■ Mode-Baisse: Asien hinkt
Die Mode hat die Asiengrippe. „Jahrelang konnte dort jeder einen Haufen Geld machen“, sagte Giancarlo Giammetti, Manager von Valentino, letzte Woche in Newsweek, „man eröffnete ein Geschäft, und der nächste Schritt war, fünf Geschäfte zu eröffnen.“
Selbst ein mittleres Unternehmen wie Paul Smith hat acht Läden in London, je einen in Paris und New York – aber 200 in Japan. Der asiatische Umsatz macht inzwischen bei vielen Modehäusern 20 bis 50 Prozent aus. Die Krise hat sie hart getroffen: Gucci-Aktien sanken in einem Monat um 50 Prozent, die von LVMH, dem größten Luxuskonzern Frankreichs, um 45 Prozent, bei Hermès waren es 36 Prozent.
Schuld am Einbruch ist laut Newsweek nicht zuletzt der Verkauf diverser Modehäuser an große Konzerne. LVMH gehören Celine, Dior, Givenchy, Kenzo, Lacroix und Vuitton. Gucci war fast bankrott, als es 1993 von einer Investmentgruppe aus Bahrain gekauft wurde. Nun liegt der Umsatz bei einer Milliarde Dollar jährlich. Versace, Armani, Ferré, Trussardi und Cerruti wollen bis 2000 an die Börse gehen.
Die großen Konzerne können die Welt mit ihren Waren überschwemmen. Das geht aber nur so lange gut, wie auch ein großer Markt da ist. Bei Hermès sanken die Geschäfte in Asien um 11 Prozent. Dabei sind die Gründe je nach Land unterschiedlich. Japan ist seit einigen Jahren flau wegen des schwachen Yen. Von „Tigerstaaten“ wie Singapur und Taiwan hofft man, daß sie die Krise bald überwinden. Aber in Thailand oder Indonesien ist die Mittelschicht total weggebrochen.
Das beste Exempel für die Folgen der Krise ist Hongkong. Gucci hat dort sieben Geschäfte, Prada neun. Zum Vergleich: New York City hat gerade mal einen Gucci- und zwei Prada-Läden. Touristen aus ganz Asien flogen dort zum Einkaufen hin. In der zweiten Hälfte 1997 sank jedoch die Zahl japanischer Touristen um 62 Prozent. Wer soll da in sieben Gucci- Boutiquen kaufen?
„Auf lange Sicht wird das Wachstum in Asien größer sein als in Europa oder Nordamerika“, erklärte LVMH-Präsident Bernard Arnault dennoch in Newsweek. Und auf kurze Sicht wird gespart: Vuitton-Manager Yves Carcelle hat ein Treffen mit regionalen Partnern von Guam nach Thailand verlegt. Da sind die Hotels billiger. see
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