■ Mittwochsblick: Sprachverwirrung
Mittwochsblick
Sprachverwirrung
hier das foto
von der Straßenbahnscheibe
„Was ist denn das wohl für eine Sprache?!“ zischelt es hinter mir in der Straßenbahn. Objekt der Verwirrung ist einer der Aufkleber, die seit Ende März auf den Scheiben von Bussen und Bahnen kleben. In türkiser Schrift auf pinkfarbenem Grund ist dort ein Satz in einer von 15 Sprachen zu lesen, allerdings ohne deutsche Übersetzung. Allgemeine Sprachverwirrungen sind seitdem zu beobachten. Mit Glück trifft die nach Aufschluß Suchende auf eine der zehn Straßenbahnen, deren Außenseite mit einem Satz samt Übersetzung beschrieben ist — oder sie greift zum Telefon. Ein Anruf bei der Marketingabteilung der BSAG zeigt, daß dort das „Unverständnis“ durchaus bekannt ist. Und damit nicht genug, es sei auch „ein wenig gewollt“. Zum Nachdenken will man anregen, zur Ausländerfeindlichkeit Stellung beziehen. Parallel zu der Aufkleber-Aktion wurde eine neue Bremer Karte herausgebracht. „Unsere“ Weltkugel im All, das neue Motiv der Karte, soll zu gemeinschaftlichen und globalen Denken aufrufen. Die meisten werden wohl allerdings so ähnlich reagieren wie die zwei Damen hinter mir, welche nach kurzen Entzifferungsversuchen chinesischer Zeichen aufgaben. Und nicht erfahren werden, was da eigentlich steht in 15 Sprachen: „Für alle Menschen in unserer Stadt“. diane
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