Kommentar: Mut zur Sahnesoße
■ Weihnachten als Altersfrage
Im Alter von 20 Jahren gelüstete es den Kommentator angesichts dichtgedrängter Weihnachtsmärkte mitunter nach einem Blitz, der vom Himmel führe, den schnöden Budenzauber und die Massen aufzuschrecken. Jetzt, eine gute Dekade später, gerät er höchstens noch in Wallung, wenn ekle Glühweinschwaden die Lüfte schwängern. Höchstens. Denn Weihnachten möge ein friedliches Fest werden. Und den Tugendwächtern, die Konsumterror, Kaufsucht und crème double-lastige Soßen anprangern, sei der Mund mit selbigen verschlossen. Ihnen sei gesagt, nein gesungen: Weihnachten, das heißt illuminierte Fenster, Tannenzweige, Geschenke, von Eltern nie hoch genug im Regal versteckt. Heißt schöne Momente lang Besinnung auf Traditionen, die man gern bewahren würde, hätte man nur die Zeit! Heißt gefürchtete Verwandtenbesuche, die ja ausnahmsweise mal nicht mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung enden müssen, sobald die Tür hinter ihnen ins Schloß fällt.
Und heißt: Mut zum Ritual! Nämlich die nicht geschmackssicher ausgesuchten Socken/Krawatten/Parfums mit Würde umzutauschen und am 27. Und nicht in Beklemmung zu verfallen, weil nach dem ersten noch der zweite Weihnachtsfeiertag dräut.
Kurz: Die Wahrnehmung von Weihnachten ist stark altersabhängig. Nicht auszuschließen, daß sich mal wieder der Wunsch nach Anarchie unterm Christbaum einstellt. Alexander Musik
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