Monarchismus: Ingenieure wollen Königin statt Dutschke
Die Bundesingenieurkammer verlegt ihre Adresse, damit die Post nicht in die Rudi-Dutschke-Straße geschickt werden muss.
Direkt neben der taz hat die Bundesingenieurkammer ihren Sitz, in der Kochstraße 22. Aber Halt, jetzt ist die Straße ja auf Initiative der taz umbenannt in Rudi-Dutschke-Straße. Aber das Hochhaus, in dem die Vertreter der 43.000 Ingenieure sitzen, hat auch noch einen Seiteneingang zur Charlottenstraße. Diese ist nach Sophie Charlotte von Hannover benannt; die war von 1701 bis 1705 die erste Königin in Preußen und außerdem Mutter des "Soldatenkönigs" Friedrich Wilhelm I.
Die Ingenieure hatten jetzt zu entscheiden, ob sie ihre Postadresse weiter am Haupteingang des Gebäudes in der Rudi-Dutschke-Straße haben möchten oder ob sie sie an den Seiteneingang verlegen. "Der Vorstand der Bundesingenieurkammer hat sich einstimmig für die Adresse Charlottenstraße entschieden", heißt es in einem Brief, mit dem der stellvertretende Geschäftsführer Markus Balkow die Geschäftspartner der Kammer über die Adressänderung informiert.
"Wir haben das im Vorstand nicht lange diskutiert", sagt Vorstandsmitglied Harald Rupprecht. Hinter der Entscheidung stecke aber sicher, dass Dutschke "sich durch sein Werden und Tun stärker exponiert hat und bis heute in der Öffentlichkeit umstritten ist". Die Herrscher des 18. Jahrhunderts würden dagegen heute allgemein verklärt - obwohl man ihr Wirken schon auch kritisch sehen müsse. "Aber das, was Rudi Dutschke wollte, wäre vielleicht auch in der Anarchie geendet", meint Rupprecht. "Unter unserem heutigen Innenminister wäre er jedenfalls sicher der Staatsfeind Nummer eins."
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