Mitgliederentwicklung der Parteien: Die Grünen jubeln, die anderen grübeln
Allen Parteien laufen die Mitglieder weg - nur den Grünen nicht. Um mehr als zehn Prozent gingen die Zahlen nach oben. Volkspartei wollen die Grünen trotzdem nicht sein.
BERLIN taz | Das ist besonders bitter für die CDU. Zum ersten Mal seit zehn Jahren verliert die Partei mehr Mitglieder als die SPD - und das will schon mal was heißen. Mehr als 18.500 Mitglieder haben 2010 das schwarze Parteibuch wieder abgegeben. Keine andere Partei hat - gemessen in absoluten Zahlen - mehr Austritte zu verschmerzen. Bei der SPD waren es ungefähr 14.500, wie eine Sprecherin gegenüber taz bestätigte.
Der Berliner Parteienforscher Oskar Niedermayer hat sich mit der Mitgliederentwicklung der Parteien befasst und herausgefunden, dass vor allem die Regierungsparteien CDU/CSU und FDP im letzten Jahr überdurchschnittlich viele Mitglieder verloren haben. Prozentual traten bei der CDU 3,6 Prozent der Mitglieder aus, bei der CSU waren es knapp 3 Prozent - in etwa so viel wie bei den Sozialdemokraten.
Richtig mies ist das Jahr 2010 für die Liberalen gelaufen. Laut der Studie haben fast 8 Prozent der FDP-Anhänger ihre Mitgliedschaft beendet. Noch schlechter hat da nur die Linke abgeschnitten. Mit einem Minus von fast 9 Prozent steht sie ganz oben auf der Verlierer-Liste.
Zwar haben auch die Grünen Austritte zu verzeichnen - 2.146 waren es nach Angaben einer Sprecherin, als etwa 2,5 Prozent - aber insgesamt ist die Partei die einzige, die noch einen Mitgliederzuwachs vermelden kann.
Denn während CDU und SPD inzwischen unter die 500.000-Marke gefallen sind, die CSU massive Einbußen hat, die FDP mit einem Mitgliederschwund von fünf Prozent und die Linke gar mit einem Verlust von fast sechs Prozent zurechtkommen muss, können die Grünen jubeln.
Grüne: Wir spielen in der gleichen politischen Liga wie CDU und SPD
Um zehn Prozent stieg die Zahl der Mitglieder 2010 auf fast 53.000, inzwischen sind nochmal rund 5.000 neue dazugekommen. Aktuell hat die Partei 57.298 Mitglieder.
Bundesgechsäftsführerin Steffi Lemke sieht es als großartige Bestätigung der grünen Politik. "Jeder Monat dieses Jahres war bei den Eintritten im Vergleich zu den Vorjahren ein Rekordmonat", sagte sie der taz. "Das zeigt, dass wir vielen Menschen eine politische Heimat bieten."
Die Diskussion um den Status einer Volkspartei, die besonders in den vergangenen Monaten immer wieder wieder hochkochte, umschifft Lemke ganz bewusst. Zahlenmäßig, so sagt sie, seien die Grünen im Vergleich zu Union und SPD immer noch eine kleine Partei. "Aber natürlich spielen wir in derselben politischen Liga."
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