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■ Mit fliegendem Gemüse auf du und duA la saison

Berlin (taz) – Landwirtschaft ist gut gegen den Treibhauseffekt. Denn die Pflanzen binden beim Wachstum CO2. Nicht gut für das Klima ist aber, wenn besagte Landwirtschaft in Chile oder Neuseeland angesiedelt ist, während die KonsumentInnen hierzulande sitzen.

Nicht jedes Frischfutter verträgt eine lange Schiffsreise so gut wie Bananen. Und so kommt es per Flugzeug eingeschwebt. 1.755 Tonnen Erdbeeren ließen wir Deutschen uns 1993 einfliegen. Ob Keniaböhnchen oder brasilianische Mangos – der Luftfrachtverkehr nimmt drastisch zu. Ein Plus von 13 Prozent registrierte der Airport Council International im letzten Jahr. Allein auf deutschen Flughäfen wurden 1993 rund 120.000 Tonnen Frischwaren entladen; das ist ein Zehntel der Luftfracht.

Für ein Kilo Weintrauben aus Südafrika blasen Flugzeug- Treibwerke elf Kilogramm Kohlendioxid in die Atmosphäre, hat der BUND ausgerechnet. Oder: ein Kilo Erdbeeren aus Israel = 1,3 Liter Kerosin = 3,2 Kilo CO2. Hinzu kommt noch der in luftiger Höhe sofort gefrierende Wasserdampf aus den Triebwerken, der eine Art Glasdach für das Welttreibhaus bildet. En passant wird auch die Ozonschicht noch geschädigt.

Zwar ist es nun endlich politically correct, Obst aus Südafrika zu kaufen – klimapolitisch jedoch nicht. Die Alternative, nur noch hier gewachsenes Obst und Gemüse zu kaufen, ist auch nicht immer gut: Was aus dem Treibhaus kommt, hat das globale Treibhaus mit aufgeheizt.

„Essen à la saison“ schlägt der BUND vor: Sich schon im April auf die Erdbeeren freuen, die im Juni zuckersüß und extrem frisch aus deutschen Landen kommen und auf eine am Strauch gereifte Freilandtomate warten, die auch nach Tomate schmeckt und nicht nur ein roter Wasserbeutel ist.

Und wovon leben wir den ganzen langen Winter über? Der Berliner Sternekoch Siegfried Rockendorf hat in einem mehrgängigen Menü bewiesen, daß man auch im März mit Nahrungsmitteln aus der Region Köstliches fabrizieren kann. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Sahnesüppchen aus gelben Erbsen mit geröstetem Sauerkraut? Oder darf es vielleicht Zander aus der Müritz sein mit verschiedenen Zwiebelsorten? Dazu vielleicht ein zarter Salat aus geraspelten und blanchierten Steckrüben? Ein Quarkstrudel zum Nachtisch gefällig? Nicola Liebert

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