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Mittelpunkt der WeltSchilder, die noch in Hamburg zu sehen sind

■ Die Grünen finden es toll, dass sich die Koalition um Bremer „Identity“ bemüht

Stellen Sie sich vor, Sie verlassen Paris oder Dublin und werden quasi am Ausgang der einen Metropole auf die andere, nämlich Bremen hingewiesen? Die Bremer Grünen wollen, dass dieser schöne Traum Wirklichkeit wird, und auf welchem Wege werden Träume leichter zur Wirklichkeit befördert als durch das klassische Instrument „Antrag an die Bremische Bürgerschaft“?

Gesagt, getan. Um der Wahrhei die Ehre zu geben, muss man erwähnen, dass die große Koalition die Grünen auf die Idee gebracht hat. SPD- und CDU-Fraktion waren es, die als erste in der Formvollendung eines Antrages an den Landtag zu Bremen feststellten: „Das Corporate-Identity-Konzept hat inzwischen auch im öffentlichen Bereich Einzug gehalten.“

Schlussfolgerung der Erkenntnis sollte nicht (noch nicht?) sein, dass nun in Bremen das Tragen von Schirmmützen mit anderen Reklame-Aufschriften als dem „Bremen- erleben“-Logo verboten werden soll. Es sei denn, es handelt sich um „Bremen- erleben“-Kappen. Nein, die Fraktionen der großen Regierungskoalition wollen durch Beschluss der Volksvertreter die Exekutive verpflichten, die „alten unansehnlichen Orts- und Werbeschilder“ in den Eingansbereichen „vor allem der Stadt Bremen“ durch neue zu ersetzen.

Einheitliches Design, so die Begründung, „trägt zur Identitätsstiftung der Einwohnerschaft bei“. Am Ortsrand vor Bremerhaven - das gehört ja, aus Bremer Sicht, immerhin auch dazu - werde gar auf „Cuxland“ hingewiesen! Kein Zeichen, kein Wort von „Bremen und Bremerhaven - zwei Städte, ein Land“. (Drucksache 15/672 vom 20.3.2001)

Der Antrag soll in dieser Woche im heimischen Landtag beraten werden, und da haben die Grünen erkannt: Zu kurz gesprungen ist die Koalition. „Mehr Mut!“ möchte die kleine Opposition der breiten Regierung zurufen. Es reiche nicht, lediglich vor den Toren Bremerhavens auf das Land Bremen hinzuweisen, Bremen müsse „seiner Rolle als Global Player gerecht werden“, fordern Dr. Hermann Kuhn und die Fraktion. Nicht Kleckern, sondern Klotzen!

Auf den Ausfahrtsstraßen aller europäischen Metropolen zwischen Dublin und Tallinn müssten erste Schilder auf den lohnenden Weg nach Bremen hinweisen. „Polyglott“ müsse die Beschriftung auch in Sprachen wie Japanisch und Bairisch erfolgen. Je näher man Bremen komme, um so häufige müssten die Schilder aufgestellt sein. Die Schilder am direkten Stadtrand müssten so groß sein, „dass sie von Hamburg aus gelesen werden könnten“. (Drucksache 15/753)

Um den maritimen Charakter der Städte zu unterstreichen, sollten sowohl in Nord- und Ostsee als auch im Mittelmeer Seebojen mit dem Hinweis auf Bremen gesetzt werden. Und um das moderne Wegeleitsystem schließlich durch Beschädigung „insbesondere durch Schildläuse“ zu schützen, „ist neben jedem Schild eine Schildwache zu postieren“, endet der weitergehende Antrag.

Antagsteller Dr. Kuhn meinte auf Nachfrage, wegen der Komplexität des Themas werde es möglicherweise interfraktionelle Verhandlungen in dieser Woche geben mit dem Ziel, zu einem einheitlichen Vorgehen zu kommen. Dies werde sich aber frühestens am Mittwoch entscheiden. K.W.

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