: Moskau vermutet noch Kämpfer in Grosny
Russen drohen mit Vernichtung oder Haft. Schwere Kämpfe in den Bergen erwartet
Moskau/Grosny (rtr/dpa) – Die russische Armee hat gestern angekündigt, alle in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny noch eingeschlossenen Kämpfer zu töten oder gefangen zu nehmen. Außerdem solle in einer Sonderoperation das Dorf Alchan Kala südwestlich von Grosny von den Kämpfern befreit werden, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die russischen Streitkräfte.
Nach Alchan Kala sind in den vergangenen Tagen Medienberichten zu Folge Hunderte von Kämpfern geflohen. Deren Sprecher Mowladi Udugow hatte erklärt, alle Rebellen hätten Grosny verlassen. Sie würden jedoch zurückkommen, um die russischen Soldaten zu besiegen.
Der russische Verteidigungsminister Igor Sergejew sagte, den Kämpfern seien in den vergangenen Tagen hohe Verluste zugefügt worden. In Grosny seien hunderte getötet worden. Zudem hätten sich viele ergeben. Die Tschetschenen erklärten, in den vergangenen Tagen hätten annähernd 3.000 ihrer Kämpfer Grosny verlassen. Bei dem Rückzug seien 43 Mann getötet worden, hieß es auf ihrer Website (Kavkaz.org).
Unterdessen bereiten sich die tschetschenischen Kämpfer offensichtlich auf weitere Kämpfe in den Bergen Tschetscheniens vor. Sie transportierten nach russischen Angaben von gestern große Mengen Lebensmittel, Medikamente und Munition in die südlichen Berge des Schatoi-Gebiets. Die russische Luftwaffe setzte ihre Angriffe auf Stellungen der Kämpfer in den Bergen in unverminderter Härte fort und flog seit Mittwoch mehr als 120 Einsätze.
Einer Umfrage zu Folge wird die Offensive in Tschetschenien trotz wachsender Verluste unter den eigenen Soldaten von zwei Dritteln der russischen Bevölkerung befürwortet.
Nach den gestern veröffentlichten Umfrageergebnissen sprachen sich lediglich 27 Prozent der Befragten für Friedensverhandlungen aus.
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