Mixed Martial Arts: Rowdys Rückkehr
Ronda Rousey bestreitet den ersten MMA-Kampf seit über einem Jahr nach ihrer Niederlage. Er wird über ihre Zukunft entscheiden.
Grellbunt beleuchtet ist die futuristische Multifunktionsarena von Paradise, Nevada. Etwas überdimensioniert in den Außenmaßen. Der Namensgeber, ein deutsches Mobilfunkunternehmen, ist omnipräsent. Eine typische Las-Vegas-Halle, auch wenn sie im unmittelbar in die Casinometropole übergehenden Vorort liegt.
Hier veranstaltet die Ultimate Fighting Championship (UFC), der populärste Mixed-Martial-Arts-Organisator der Welt, das letzte große Event 2016: UFC 207. Doch trotz insgesamt zehn Kämpfen im Programm hätte der Hauptkampf alleine zum Großevent gereicht: Ronda Rousey kehrt nach über einem Jahr Pause zurück ins Octagon, das achteckige Äquivalent zum Boxring. Gegen die brasilianische Bantamgewichtstitelträgerin Amanda Nunes geht es für die 29-Jährige um nicht weniger als die Fortsetzung ihrer großen Karriere, die vor über einem Jahr einen Dämpfer erlitt. Ihre K.-o.-Niederlage gegen die bis dato kaum bekannte Holly Holm gilt als die größte Überraschung in der Geschichte des jungen Sports. Nach 59 Sekunden in der zweiten Runde hatte Rousey Titel, makellose Kampfbilanz und Prestige verloren.
Zuvor war sie beispiellos durch ihren Sport gepflügt, ihre übrigen elf Kämpfe dauerten meist nur wenige Sekunden. Rousey wurde zum Gesamtkunstwerk: Vor den Kämpfen gab sie sich betont selbstbewusst, starrte ihre Gegnerinnen auf den Pressekonferenzen an, als ginge es um Leben und Tod. Während der Fights lächelte sie, provozierte. Die öffentliche Begeisterung führte zu Show-Auftritten und Filmrollen, trug bei zu ihrem Legendenstatus. Mit der Niederlage fiel sie in ein tiefes Loch, vermied Auftritte in der Öffentlichkeit, musste Spott über sich ergehen lassen.
Erst im Februar 2016 sprach sie das erste Mal offen über die Niederlage – und gab einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben. „Ich saß im medizinischen Untersuchungsraum und fragte mich: ‚Wer bin ich noch, wenn ich das nicht mehr bin? Ich bin nichts, niemand. Was kann ich noch tun?‘“, erzählte Rousey in einer Talkshow. „Ich habe wirklich daran gedacht, mich umzubringen.“
Die Niederlage wirkt nach
Einzig Lebensgefährte Travis Browne – ebenfalls UFC-Kämpfer – habe sie auf andere Gedanken gebracht. „Er stand vor mir, ich sah zu ihm auf und dachte nur noch: Ich möchte Kinder mit diesem Mann haben, ich muss weiterleben.“ Die Niederlage wirkt trotzdem noch immer nach: „Ich musste erst akzeptieren, dass ich nicht mehr die Person werden kann, die ich sein wollte“, sagt sie heute über ihren geplatzten Traum, ungeschlagen ihre Karriere zu beenden. Sollte Rousey nun gegen die als stark eingeschätzte Nunes verlieren, wäre die Aura der Unbesiegbarkeit endgültig verflogen.
Mit elf Jahren hatte Rousey mit Judo begonnen – Mutter AnnMaria De Mars war darin 1984 Weltmeisterin. Es folgten über die Jahre diverse Judotitel, 2007 die Vizeweltmeisterschaft, 2008 olympisches Bronze in Peking.
Den Beinamen „Rowdy“ hat sich die Wrestlingbegeisterte als Hommage an den mittlerweile verstorbenen „Rowdy Roddy Piper“ gegeben, einen in den 80ern äußerst populären Showcatcher. 2014 hatte Rousey einen Kurzauftritt bei der „Wrestlemania“, der größten Veranstaltung des Branchenriesen WWE. Seither wird immer wieder über einen Wechsel Rouseys ins Professional Wrestling spekuliert, der anderen populären Kampfsportart neben MMA. Rousey würde dem Frauenwrestling einen weiteren enormen Legitimitätsschub verleihen. „Unsere Fans lieben Ronda“, sagt WWE-Managerin Stephanie McMahon. „Sie hat eine unglaubliche Strahlkraft.“
Doch heute Nacht geht es erst einmal um Rouseys UFC-Karriere im MMA. Im Falle einer erneuten Niederlage wird bereits über ihren Rücktritt spekuliert – der ohnehin in greifbarer Nähe scheint. „Dies wird definitiv einer meiner letzten Kämpfe“, kündigt Rousey an, „diese Show wird nicht für immer da sein.“ Gut möglich aber, dass die Show weiterzieht, von der UFC zur WWE.
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