Mobilität: Auto teilen leicht gemacht
Wer in Hamburg auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten will, findet bald rund 200 Kleinwagen im Stadtgebiet. Das neue Konzept heißt: "Auto zum Mitnehmen".
Am Montag stellen der schwarz-grüne Senat und der Daimler-Konzern ein neues Mietwagenangebot vor. Es macht den Einstieg noch einmal leichter als bisherige Carsharing-Konzepte.
Das neue Autoleihsystem namens Car2go, also Auto zum Mitnehmen, geht so: In einem ausgewiesenen Bereich in der Stadt sollen voraussichtlich ab dem Frühjahr 2011 etwa 200 Smarts in Parkhäusern, an Einkaufszentren oder einfach am Straßenrand stehen, wie aus der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt verlautet. Wer eines dieser Autos mieten will, registriert sich online oder via Handy, zahlt einmalig 19 Euro und erhält einen Chip, der die Autos öffnet.
Pro Minute kostet die Fahrt 19 Cent, Benzin, Versicherung und Steuern inklusive. Stündlich kostet die Nutzung höchstens 19,90 Euro, pro Tag maximal 49,90 Euro. Betrieben wird die Fahrzeugflotte vom Autobauer Daimler. Wer sein Ziel erreicht hat, stellt den Wagen an Ort und Stelle ab.
Mit diesem System unterscheidet sich Car2go von Anbietern wie beispielsweise Cambio, die ihren 2.300 Kunden in Hamburg an 18 Verleihstationen vom Kleinwagen bis zum Transporter alle Autogrößen anbieten. Wer sich bei Cambio einen Wagen mieten möchte, zahlt eine einmalige Gebühr von 30 Euro und eine monatliche Grundgebühr von drei bis 25 Euro. Der Kilometer kostet zwischen 16 und 30 Cent und der Stundentarif liegt bei 1,90 bis 5,40 Euro. Die Leihautos müssen an die Station zurückgebracht werden, an der sie ausgeliehen wurden.
Daimler hatte Car2go im Herbst 2008 in Ulm gestartet und nach einer einjährigen Testphase positiv beurteilt. Mittlerweile haben sich in Ulm mehr als 20.000 Menschen angemeldet. "Es liegen uns keine Zahlen darüber vor, wie viele von denen tatsächlich fahren", sagt Bettina Dannheim von Cambio. "Es wurden bisher auch keine Aussagen darüber gemacht, wie viele dieser Kunden tatsächlich ihren eigenen Wagen abschaffen."
Das Unternehmen ermittelt genau das mit einer jährlichen Kundenumfrage und kommt zu dem Ergebnis, dass eines seiner Carsharing-Autos neun bis zehn Privatfahrzeuge ersetzt. "Unser System entlastet also nachweislich den Straßenverkehr", sagt Dannheim.
Bei Car2go war am Donnerstag niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Auch in der Behörde für Umwelt und Stadtentwicklung wollte man sich nicht äußern und verwies auf die montägliche Pressekonferenz.
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