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Monotoner Minimalismus

■ Kampnagel: Aids-Stück „Red, Blue and Yellow“ von Lubricat

Uwe ist tot. Er starb an Aids. Das Stück der Theatergruppe Lubricat ist die Aufarbeitung des Todes eines Freundes und Tänzerkollegen. Für Red, Blue and Yellow - if you were still around hat Autor und Regisseur Dirk Cieslak zusammen mit der Mutter des Verstorbenen einen Text montiert. Entstanden ist eine Collage der Trauerarbeit, die jetzt im Rahmen des Werkforums Stand der Dinge einem größeren Hamburger Publikum vorgestellt wurde.

Drei Farben, drei Stimmungen. Sygun Schenk, im grünen Kleid, läßt ihren Körper schreien. Sie stampft auf den Bühnenboden und stakt mit Übersprungbewegungen durch den Raum, bisweilen scheint sie wie wahnsinnig. Silvia Kesselheim ist rot gekleidet. Mit kraftloser Stimme „weint“ sie Lieder von Georges Gershwin, Cole Porter und Tom Waits. Sie singt selbstvergessen, der Trost der Musik scheint nicht ans Publikum, sondern an sie selbst gerichtet zu sein. Armin Dallapiccola - er trägt schwarz - spricht den Text als Monolog. Erinnerungen der Trauernden über den Verstorbenen. Auch er agiert nur wie für sich selbst. Seine Sätze sind gleichförmig wie die Äußerungen eines Menschen, der über einen Kloß im Hals hinwegsprechen muß.

Schreckliche Ereignisse machen unterschiedlich betroffen. „Es kommt auf die Nähe an“, stellt Dallapiccola fest. Red, Blue and Yellow bleibt auf Distanz. Die mit dem Musiker Matthias Botsch vier Ak-teure auf der Bühne kommunizieren nicht, richten sich nicht ans Publikum. Sie wirken autistisch, die Stimmung ist gleichförmig und weitgehend ohne Spannungsbogen. Erst gegen Ende bekommen die Textpassagen Wärme. Es ist ein Stück für Eingeweihte. Wer durch das Theater nicht an eigene Trauererlebnisse erinnert wird, muß es als monotonen Minimalismus erleben.

Werner Hinzpeter

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