■ Mit russischen Atom-U-Booten auf du und du: Glück bei Explosion
Berlin (taz) – Schon am Montag gab es auf einem russischen Atom-U-Boot eine Explosion. Das mußte gestern die russische Marine zugeben. Fünf Besatzungsmitglieder wurden verletzt, ein Mensch ist gestorben. Das Boot lag in der Basis des Litsa-Fjords im Norden der Halbinsel Kola, nur wenige Kilometer von der norwegischen Grenze entfernt.
Nach Aussage von Thomas Nilsen, Sprecher der in russischen Atomfragen gut informierten Umweltstiftung Bellona in Oslo, ereignete sich der Unfall folgendermaßen: Im Zuge der Checks vor dem Auslaufen des Bootes in das nördliche Polarmeer wurde der Reaktor hochgefahren. Dabei explodierte eine Gasdruckleitung. Eine giftigen Stickstoffverbindung trat aus. „Es war ein großes Glück, daß die Leitung schon beim Anfahren des Reaktors brach“, meint Nilsen. „Auf hoher See hätte die Besatzung vielleicht das Boot eilig evakuieren müssen, weil die Leitung direkt neben dem Kommandostand verläuft.“
Welcher U-Boottyp es war, blieb gestern nachmittag noch unbekannt. Auf der Basis sind laut Bellona gut 30 atomgetriebene Boote stationiert. Mit dem Stickstoffgas wird der Reaktor gekühlt. Das Gas ist jedoch Teil des zweiten Kühlkreislaufs, der keinen direkten Kontakt mit den strahlenden Brennstäben des Reaktors hat. Deshalb sind anscheinend keine radioaktiven Teilchen in die Luft ausgetreten. Das meldete zumindest die russische Marine. Auch die norwegische Stahlenschutzbehörde konnte bis gestern in ihren Meßstationen keine erhöhte Radioaktivität beobachten.
Auf der Halbinsel Kola ist die Mehrzahl der ehemals sowjetischen Atom-U-Boote stationiert. Auch alte Wracks samt ungesicherten Reaktoren liegen in großer Zahl an den Hafenmolen. Insgesamt ist das strahlende Inventar ein Vielfaches dessen, was in Tschernobyl frei wurde. rem
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