Mit sechs 386ern fing es an: Das Frauen Computer Zentrum wird zehn
Technik und weibliche Sprache
„Word Grundlagen“, „Internet für Psychologinnen“ oder „Email von Oma“: Das sind Seminare, die das Frauen Computer Zentrum anbietet. Am Freitag wird es zehn Jahre alt und ist mittlerweile eine über Bremens Grenzen hinaus bekannte Institution.
„Es hat mir gestunken, für große Firmen Programme zu entwickeln, die auf die Produktion abgestimmt waren, aber nicht auf die Menschen, die mit den Programmen arbeiten sollten“, erklärt Melanie Schütte ihre Gründungsmotivation. Als Diplom-Informatikerin und Programmiererin kannte sie die Branche hinlänglich. Sie erzählt: „Wenn ich damals nicht nur die Firmenchefs, sondern auch die Anwenderinnen nach ihren Wünschen gefragt und die Handbücher in weiblicher Sprache verfasst habe, wollten das weder der Auftraggeber noch mein eigener Chef.“
Heute organisiert das Frauen Computer Zentrum auch – gemischte – Firmen-Schulungen. „In unserem Feedback-Fragebogen finden die meisten Teilnehmer unsere fachliche Kompetenz prima“, weiß Schütte. „Nur ob denn diese weibliche Sprache sein müsse, fragen uns die Männer immer wieder“, sagt Schütte und grinst. Ihr ist anzusehen: Weibliche Sprache muss!
Schon 1986 organisierte die Programmiererin mit Studienkollegin Dagmar Klenke Computer-Kurse für Frauen. Die Idee zum Frauen Computer Zentrum hatte Schütte drei Jahre später, bis Konzept und Finanzierung standen, wurde es 1992. Die beiden starteten mit sechs 386ern das Zentrum im Frauenstadthaus am Hulsberg. Da war damals noch Baustelle: „Sogar heute finden wir noch in alten Akten den feinen Holzstaub vom Treppenschleifen“, erinnert sich Dagmar Klenke. Für den sich rasant entwickelnden Markt holten sich die beiden Computerspezialistinnen Verstärkung ins Boot: Gabi Meihswinkel für die Verwaltung und Dorothea Tristram, die auch Fahrradmechanikerin ist, für Grafik und Layout.
Nach zehn Jahren sind die vier Computer-Profis etabliert, aber nicht selbstzufrieden. Derzeit überlegen sie, ein zweites Frauen Computer Zentrum in Oldenburg zu eröffnen. „Die Nachfrage ist da, aber das ist noch nicht spruchreif“, sagt Melanie Schütte dazu.
Zukunftswünsche? „Frauen müssen sich wieder mehr einmischen! Dann würde vielleicht auch ‚Word‘ nicht so übergriffig sein. Dieses Programm macht Dinge, gegen die man sich regelrecht wehren muss: Es formatiert ungebeten Aufzählungen oder unterstellt, dass man einen Brief schreiben will, bloß weil ein Text mit ‚Liebe...‘ anfängt!“
Ulrike Bendrat
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