, die meisten davon europäische Juden.

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23 Kommentare

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  • S
    Systemimmanent

    Es gibt Waffenliebhaber und Jäger.

    Manche von diesen hatten als Frühstückssport Insassen eines KZ aus den Häusern gescheucht, damit sie vom frühstücks gedeckten Tisch, vom Balkon aus Menschen erschiessen. Einfach nur aus Spaß. Frühstückssport, Menschen die um ihr Leben laufen erschiessen.

    Das Deutschland extreme Probleme mit der Aufarbeitung hat, liegt am Staat bzw. deren Politiker und Netzwerke. Es gibt belegbare Konstanten und manch menschenverachtende Wesensverwandschaft sind immanent.

    Die Vergangenheit muss aufgearbeitet werden um die Gegenwart zu erkennen.

    Außerdem wirkt die Vergangenheit global bis in die Gegenwart, Lateinamerika arbeitet ebenso wie Spanien auf.

    Während bei Ebay ein original berliner Telefonbuch 1941, das letzt gedruckte, als Naziverherrlichung entfernt wurde, boten andere ein Goldring mit Zyankali Geheimfach L.C. an.

    Wer sich mit den bismarckschen Reptilienfonds beschäftigt, wird über die CSU,CDU erstaunliches entdecken. Die geheime Parteifinanzierung? Letzter recherchierte Stand~2000, ein Reptilienfonds wurde aus Nord-Spanien(vor dem Baskenland) in Richtung Ukraine/Russland transferiert. Putins Aktion kann ich voll und ganz vertehen.

    Ist der 2WK zu ende?

    Müsste man statt Asylbewerber nicht besser von Kriegsflüchtlingen schreiben?

    Deus lo vult, Opus Dei magischen Worte.

  • RD
    Rainer David W. Früh

    Tja, an diesem Beispiel sehen wir mal wieder, wenn die deutsche Justiz es nur will, geht es ganz schnell und ruckzuck nach 68 Jahren wird ermittelt!

    Da kann man also davon ausgehen, dass die STASI-Täter ab ca. 2050 belangt werden.....

  • M
    Marga

    Wer will das heute noch wissen. Viel wichtiger ist doch was heute passiert, da sind wir doch nicht mehr weit weg von dem was vor 70 Jahren passiert ist. Siehe den NSU Przess in München. Derselbe Hochmut wie damals. Aber wir wollen ja immer die Elite sein und dann sind wir doch nur der hässliche Deutsche.

  • H
    Holzer

    Die meisten davon Polen,Russen,Holländer,Deutsche,Ungarn usw.!Auf ihre Religion wurden Sie zuerst von den Nazis und nach dem Krieg von Organisationen reduziert die möglichst viel Kapital aus dem Leid der J...,Menschen ziehen wollten und wollen!Es wäre vielleicht auch mal angebracht noch lebende Helfershelfer im europäischen Ausland zur Verantwortung zu ziehen!Auch wenn alle beteiligten Nationen nur noch aus Widerstandskämpfern bestehen!Zumindest nach heutiger Lesart!

  • SB
    simon bauer

    was haben diese männer getan was heute nicht alle bürger der brd auch unterstützen?

    der massenmord in libyen, irak, afganistan, aktuell in syrien ist allen bekannt. die nato bringt mord und totschlag in diese länder, wir sind alle helfershelfer und tun nichts dagegen. guantanamo ist nicht besser als ein deutsches kz es war, die israelis besetzen ein fremdes land und alle tun so als wäre das normal. wehe wenn wir in 70 jahren für dieses wegschauen gerichtet werden. und nicht vergessen, die wahrheit stirbt im krieg als ertes, und "nur" der sieger schreibt die geschichte.

  • R
    routier

    Mitbegründer des BND und Co waren doch allesamt Nazis und dazu noch Vollprofis. Irgendeiner muß wohl gestorben sein der da viel Dreck am Stecken hatte. Jetzt können die Akten ja geöffnet werden. War es bei Quandt und Co nicht auch so ähnlch. Macht im Staat sieht eben SO aus. Viel Spass in der Demokratie.

    ciao

  • A
    Annelies

    Das finde ich gut und gerecht, daß jetzt 50 ehemalige KZ-Aufseher aus Auschwitz aufgespürt worden sind und entlarvt werden und daß die Nachforschungen über die Schuld und Verantwortung der Deutschen und ihrer Helfershelfer - in ganz Europa! - nicht nachlassen!

     

    Es gibt heute Stimmen, die behaupten, daß die Neo-Nazis und die NSU gar keine "richtigen" Nazis sind!

     

    Klar müssen diese Leute, 70 Jahre nach Ende des Krieges, jetzt alle um die 90 Jahre alt sein. Das Alter dieser Aufseher sollte aber keine Rolle spielen, keine Nachsicht hervorrufen, auch nicht wegen der Familienangehörigen, mit denen sie friedlich bis ins hohe Alter gelebt haben.

    Die Familienangehörigen hätten ja ihre Väter, Mütter, Onkel und Tanten und Großeltern Anfang der 70 Jahre direkt fragen können, was sie alle während der Zeit des Nationalsozialismus und während des gesamten Krieges gemacht und welchen Beruf sie ausgeübt haben! So wie es die "68er Bewegung" angeregt und getan hatte, mal zu Hause die Eltern und Großelterngeneration und deren Schuldverstrickung in der schrecklichen deutschen Vergangenheit zu befragen!

     

    Die gequälten, verhungerten, ausgeschlachteten (Brillen, Haare, Goldzähne, Koffer, Schuhchen von den Kindern ...), vergasten und verbrannten Menschen in Auschwitz hatten k e i n e Chance, so ein hohes Lebensalter von 90 Jahren wie die KZ-Aufseher und Lagerleiter zu erreichen!

     

    Diese Familienangehörigen sollten alle mal zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau fahren und sich selbst überzeugen, welche grausamen Geschehnisse sich dort abgespielt und welche Arbeit dort alle Aufseher erledigt haben! Unter dem höhnischen Motto der Nazis am Eingang zu den vielen Baracken: "Arbeit macht frei!".

  • S
    Schlagobers

    Es ist richtig, wenn alle Verbrechen gegen die Menschlichkeit und alle Kriegsverbrechen verfolgt und aufgearbeitet werden. In ihrer Druckausgabe zitiert die WAZ den leitenden Staatsanwalt Schrimm: „Es gibt kein Land, das so viel aufgearbeitet hat wie Deutschland.“ Millionen deutsche Zivilisten wurden bei der Bombardierung deutscher Großstädte und bei der Vertreibung geschändet, verletzt und getötet. Wurde dafür Jemand zur Verantwortung gezogen? Erst wenn dies geschieht, kann man letztlich von Aufarbeitung sprechen. Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen können nicht damit gerechtfertigt werden, dass der andere damit angefangen habe.

  • B
    Bouleazero

    Solche Nachrichten haben für mich immer einen schalen Beigeschmack. Wie kommt es, dass Dokumente seit 55 Jahren zugänglich waren, und erst jetzt entdeckt man die Spuren von 50 (!) Nazi-Verbrechern. Mit Wohnort. Sind die seit 1945 nie umgezogen? oder haben die der Aufklärungsstelle immer bescheid gesagt, wenn sie umgezogen sind? Wer hat bisher verhindert, dass diese Informationen öffentlich gemacht wurden? Ich finde es ziemlich scheusslich, dass man 68 Jahre nach Kriegsende noch solche Dinge zu Tage befördern kann. Es ist mir aber auch schon merkwürdig aufgestossen, dass erst jetzt Pol Pot Verbrecher ans Licht der Öffentlichkeit gezogen werden, und das ist 'nur' 35 Jahre her... Ja, ich bin dafür, dass Recht gesprochen wird. Aber ich habe grosse Mühe zu verstehen, wie es kommt, dass man soviel Zeit vergehen lässt. Wenn mir mal einer erklären würde, wer wie wo wann die Akten in die Finger bekommen hat, könnte ich vielleicht anfangen zu verstehen warum das nicht schon früher passiert ist.

  • DA
    Dr. Ach Mett

    Na konnte die deutsche Justiz nicht noch ein paar Jahre weiter warten? Nachdem sie über ein halbes Jahrundert weggesehn hat, kommt's doch wohl auf zehn Jahre mehr oder weniger auch nicht mehr an, damit die ehrbaren Volksgenossen noch die sicherlich großzügige SS-Rente bis zum letzten Cent genießen können - oder verschmähen die jetzt etwa schon die Einzahlungen von Migranten und wollen unbedingt noch mal ein Gerichtsgebäude von außen sehen?

  • N
    Noske

    50 allein aus Auschwitz ! Da lohnte sich eine Hochrechnung auf alle KZs . Das Sich Verstecken

    hält wohl jung,denn nur sehr wenige Männer werden

    90 Jahre alt.

  • S
    Starost

    Es kann ja wohl nur noch darum gehen, dass diese Greise nicht als unbescholtende Bürger ins Grab gehen.

    Wer heute um die 90 ist, war damals um die 20.

     

    Kuschelhustiz mit Jugendstrafrecht also, günstige Sozialprognose, da gut integriert, seither nicht mehr auffällig geworden, keine Wiederholungsgefahr.

     

    100 Sozialstunden im Altenheim.

  • S
    Supercop

    Bei allem Ehrgeiz der Ermittlungsbehörden ist es ja fast eine Demütigung der noch lebenden Opfer.Die viel gescholtene Rechtslastigkeit von Vefassungsschutz und Co. tritt hier wieder zu Tage. In den 50ziger und 60ziger Jahren, wo noch viel mehr Zeugen lebten, waren überfällige Verurteilungen nicht möglich? Da werden wir noch stolz sein (die noch Lebenden), wenn dann 2080 die Unterstützer der NSU erfolgreich ermittelt werden. In den Staatsanwaltschaften ist man wohl seit Jahrzehnten auf einem Auge blind.

  • M
    Max

    Darum hätte man sich vor 50 Jahren kümmern müssen. Man hat den Eindruck das alles ewig lange vertuscht wird und wenn dann das schlechte Gewissen kommt, fahndet man nach ein paar Verbrechern aus der unteren Befehlsebene, um sagen zu können: wir waren nicht untätig.

    Das man überhaupt fahndet und verurteilt, wenn auch zu spät, ist natürlich richtig und wichtig.

  • R
    Rellüm

    Man könnte lachen wenn es nicht so traurig wäre. Nach über 70 Jahren haben "Fahnder" 50 unbekannte NS Täter entdeckt, ja das ist ja toll. (Wie viele leben davon noch oder sind prozessfähig?)

    Aber die aktuelle NSU-Recherchen sind noch sehr dürftig und werden es wohl bleiben.

    ein Schelm wer Böses dabei denkt!

  • K
    Klarsteller

    Ab sofort sollte man alle im entsprechenden Alter mumifizieren, damit man sie ggf. auch in hundert Jahren noch vor Gericht stellen kann.

  • E
    emil

    wieso hat sich vor 50 jahren niemand darum gekümmert? es ist die reinste farce. dieses land hat sich seiner vergangenheit bisher nicht gestellt und es ist fraglich ob das je geschehen wird. vermutlich ist es wahrscheinlicher, dass deutschland vorher einen weiteren krieg anzettelt.

  • L
    Leser

    Da sollte man sich aber beeilen, sonst sind die alle tot, Und dann stehen wir da

  • R
    reblek

    "Offenbar sind Fahnder 50 bisher unbelangen mutmaßlichen NS-Tätern auf die Spur gekommen." - Klar, "unbelangen, nicht gefangen", oder wie?

    Warum sind die Nasen, die einen Vorspann schreiben müssen, nicht in der Lage, schlicht richtig abzuschreiben, statt dämlich originell sein zu wollen? "Deutsche Fahnder sind einem Medienbericht zufolge einer größeren Zahl bisher unbelangter mutmaßlicher NS-Täter auf die Spur gekommen."

  • FA
    Frank aus Polen

    Das gute Gewissen von Ba-Wü?

    Es ist doch erstaunlich, dass das gerade jetzt bekannt wird. Nicht allzu lange nachdem durch den Stuttgarter Oberstaatsanwalt B. H. das Verfahren gegen die Verantwortlichen des Nazi-Massakers im italienischen Sant'Anna eingestellt wurde. Da will sich wohl das ba-wü. Innenministerium einer "Reinwäsche" unterziehen und zeigen, wir sind/können doch ganz anders? Denn der Bezug auf vor zwei Jahren gefällte Urteil gegen Demjanjuk ist schwach. Da hätte man schneller reagieren müssen. Da liegt der Bezug zum Massaker deutlich näher.

    So wichtig das Verfolgen von Straftaten ist, so scheint mir hier mehr ein "Reinwaschen des Gewissens" und der Versuch das Bild von Ba-Wü und ganz Deutschlands (NSU-Pleiten) zu verbessern, Grund des Handelns zu sein.

  • H
    Hahaha

    Der Kampf gegen "Rechts" wird immer härter. Bald hat man sogar Hitler vor Gericht.

  • HK
    Hady Khalil

    Mein Kommentar von gestern zu Justiz außer Kontrolle:

    Laut ZDF info Dokumentation“ Hitlers München“ übt Münchner Polizeidirektion das Gewaltmonopol des Staates seit mehr als 60 Jahren von Hitlers Wohnung aus. Weiß man das eigentlich in der rechten Szene. Das ist dort wahrscheinlich ein Witz der schon einen Uraltbart hat. Haben die sich freiwillig gemeldet, dort einzuziehen. Wenn eine Partei in einem Land mehr als 60 Jahre regiert, muß einen wohl nichts wundern. Ist Herrn Ude das nicht aufgefallen, oder kann er seine Behörde nicht zum Umzug bewegen? - Warum nicht? Oder ist das eine Landesbehörde und das ist ein CSU Beschluß und man unterhält sich im Hofbräuhaus abends über alte Witze?

    Fortsetzung:

    Hinter der Fassungslosigkeit, wie es sein kann, das die Münchner Polizeidirektion seit über 60 Jahren in Hitlers Münchner Wohnung residiert,habe ich eine Menge Fragen. Herr Friedrich zum Beispiel unser Innenminister und CSU Mitglied, war er da schon öfter mal zu Besuch im „Hauptquartier der NSDAP“ und wußte er, wo er sich befand. Wie fühlt sich das an in so geschichtsträchtigen Räumen. Ob es reicht zu tapezieren und die Fußballpokale in Hitlers Regale zu stellen, den Geist dieser 9 Zimmerwohnung zu vertreiben. Was ist übrigens mit den Büchern geschehen? Hitler soll sehr belesen gewesen sein, hieß es in der Dokumentation.

  • M
    Mark

    Wird eh nicht viel passieren, die Täter waren wohl so gut wie alle unter 25, also würde es ne geringe Jugendstrafe geben, schlechte Kindheit und so.