Barth-Völkel: Mitgegangen, mitgehangen
Natürlich ist der Mann untragbar. Als Gesundheitspolitiker sowieso, und als Vorsitzender des Gesundheitsauschusses eines Landesparlaments erst recht. Fachkompetenz allerdings hatte Barth-Völkel schon vor seinen ausländerfeindlichen Ausfällen noch nie jemand nachgeraunt. Der Mann war zuvor schon eine schlechte Politiker-Imitation.
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Und das weiß in jenem Gremium niemand besser als Dietrich Wersich. Die zähneknirschende Selbstverleugnung, mit der dieser auch beim politischen Gegner angesehene Fachmann wider besseren Wissens verteidigte, was er nicht verteidigen konnte, ist kein Ruhmesblatt. Desgleichen gilt für den liberalen Schinnenburg, der sich seine rein formale Loyalität schmallippig abpresste. Aber Politiker sind eben so, wenn die Koalitionsdisziplin über allem steht.
Geduld ist zwar endlich, und der Widerwillen gegen Schills Holzköpfe arg gewachsen bei den Politprofis der Union. Kaum denkbar allerdings, dass er größer wird als der Willen zum Machterhalt. Die CDU wird weiter versuchen, den üblen Geruch zu übertünchen, der vom Partner auf sie übergreift. Mitgegangen, mitgehangen.
Dass SPD und GAL diesen Skandal anprangern, ist ihnen nicht vorzuwerfen. Zumal ihr Entsetzen eben kein Wahlkampfgetöse ist, sondern aufrichtig.
Deshalb werden sie diesen Ausschuss auch nicht boykottieren und den Barth-Völkels das Feld überlassen. Sie werden sie noch ein Weilchen ertragen müssen.
Muss diese Stadt ja auch.
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