Münzen-Diebstahl im Bode-Museum: Goldrausch mit Folgen
Die Polizei hat am Mittwoch vier Männer festgenommen. Sie sollen am Diebstahl der 100-Kilo-Goldmünze aus dem Bode-Museum beteiligt gewesen sein.
![](https://taz.de/picture/2130067/14/18674323.jpeg)
Die Polizei hat die Tatwerkzeuge des Münzen-Diebstahls in ihrem Gebäude am Platz der Luftbrücke auf einem Tisch aufgereiht. Sie sehen denkbar harmlos aus: eine ausklappbare Aluleiter, der abgebrochene gelb-schwarze Stil einer Axt, eine Schubkarre, ein grünes Seil mit Karabinerhaken. Mit diesen einfachen Mitteln, erhältlich in jedem Baumarkt, haben die Diebe vom Bode-Museum im März also 100 Kilo Gold erbeutet. Reich zu werden ist gar nicht so schwer.
So etwas in der Art müssen die Diebe wohl gedacht haben. Für einige der mutmaßlich Beteiligten hat die Sache nun aber juristische Folgen. Am Mittwoch, nach dreieinhalb Monaten Ermittlungen, schlug die Polizei zu. Um sechs Uhr morgens drangen Beamte zeitgleich in 14 Wohnungen ein, sie nahmen vier dringend Tatverdächtige fest und beschlagnahmten Kleidung und Fahrzeuge. Sie werden nun auf Goldspuren untersucht.
13 Beschuldigte gibt es insgesamt. Die leitende Oberstaatsanwältin Martina Lamb sprach von einer organisierten Bandenstruktur. Die Männer stammten „aus dem Bereich arabischer Clans“, sie seien „Brüder, Cousins und Söhne“. Die mutmaßlichen Diebe hatten, so Lamb, einen Hinweisgeber aus dem Museum, der zwar nicht zur Familie gehöre, aber mit ihr bekannt sei.
Nach dem, was Polizei und Staatsanwaltschaft inzwischen herausgefunden haben, liefen die Dinge folgendermaßen ab: Der Hinweisgeber, ein junger Mann, soll Anfang März von einem Subunternehmen als Aufsichtsperson im Bode-Museum eingesetzt worden sein. Seine Aufgabe war es, darauf zu achten, dass Besucher Exponate nicht anfassten – oder gar mitnahmen. Bei dieser Beschäftigung habe der Mann die Tatgelegenheit offenbar erkannt, erläuterte Carsten Pfohl vom Landeskriminalamt.
Videoaufzeichnungen der S-Bahn zeigten, dass bereits am 17. März Männer auf dem Bahnsteig zum Museum liefen – wohl, um die Lage auszuspähen. Am 21. März gab es offenbar einen ersten Einbruchversuch. Am 27. März klappte es dann: Zwischen 3.20 und 3.50 Uhr morgens stiegen die Männer von der S-Bahn-Trasse ins Museum ein, klauten die kanadische Goldmünze „Big Maple Leaf“. Der Materialwert: stolze 3,75 Millionen Euro. Am Monbijoupark sollen sie die Beute in ein Auto verfrachtet haben. Die Tatwerkzeuge ließen sie liegen. Ein Wachmann des Museums, der einen Rundgang gemacht haben will, bemerkte den Diebstahl erst später. Auch er gilt als tatverdächtig.
Zwar hat die Polizei nun Beschuldigte. Doch vom begehrten Gold fehlt jede Spur. Pfohl sagte: „Meine Hoffnung, dass wir die Münze auch nur in Teilen finden, ist relativ gering.“
Vor dreihundert Jahren gab es einen ähnlich spektakulären Münzenraub in Berlin. Die Täter wurden damals gevierteilt. Das bleibt den vier Festgenommen, sollten sie denn verurteilt werden, erspart. Mehr noch: Ihre Strafen dürften sich trotz des großen Werts der güldenen Beute in Grenzen halten. Sie sind zwischen 18 und 20 Jahre alt und würden dem Jugendgericht zugeführt, so Lamb. Alle weiteren Beschuldigten seien deutlich älter.
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