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Mit der Kamera zur Kunst

Nach langer Vorbereitung startet endlich die „Erste Triennale der Photographie“. Den Anfang macht heute die Freie Akadamie der Künste mit der Arbeiten der 50er Jahre  ■ Von Hajo Schiff

Eine Medienstadt ist Hamburg unbestritten. Muß man also die Fotografie fördern? Die Fotografie vielleicht nicht, aber die Wahrnehmung der Fotographie als Kunst. Und niemand macht das hier nachdrücklicher – und manchmal schon aufdringlich – als Hamburgs großer Mentor der Fotografie, Professor F. C. Gundlach. Nach zweijähriger Vorbereitung hat der 1993 auf sein Betreiben ins Leben gerufene Arbeitskreis Photographie nun mit der Hilfe von Wirtschafts- und Kulturbehörde sieben Hamburger Kulturinstitutionen und zahlreiche Galerien und freie Ausstellungsorte unter einen Hut bekommen und kann die Erste Triennale der Photographie durchführen.

Zwar ist Deutschland nach den USA einer der größten Märkte für angewandte Fotografie, aber es gab bisher keine repräsentative Veranstaltung. Denn Unternehmungen in Herten oder Esslingen ersetzen nicht das Engagement einer Printmedienmetropole wie Hamburg. Hier fand immerhin schon 1893, unter der Leitung von Alfred Lichtwark in der Kunsthalle die 1. internationale Ausstellung von Kunst-Photographien statt.

Doch heute will nicht jeder, der profitiert, auch investieren, und so wurde das aktuelle Projekt eine schwere Geburt. Herausgekommen ist vor allem eine Bündelung von Informationen und ein Name. Denn ein gemeinsames Thema wurde, vielleicht sogar glücklicherweise, nicht gefunden.

So wird sich diesen Sommer die wirklich gesamte Breite der Fotografie präsentieren: Von künstlerischen Neuinterpretationen der Evolution durch den Hamburger Fotokünstler Jochen Lempert im Kunsthaus bis zur erstmaligen Öffnung der Bildarchive Hamburger Industriefirmen durch das Museum der Arbeit, von den stilprägend schwarzen Verbrechensfotos des New Yorker Polizeireporters Weegee aus den vierziger Jahren in den Deichtorhallen zu aktuellen Auffassungen von Landschaftsbildnerei reicht die Auswahl. Garniert wird das ganze mit dem Jahrestreffen des Verbandes der Fotojournalisten oder dem dreißigsten Jubiläum des Bundes der Fotodesigner.

Nicht immer adelt sich dabei die Fotografie als Kunst: Sachdokumentation und Werbung werden in großem zeitlichen Abstand wieder als Zeitzeugen interessant und beispielsweise vom Kunstverein eingesetzt, um die Veränderung des urbanen Raumes zu kritisieren. Der Bogen der Bedeutung spannt sich über viele Einsatzarten bis dahin, wo nur noch die Kamera etwas entdeckt, was dem Auge sonst verborgen bliebe. Bilder mit rasend schnellen Verschlußzeiten, Bilder aus gleichermaßen fernen Mikro- und Makrobereichen zeigt deshalb eine Ausstellung in den Deichtorhallen.

Den Beginn von allem macht heute die Freie Akademie der Künste mit Zwischen Abstraktion und Wirklichkeit – Fotografie der 50er Jahre. Zum 50. Jubiläum der Gruppe fotoforum wird hier an die formalen Experimente einer „subjektiven Fotografie“ erinnert, die eng mit dem Namen Otto Steinert verbunden ist. 25 Fotographen sind mit 160 Aufnahmen präsent, wobei die Regen- und Öltropfenbilder Peter Keetmanns besonders eindrucksvoll sind.

Auswahl von Ausstellungen der 1. Triennale der Photographie:

Zwischen Abstraktion und Wirklichkeit: bis 24. Mai, Freie Akademie der Künste, Klosterwall 2. Bilder Großstadt/Emil Puls: 12. bis 11. Juli, Altonaer Museum. Andy Warhol. Photography: 13. Mai bis 22. August, Kunsthalle. Wohin kein Auge reicht/Weegee/Digitale Photographie und Medien: 20. Mai bis 5. September, Deichtorhallen. Jochen Lempert: 31. Mai bis 12. Juli, Kunsthaus. Zeit – Blicke: 13. Juni bis 29. August, Museum für Kunst und Gewerbe. Stadtluft: 26. Juni bis 29. August. Industriefotografie: 2. Juli bis 12. September. Weitere Infos unter: www/photriennale.de

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