Mobile Werbung: Apple sortiert Google aus
Im Kampf um den Zukunftsmarkt der Handy-Reklame hat Apple seine Geschäftsbedingungen geändert. Die Regelung wendet sich explizit gegen den Internet-Werberiesen Google.
60 Millionen Dollar wollen große Marken auf Apples Mobilplattform bis Ende des Jahres in Werbung investieren: Nach dem Verkauf von Musik, Filmen und Anwendungen baut sich der Computerriese nun ein weiteres Standbein auf. Dazu werden die so genannten "iAds" direkt ins Betriebssystem iOS von iPhone, iPad und iPod touch eingebaut. Programmierer können die Anzeigen dann mit wenig Aufwand in ihre Programme integrieren und erhalten schließlich immerhin 60 Prozent des generierten Umsatzes. Der Rest geht an Apple.
Mobile Reklame gilt als großes Zukunftsgeschäft - auch der Internet-Werberiese Google sieht das so und hat sich deshalb kürzlich den Branchenspezialisten Admob einverleibt. Doch Google dürfte es auf dem iPhone künftig schwer haben: Apple hat gerade seine Entwicklerbedingungen so geändert, dass sie den Konzern explizit ausbremsen. Die entsprechende Stelle hört auf den Namen Sektion 3.3.9 und beschreibt die Erfassung der für das Schalten von Werbung so wichtigen Nutzungsstatistiken, ohne die kein Kunde Reklame buchen würde.
Zwar schließt Apple dabei Drittfirmen nicht explizit aus - Firmenboss Steve Jobs betonte erst kürzlich in einem Interview, man wolle nicht der einzige Werbetreibende auf dem iPhone sein. Doch hat die Neuregelung einen gewaltigen Haken für den aktuell Branchengrößten: Daten dürfen nur an "unabhängige Werbedienstleister" gegeben werden, "deren Hauptgeschäft das Ausliefern mobiler Werbung ist". Als explizit nicht unabhängig gilt dabei eine Firma, die "beispielsweise im Besitz eines Entwicklers oder Vertreibers mobiler Geräte oder mobiler Betriebssysteme" ist. Nur Apple selbst ist hier ausgenommen. Ergo: An die Google-Tochter Admob dürfen nun keine Statistiken mehr ausgeliefert werden.
Admob-Gründer Omar Hamoui ist diese Neuregelung bereits aufgefallen. Im Firmenblog gab er sich erbost: Apple nehme Programmierern so Gelder weg, außerdem schade es dem Wettbewerb massiv. Ob Apple mit der Regelung durchkommt, ist indes noch unklar: Laut einem Bericht der "Financial Times" interessieren sich mittlerweile die US-Kartellbehörden für Sektion 3.3.9. Ob ein entsprechendes Verfahren Erfolg haben könnte, darüber streiten sich die Experten: Apple ist mit seinem iPhone nämlich nicht marktbeherrschend, nimmt aktuell Platz 3 im weltweiten Smartphone-Ranking ein.
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