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Mitglied über Verhalten von Hannover 96„Mangelnder Respekt“

Hannover 96 wird trotz Mitgliedervotum keine außerordentliche Mitgliederversammlung abhalten. Die Mitglieder sind sauer.

Das Feindbild vieler 96-Mitglieder: Klubchef Martin Kind. Foto: dpa
Andrea Maestro
Interview von Andrea Maestro

taz: Herr Krakau, wie beurteilen Sie, dass Hannover 96 die Forderung nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung abgewiesen hat?

Im Interview: Robin Krakau

37, ist Sprecher der Martin-Kind-kritischen Interessengemeinschaft Pro Verein 1896.

Robin Krakau: Das ist mangelnder Respekt der eigenen Satzung und den Mitgliedern gegenüber, die die außerordentliche Versammlung mit ihren Unterschriften gefordert haben. Wir haben 1.310 Unterschriften abgegeben und damit das nötige Quorum erreicht. Der Vorstand hat keinen Interpretationsspielraum, wenn alle Bedingungen erfüllt sind.

Warum wollen Sie vorzeitig drei Aufsichtsräte abwählen?

Martin Kind hat in den vergangenen Jahren finanzielle Werte aus dem Verein herausgelöst. Viele Mitglieder glauben, dass drei der fünf Aufsichtsräte ihrer Aufsichtspflicht ungenügend nachgekommen sind und den Ausverkauf des Vereins zugelassen haben.

96 argumentiert, dass im März auf der Mitgliederversammlung ohnehin der Aufsichtsrat gewählt wird. Ist ein zweiter Termin nicht wirklich überflüssig?

Nein. Hannover 96 ist im Umbruch. Der Verein wartet auf die Entscheidung des Schiedsgerichtes der Deutschen Fußball-Liga für eine Ausnahme von der 50+1-Regel.

Kind möchte den Verein für Investoren öffnen.

Falls das Schiedsgericht in seinem Sinne entscheiden sollte, ist es wichtig, dass der Aufsichtsrat kritisch auf die Entwicklungen blickt.

Wollen Sie juristisch gegen Hannover 96 vorgehen?

Das prüfen wir. Die Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht der Mitglieder, die unterschrieben haben.

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3 Kommentare

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  • 9G
    91985 (Profil gelöscht)

    Ich bin weder 96- noch ein großer Martin Kind-Fan. Aber als Hannoveraner bekomme ich schon länger mit, wie sich hier eine kleine Gruppe (überwiegend Ultras) aufbläst und Krieg gegen Kind und die böse Kommerzialisierung führt. Dabei schrecken sie auch nicht davor zurück, dem Klub und dem eigenen Team zu schaden.



    96 ist ein besonders krasses Beispiel für ein stärker werdendes Phänomen im deutschen Profifußball. Eine kleine Minderheit von Ultras und Traditionslisten versucht, Klubs, Verbände und die Mehrheit der „normalen“ Fans in Geiselhaft zu nehmen und ihre Interessen durchzudrücken. Dass diese nicht mehr zeitgemäß und schädlich für die Klubs sowie die ganze Bundesliga sind, interessiert diese Leute nicht.



    Mit Extremisten braucht man nicht diskutieren. Das ist Zeitverschwendung.

  • Im Sinne einer etwas ausgewogeneren Berichterstattung wäre es wünschenswert, wenn hier nicht immer nur die Kind-Kritiker zu Wort kommen würden.

    • @Oberkeule:

      Die Satzung sagt eindeutig, eine Mitgliederversammlung sei unter den gegebenen Umständen einzuberufen. Der Verein aber hat eine Erklärung mit Gründen veröffentlicht, warum man nun keine Mitgliederversammlung einberuft. Dabei gäbe es da, wenn man sich an die eigene Satzung halten würde, tatsächlich keinerlei Spielraum für den Verein. Es ist also in der Tat höchst respektlos, es zeigt, dass die Fans keinerlei Mitspracherecht haben und auch, dass sie keinerlei Rechte haben, denn selbst solche, die verbrieft sind, zählen nichts. Jeder von den Verantwortlichen, der das (freiwillig) mitgetragen hat, gehört für mein Verständnis wegen Vereinsschädigung entlassen. Diese Leute arbeiten nur für die eigenen Interessen, nicht für die der Mitglieder und der Fans im allgemeinen.



      Kind-Fans oder sonstige Leute können tatsächlich argumentieren wie sie nur wollen, die Satzung besagt, eine Mitgliederversammlung hätte einberufen werden müssen. Das Vorgehen des Vereins ist schlicht illegal.