Modestudierende der UdK: Wenn Bettlaken zu Blusen werden
Ein Projekt von UdK-Studierenden verbindet Kreativität, Nachhaltigkeit und soziales Engagement. Die Upcycling-Kollektion gibt es in Mitte zu kaufen.
Im 19. Jahrhundert umfasste die Weißwäsche-Aussteuer einer bürgerlichen Tochter – also das Konvolut an Bettwäsche, Handtüchern, Tischdecken, Servietten und anderem Textil was in einen Haushalt eingebracht wurde – noch leicht weit mehr als fünfhundert Teile. Alle feinsäuberlich monogrammiert, gebügelt, gestärkt und verwahrt. So sollte sie ein ganzes Leben lang halten.
Es folgten Industrialisierung und Konsum, Interior-Magazine, Ikea und angeblich nachhaltige kleine Handtuchfirmen die ihre Social-Media-Ads wie Untote des guten Geschmacks in jede freie Internetlücke quetschen. Wäsche reicht nicht mehr für ein Leben, sie reicht für eine Saison und das nur im Privaten. Auch andere Branchen wie die Hotellerie oder Krankenhäuser haben einen ungemeinen Durchsatz an Textil. Recycelt wird zu wenig und wenn, dann meist für die Reinigungsindustrie.
Um dem etwas entgegenzusetzen haben Modestudierende des dritten Semesters der Berliner Universität der Künste (UdK) das Projekt „Reincarnation“ ins Leben gerufen, welches Zukunftsmodelle der Modeindustrie im Hinblick auf Umweltverträglichkeit und soziale Verantwortung untersucht und hierbei Nachhaltigkeit, Kreativität und Innovation kombiniert.
In Zusammenarbeit mit Admiral, einer industriellen Wäscherei, verwandeln die angehenden Designer:innen ausrangierte Hotelbettwäsche, insbesondere Bettlaken und Handtücher, in upgecycelte Kleidungsstücke.
Einzelstücke ohne Dachbodengeruch
Da nicht einfach nur vorhandene Mode verändert wird, sondern das wiederverwertete Textil lediglich die Grundlage eigener, junger Entwürfe darstellt, finden sich in der Kollektion Einzelstücke, die wenig mit den leicht ökigen Assoziationen zu tun haben, die das Wort Upcycling noch wie lästiger Dachbodengeruch umgeben.
Von minimalistisch bis experimentell finden sich weiße Sommerkleider, humorvoll-bizarre raupenähnliche T-Shirts, asymmetrische Blusen und ein merkwürdig einladendes Kapuzen-Stulpen-Handschuhe-Objekt aus rosa Frottee, welches sogar in den Seitenstraßen Neuköllns auffallen sollte.
Wie auch andere Projekte der letzten Jahre, allen voran die von dem Verein Karuna unterstützte Initiative PEOPLE Berlin, zeigen, rückt in der jungen Modebranche nicht nur der kritische Umgang mit Ressourcen in den Vordergrund, sondern auch die soziale Verantwortung.
Und während PEOPLE seine regelmäßigen Kollektionen zusammen mit von Wohnungslosigkeit und Sucht bedrohten Jugendliche entwirft, haben sich die Studierenden der UdK entschlossen, die gesamten Einnahmen des Projekts an die Bahnhofsmission Zoologischer Garten in ihrer direkten Nachbarschaft zu spenden, um so lokale Gemeinschaften zu schützen und zu stützen.
Kaufen kann man die Stücke ab dem 7. Februar um 18 Uhr beim Secondhandladen Vintage Revivals in der Münzstr. 5 in Mitte. Und im besten Fall halten sie dann ein ganzes Leben.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!