: Motherfuckin' Mario
■ Ein „Arschloch“ und „Hurensohn“ rettet Bremen ein 2:2 in Leverkusen
Leverkusen (taz) – „Wenn ich sage, jetzt ist Schluß, dann ist auch Schluß!“ sagte der Mann mit den Pumaletten an den Füßen und schritt energisch durch die Tür, hinter die vorzudringen dem Kamerateam streng verboten war. Einige der Umstehenden schüttelten verständnislos die Köpfe, ein paar grinsten, aber keinem in den Katakomben des Haberland-Stadions war dieser Auftritt entgangen. Es war Samstag, und Supermotherfuckin' Mario war wieder unterwegs.
Die Leute kommen ins Stadion, weil sie Basler als „Arschloch“ oder „Hurensohn“ beschimpfen wollen. Die, die nicht gekommen sind, finden den Kerl ohnehin beschissen, weil sie glauben, daß er zum Beispiel einen ausländischen Mitspieler verbal mit Dreck beworfen hat. Es gibt nicht wenige Werder-Fans, die ihn überhaupt nicht ausstehen können. Und schließlich seine Mannschaftskollegen. Die näherten sich ihm nach dem 1:1-Ausgleichstor am Samstag in Leverkusen zum Jubeln geradezu so, als wüßten sie ohnehin, daß ihre gutgemeinte Teilnahme den Chef kein bißchen interessiert.
Der Irre aus Bremen machte beim 2:2 gegen Bayer kein exorbitantes Spiel, für Supermario-Verhältnisse wahrscheinlich nicht mehr als ein ordentliches Spielchen. Und dennoch überragte er alle anderen auf dem Feld. Der junge Feldhoff war gut, der alte Völler nicht schlechter und traf sogar ins Tor, Eilts spielte überdurchschnittlich und Votava rackerte sich mal wieder seinen alten Arsch ab. Aber Basler. Aus dem Spiel heraus gelang ihm nicht viel, es schien fast so, als versuche er sich an der Außenlinie hinter seinem Gegenspieler Markus Münch zu verstecken. Doch bei Eckbällen und seinem Wie-ein-Strich-Freistoßtor setzte er Mariomarken. Der Irre lief so lange in seiner eigenen Klasse, bis er aufgrund seiner Leistenbeschwerden ausgewechselt werden mußte. Als Basler in der 77. Minute das Feld verließ, verabschiedete ihn das Publikum der Haupttribüne mit Pfiffen und wüsten Beschimpfungen. Basler winkte hämisch zurück.
Es soll unter uns ja immer noch Leute geben, die ständig hinter diesen ausgestorbenen „Typen“ wie Netzer, Lippens und Du- nennst-ihn-mir hinterherheulen. Die also immer die Vergangenheit bemühen, um sich des real existierenden Fußballs in aller gemütlich eingerichteten Abscheu zu entledigen. Diese Schnarchtassen sollten mal lieber schnell die Äuglein öffnen. Sonst könnte es tatsächlich passieren, daß sie den deffsten Fußballer des Augenblicks verschlafen. Sei down mit ihm, denn zur Zeit gibt es in der Bundesliga keinen besseren als Motherfuckin' Mario Basler. Thomas Lötz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen