Modemosse im Ex-Flughafen: Tempelhof-Miete bleibt Geheimsache
Finanzsenator Sarrazin will weiterhin nicht verraten, wie viel Miete die Modemesse zahlt. Opposition ist erbost.
Tempelhof, die Nächste: Der umstrittene Einzug der Modemesse Bread & Butter lässt den Senat nicht zur Ruhe kommen. Am Mittwoch rechtfertigte Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses den Mietvertragsabschluss - es war der dritte Ausschuss, der sich innerhalb weniger Tage mit dem Thema befasste. Sarrazin wies Anschuldigungen zurück, die Filmstudios Babelsberg seien bei der Entscheidung ausgebootet worden. Er habe im Vorfeld mit Studio-Vorstand Christoph Fisser telefoniert, sagte Sarrazin. "Das, was sie sich als Miete vorstellten, hatte Taschengeldformat."
Fisser hatte die Vermietung an Bread & Butter scharf kritisiert. Da die Messe die Gebäude und Außenflächen jeweils zwei Monate im Jahr komplett mietet, kann Babelsberg keinen "Filmhafen" mehr im Ex-Flughafen errichten. Auch die Opposition wirft dem Senat vor, durch die Entscheidung andere Nutzungen auszuschließen.
"Das Ganze ist eine Bauchentscheidung und gesammelte Intransparenz", schimpfte der CDU-Abgeordnete Matthias Brauner. "Das sind Sitten, die wir sonst nicht gewöhnt sind." Wie schon im Vermögensausschuss polterte die Opposition indes erfolglos: Auch Sarrazin rückte nicht damit heraus, wie viel Miete Bread & Butter zahlt. "Das ist keine Zuständigkeit des Abgeordnetenhauses", sagte der Senator. Der Mietvertrag leiste einen wesentlichen Beitrag zum Abbau des Defizits des Flughafens, sagte er lediglich. Gerüchten zufolge zahlt die Messe 1,6 Millionen Euro pro Jahr. Der Tempelhof-Verwalter BIM ging Anfang Januar von einem Defizit von bis zu 14 Millionen Euro in diesem Jahr aus.
Derzeit gehören die größten Teile des Flughafens dem Bund, der Gesamtkomplex soll aber in den Besitz des Landes übergehen. Die Verhandlungen könnten in diesem Jahr abgeschlossen werden, sagte Sarrazin. Über den Kaufpreis wird noch verhandelt. Gutachter hatten den Wert der Bundesanteile auf 40 Millionen Euro beziffert; Berlin will wohl weniger zahlen. Der Bund hingegen hat angedeutet, dass er nicht zuletzt wegen des Einzugs der Modemesse den Wert der Immobilie höher sieht.
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