■ Mit der Weltwirtschaft auf du und du: Die Aussichten: kühler
Berlin (taz/rtr) – Die Auguren sind sich einig. Vom Internationalen Währungsfonds (IWF) über die Europäische Zentralbank (EZB) bis hin zu Bundeswirtschaftsminister Müller (parteilos) gehen alle von einer Abkühlung der Konjunktur aus. Der IWF hat zum Auftakt seiner Frühjahrstagung in Washington in seinem traditionellen Weltwirtschaftsausblick festgestellt, daß die Wirtschaft in der Euro-Zone 1999 deutlich weniger zulegen dürfte, als noch vor kurzem angenommen. Die Euro-Zentralbank sekundierte in ihrem aktuellen Monatsbericht, der Abschwung könne länger dauern als erwartet.
Dasselbe gilt laut Werner Müller für Deutschland. „Wir werden die zwei Prozent nicht erreichen“, sagte er auf der Hannover-Messe. Die düsteren Prognosen von Hans-Olaf Henkel, Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), seien jedoch Unsinn: „Ich warte auf den Tag, an dem Herr Henkel in der Öffentlichkeit etwas Vernünftiges sagt.“ Henkel weiß allerdings die Experten des IWF hinter sich. Die gehen sogar nur von 1,5 Prozent Wachstum in Deutschland aus.
Aber auch der Rest der Welt wird es nicht viel besser haben – mit Ausnahme der USA, wo die Wirtschaft mit 3,3 Prozent sogar schneller als erwartet wachsen soll. Nach IWF-Prognosen wird 1999 das Wachstum der Weltwirtschaft insgesamt im dritten Jahr in Folge zurückgehen: auf plus 2,3 Prozent nach 2,5 im vergangenen Jahr und 4,2 Prozent 1997. Aber das sei doch immerhin viel besser, als der IWF vor einem halben Jahr angesichts weltweiter Finanzkrisen befürchtet habe, freute sich IWF-Chefökonom Michael Mussa. Positiv ausgewirkt habe sich die Erholung in Südostasien, aber auch die Einführung des Euro. Dessen Kurs dürfe sich mittelfristig auch wieder gegenüber dem US-Dollar erholen. Risiken stellten aber die verschleppten Reformen in Rußland, die Finanzkrise in Brasilien und nicht zuletzt der Kosovo-Krieg dar.
Auch in ihren Ratschlägen an die Politik wissen sich IWF und EZB weitgehend einig. Die Euro-Banker warnen vor allem vor zu hohen Lohnabschlüssen. Die Politiker müßten für die Flexibilisierung der Arbeitsmärkte sorgen. Der IWF ist noch radikaler. Die Massenarbeitslosigkeit könne nur mit einer tiefgreifenden Deregulierung der Arbeitsmärkte überwunden werden. Speziell warnen die Ökonomen vor der Einführung von Mindestlöhnen wie kürzlich in Großbritannien. Flächentarifverträge empfehlen sie gleich ganz abzuschaffen. lieb
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